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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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Tochter Marie in Straßburg aufgebrochen. Gegen schlechte Kost, üble Nachtlager, die Habsucht von Postmeistern und Wirten, die Korruption von Zollbeamten und Visitatoren hatten sie sich mit Gelassenheit, gegen Regen und Hagel mit Roquelors und Wachshüten gewappnet, aber was in der Vorstellung leicht erträglich schien, wurde in der Realität zur regelrechten Tortur.
    Die Postwagen fuhren eine Meile in der Stunde und hatten weder Dach noch Federung. Vom Gepäck gedrückt, waren die Passagiere außer Wind und Wetter auch den Mitreisenden ausgeliefert. Pestilenzialischer Gestank und dumme, abgeschmackte, zotenhafte Reden der bunten Reisekompagnie ergänzten sich oft trefflich. Wer acht Tage so gefahren, war ein ganz anderer Mensch geworden: wunderlich, träge, gelähmt am ganzen Körper. Wachend schlief er, die Augen eingefallen, das Gesicht aufgedunsen, die Füße geschwollen, der Geist abwesend. Das einzige, woran der Reisende noch dachte, waren Moraststrecken, Achsen- und Knochenbrüche, Prellungen, durchgegangene Pferde sowie Irrfahrten bei Nacht und Nebel.
    Derart zerrüttet waren Vater und Tochter mit ihren Kofferkistenvor zweieinhalb Tagen in Leipzig eingetroffen. Eine überaus glückliche Fügung des Schicksals hatte ihnen dort die weicheren Plätze in der Kutsche zweier Berliner Damen verschafft, die sich auf der Rückreise vom markgräflichen Hof in Bayreuth befanden. Freilich waren die herrschaftlichen Frauenzimmer dem seltsamen französischen Pärchen vor allem deshalb gewogen gewesen, weil es einer königlichen Einladung nach Berlin folgte.
    Mit unverhohlenem Stolz hatte sich Langustier als künftiger Küchenmeister Sr. Königlichen Majestät in Preußen vorstellen können. Das leicht prätentiöse Französisch, das er mit einer für sein Körpervolumen etwas zu hohen Stimme herausflötete, ließ keine Zweifel an seiner höfischen Zugehörigkeit aufkommen. Da sie zumindest erwarten durften, von einer kuriosen Begegnung mit dem allmächtigen ›Frédéric‹ zu hören, waren die Damen gerne bereit, sich auf dem letzten Wegstück einzuschränken. Aber es dauerte eine ganze Weile, bis sich das Gespräch diesem interessanten Thema nähern konnte. Zuviel Dringenderes war vorher von französischen Zuständen, Moden, Ländereien und Gaumenfreuden zu reden.
    Die Route führte über elende Weiler wie Torgau, Schlieben, Dahme, Baruth oder Zossen, die keineswegs auf der direkten Linie nach Berlin lagen. In Königs Wusterhausen, wo die Damen leider eine unumgängliche Besorgung zu erledigen hatten, übernachtete man ein letztes Mal. Das dortige Schloss, ein scheunenähnlicher Bau mit Wassergraben, gab Langustier eine drastische Vorstellung vom groben Charakter des jüngst verblichenen Friedrich Wilhelm I. Fast schien es, als dringe noch der schale, abgestandene Rauch des vom Kronprinzen so gehassten Tabakskollegiums aus den trutzig-plumpen Mauern.
    Nun sollte Berlin nicht mehr weit sein, nur wenige Stunden noch entfernt. Langustier beschloss, das Einschlafenwollen aufzugeben. Sein Kreuz schmerzte fürchterlich, der Nacken war steif wie Fels, der Schädel glich einem brummenden Bienenstock. Widrig frischzog es durch die Ritzen der Wagenschläge und des Kutschkörpers herein; es wurde mitunter unangenehm kühl an diesem Erntedanktag, der Himmel war oft verhangen, und kleinere Nebelbänke wechselten mit Sprühregen. Schon zu Beginn ihrer Reise hatte sich das Laub der Bäume zu verfärben begonnen.
    Doch statt melancholisch zu werden über den Umständen und Vorzeichen seiner Einfahrt ins raue Land der Borussen, musste Langustier lächeln, als ihm die beiden Damen gegenüber wieder in die Augen fielen. Ihre zierlichen Figuren, dergestalt eingeschnürt in Reiseroben à la turque, dass ihre Wespentaillen mit den voluminösesten Reifröcken kontrastierten, vollführten bei jedem Sprung der Kutsche ebenfalls einen Hüpfer, was höchst galant anzuschauen war und die Gedanken auf amouröse Verwicklungen lenkte.
    Schmale, dünne Palatinen umschlangen die alabasterweißen Hälse, damit sich von diesen Schmuckstücken die zarte Haut nur desto besser abhob. Die Bänder aus echtem moskowitischem Zobel waren eine reine Zier, die nichts verdecken sollte. Ganz gewiss nicht die Brüste in den weit ausgeschnittenen Kleidern, dieses erhabene, wohl proportionierte Lustterrain des verliebten Geschlechtes, das durch besondere Einschnürung noch zusätzlich zum Emporquellen gebracht wurde.
    Amüsiert gedachte Langustier der possierlichen

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