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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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Brauen quittierten.
    Bei der Besichtigung der Zitadelle und einem Rundgang durch die Stadt wurde der angebliche Graf Dufour nun gar mehrmals für den leibhaftigen König der Preußen gehalten, zuletzt beim Abstieg vom Münsterturme durch einen Mann, der ihn beschwor, seinen gewaltsam unter Friedrich Wilhelm angeworbenen und der Riesengarde einverleibten Sohn freizugeben, was er stante pede bewilligt haben soll, um weiteres Aufsehen zu vermeiden. Ein Trommler, der einige Zeit in Potsdam gestanden hatte und an diesem Morgen im Rabenhof eingekehrt war, wollte im Grafen bei dessen Rückkunft ebenfalls die inkarnierte preußische Majestät erkennen, wie er mir höchst erregt noch im gleichen Moment anvertraute.
    Nun war meine Verwirrung vollkommen. Dufour schmunzelte, da ich nicht aufhören konnte ihn mit seiner vermeintlich gräflichböhmischen Titulatur zu traktieren, wo doch bereits der Gouverneur des Elsass, Marschall de Broglie einen Abgesandten in den Rabenhof herübergeschickt hatte, um die ›Befehle des Königs‹ entgegenzunehmen. Was sollte ich nun glauben, so lange er sich nicht deutlich mir gegenüber erklärte?
    Von einem Treffen mit dem Marschall am nächsten Morgen kehrtener und seine Begleiter sehr missvergnügt zurück. Sie ließen bald darauf zwei Mietkutschen vorfahren und waren schneller verschwunden, als man zusehen konnte. Dem eiligen Grafen, den plötzlich jedermann mit letzter Überzeugung für den König von Preußen hielt, fehlte die Zeit, mir zum Abschied mehr als ein Lächeln zu schenken. Eine Staubwolke blieb nebst reichlicher Bezahlung in Louisd’or von den geheimnisvollen Gästen zurück.
    Inzwischen hatte das Gerücht von seiner höchsten Anwesenheit in Stadt und Land die Runde gemacht, und alle Welt kam in den ›Rabenhof‹, um sich die Geschichte des abendlichen Festes brühwarm von den Offiziers erzählen und sich dazu meine ›königlichen‹ Kaninchen und jede Menge ›königlichen‹ Kaiserstühler auftischen zu lassen. Ein paar Unwissende, die ihn noch immer für anwesend hielten, zündeten abends vor der Tür ein Freudenfeuer an und riefen sinn- und zwecklos stundenlang: ›Vive le roi de Prusse!‹
    Erst das vornehmst eingesiegelte Billet, das ich zwei Wochen später aus Berlin erhielt, zerstreute meine letzten Zweifel: Da war dann ebenso strikt wie schmeichelhaft zu lesen:
    FR
    Kommen Sie; man erwartet den Zweiten Hofküchenmeister & Seine laperaux hier mit Ungeduld!
    Frédéric
.
    Eine Woche später hatte ich meine Wirtschaft samt Inventar, Grund und Boden an meinen ehrbaren Konkurrenten vom ›Postillion‹, verpachtet, mein Bücherbündel geschnürt, mein Töchterchen gepackt und – voilà«, er machte eine Wald und Spree umfangende Geste, »jetzt liegt hier unsere ganze Zukunft, die eine geistreiche, fröhliche und sichere sein möge!«
    Langustier tat auf diesen letzten Satz einen gewaltigen Schluck, mit dem der zweite Krug Klebebier bis auf den Grund geleert war.Die Damen applaudierten höflichst und prosteten dem erschöpften Erzähler artig zu. Als die Schokolade ausgetrunken war, drängten sie zur Weiterfahrt.
    Bald nachdem sich das Gefährt wieder in Bewegung gesetzt hatte, kam schon auf freiem Felde Berlin in Sicht, von einer zierlichen Wand aus Stein und Holz eingefasst und gegen die breite, schilfgegürtete Spree leicht erhöht gelegen. Weit über ein Dutzend meist schlanke Kirchtürme reckten sich in den Himmel. Anstandslos passierte man das Wendische Tor und hatte auf der Cöpenickschen Straße wiederholt schöne Ausblicke auf die zahlreichen Windmühlen, deren Flügel sich eifrig drehten. Sowohl auf der anderen Flussseite in der Holländischen Windmühlenstraße standen sie als auch auf der sinnigerweise »Die Insel« genannten Insel. Durch Neu Cölln kam man nach Alt Cölln und durch eine breite Straße gleichen Namens schließlich vor das königliche Schloss, das die höchsten Bürgerhäuser in seiner Nachbarschaft noch einmal haushoch überragte. Wie eine kunstvoll mit Säulen, Pilastern, Gesimsen und steinernen Bordüren verzierte Felswand wirkte seine Front. Aus Spaß am Vorführen und Zeigen ließen die Damen den vielgeplagten Kutscher zur Umfahrung des Schlosses auf die Berliner Seite der Spree hinüberwechseln. Die Kutsche bewegte sich nach rechts über die ›Lange Brücke‹, vor der eine Reihe kleiner Schildwachenhäuschen Aufstellung bezogen hatte. Nun konnte Langustier mit dem Großen Kurfürsten einen Blick tauschen, der – erhaben zu Pferde

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