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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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zweite Festversammlung wirkte. Allerdings war hier ein Schlachtfest sehr eigener Art vorangegangen, das mit Erntedank rein gar nichts zu schaffen hatte.
    Im hinteren Teil des Ganges standen mehrere Polizeioffiziere und Nachtwächter um Frommery versammelt, einen untersetzten, fast zwergenhaften Mann, der sich bemühte, möglichst schauderhaft zu schildern, wie zwei Dutzend räuberische Riesen ihn und seine beiden Gehilfen überwältigt hätten. Lauthals beklagte er zwischendrin den Verlust der Taler und schien sich damit abfinden zu wollen, sie nie mehr wiederzusehen, was nicht gerade von großem Vertrauen in die Arbeit der königlichen Polizei zeugte, wie Honoré Langustier bei sich dachte.
    Hatte das Geld den kleinen Herrn blind gegen die Menschlichkeit gemacht? Sah er nicht den im eigenen Blute liegenden Leichnam wenige Meter weiter, den eine Gruppe Schaulustiger am Beginn der Arkaden umringte? Die so wortreich beklagten Münzen durften immerhin als dessen mittelbare Todesursache gelten. Beim Versuch, die Räuber an ihrem Tun zu hindern, hatte der Niedergestreckte, wie es aussah, sein Leben gelassen. Sein Hofdegen hing ihm noch an der Seite – der einzige Gegenstand im Übrigen, den er neben einem Wohnungsschlüssel und seiner kompletten Barschaft bei sich trug. Jordans Mitarbeiter hatten dies schon festgestellt. Langustier besah sich den Ort des Geschehens einmal genauer. Im Vorbeigehen nahm er einen Fetzen blauen Tuchs von einem Nagel an der Wand und reichte ihn nach kurzer Prüfung an Jordan weiter.
    Frommerys Laden lag auf der zur Brüderstraße hingehenden Seite des Bogenganges, was für etwaige Räuber ein sehr günstiger Umstandzu nennen war, weil vom bewachten Schlossportale aus kein direkter Blick herüberfallen konnte. Die alte Domkirche stand mitten dazwischen und bot überdies Schutz und Deckung für alle räuberischen Eventualitäten und Vorbereitungen.
    Der Zweite Hofküchenmeister, dem ästhetische Aspekte noch in Zusammenhängen wichtig waren, die einen Menschen anderen Naturells vielleicht deprimierten, konnte nicht umhin, den Räubern sein höchstes Lob zu zollen. Der Ort war gut gewählt. Die steinernen Gewölbe vor den Geschäften lieferten das schönste Terrain für einen nächtlichen Überfall. Und dieser war, danach sah es aus, generalstabsmäßig geplant worden. Wer immer die Täter waren, sie hatten von dem seltsamen Geldtransport in dieser Nacht Wind bekommen. Die besten Pläne, überlegte Langustier, besitzen genauso ihre Schwachstellen wie die schlechtesten. Und hier schienen entschieden zu viele Köche im Brei gerührt zu haben.
    Der Lotterieeinnehmer hatte auf eine teure Eskorte verzichten und den ablenkenden Schutz des Feuerwerks ausnutzen wollen, um die Sache kurz und schmerzlos über die dunkle Bühne zu bringen. Schließlich waren es nur wenige hundert Meter, die seine beiden Träger mit ihrer goldenen Last von der Stechbahn aus um das Schloss hätten herumlaufen müssen. Durch den Lustgarten-Eingang wären sie ins Schloss gelangt und hätten dann seelenruhig in die Schatzkammer direkt unter dem Schlafzimmer des früheren Königs hinabsteigen können.
    Beim Nähertreten bemerkte Langustier trotz der schummerigen Beleuchtung die Blutlache, die sich um den Liegenden ausgebreitet hatte. Die Wachsoldaten bemühten sich vernehmlich, Mutmaßungen über das Geschehene anzustellen. Nur eine einzelne Figur kauerte abseits davon auf einer kleinen Steinstufe zum Schlossplatz hin.
    Jordan ließ das Gesicht des Toten beleuchten und vertiefte sich für einen langen Moment in die seltsam verzerrten Züge. Die Gesichtsmuskeln des Polizeichefs zuckten daraufhin ebenfalls, als wüsstensie nicht, zu welcher Miene auf der breiten Palette des Erstaunens sie sich formieren sollten.
    Man habe hier, teilte er Langustier mit, den gerade eben noch Verdächtigten von Marquard, den Gatten der befragten Charlotte von Marquard, vor sich. Eilig und entschlossen zog er seinen Kollegen zur Seite ins Dunkel und gab ihm flüsternd weiteren Einblick in seine leider noch immer wenig entwickelten Gedanken:
    »Monsieur! Wir sind nun in der glücklichen Lage, den Mörder Falckenbergs anhand der gefundenen Pistole und des Briefes für überführt zu erklären. Kann es etwas Schöneres geben, als dass man alles auf einmal serviert bekommt? Ich werde Sr. Königlichen Majestät Eure gebührenden Verdienste um die Sache in den leuchtendsten Farben ausmalen.«
    Er streckte dem Begleiter, um ihn nun endlich förmlich von

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