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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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des steifen Offiziers brachte von Beeren sie zum Lachen. Schöne Augen hatte er, fand sie.
    Die Zeit bis zum Feuerwerk wurde ihnen nicht lang. Sie schautenden Lakaien beim Anzünden der bengalischen Wannen zu, umrundeten den Park mehrmals, von allem Möglichen schwatzend. Zuletzt hatte sie sich leicht bei ihm eingehakt, was ihn ganz aus der Fassung brachte. Am Spreeufer, unweit der Stelle, da er sie zuerst gesehen hatte, wagte er es, sie zu küssen. Sie war zu überrascht und zu neugierig, um wegzulaufen. Ihr Atem ging schnell, die Brust hob und senkte sich.
    ›Nur keine Ohnmacht!‹, dachte sie einmal mehr. Doch in diesem Moment begann das Feuerwerk und lenkte beider Aufmerksamkeit auf den feuergezeichneten Himmel. Von Beeren legte ihr, die sichtlich zitterte, seine Jacke um, und sie senkte ihren Kopf gegen seine Schulter. Sanft zog er sie an sich und sie ließ es sich gefallen. Trotz des höllischen Geschwärms, das jetzt anhob, kam eine tiefe Ruhe über sie. Sein Herz dagegen schlug aufgeregt. Sie spürte es, denn ihr Ohr lag an seiner Brust. So standen sie reglos eine viel zu kurze Weile, bis ein Feuerwerkskörper hinter ihnen gewaltig zu speien begann und sie eine geschütztere Stelle aufsuchten.
    Das Feuerwerk war gerade zu Ende gegangen, als sie, jetzt vornehm auf Distanz bedacht, aus den Laubengängen zu den Zelten zurückkehrten, wo Langustier mit seinen Helfern gerade die Überreste des festlichen Gelages beseitigte. Die Königinmutter hatte sich bereits ins Schloss begeben, da ihr die Kühle trotz etlicher aufgestellter Kohlewannen nicht länger erträglich war. Die Gäste jedoch wurden ausdrücklich noch zum Verweilen angehalten. Da nach wie vor Getränke reichlich ausgeschenkt wurden und an der Beleuchtung ebenfalls kein Mangel herrschte, blieb der Park gefüllt wie zuvor.
    Marie und von Beeren gesellten sich zu einigen Hofdamen, die angeregt den Worten des Marquis von Germain lauschten. Der adrette Greis hatte eine längere Vorlesung über sein Lieblingsthema, die Untiefen der menschlichen Seele begonnen.
    »Aber nichts ist trüglicher als solche Gemeinplätze bei der Beurteilung menschlicher Handlungen. Nichts irriger, meine Damen,als die Meinung, nur ein Bösewicht sei eines großen Verbrechens fähig, nur in einem schändlichen Gemüte könne eine Schandtat keimen, nur durch den Weg des Lasters gehe der Weg zu solchen Verbrechen. Niemand wird freilich ein anderer als er war. Aber wie vieles ist er, was er nicht scheint, wie vieles scheint er, was er nicht ist; wie vieles liegt in ihm verschlossen, verborgen vor ihm selbst, was sich erst bei Zeit und Gelegenheit in Kraft und Taten äußerlich offenbart.«
    Das Fräulein von Hammerstein nickte hierzu mehrfach deutlich mit dem Kopf. Fräulein von Stechow mochte das Geäußerte auf eine andere Art auslegen, während Charlotte von Marquard rundheraus gewillt war, die These des Marquis anzufechten.
    Ein plötzlicher Aufruhr unterbrach ihren Gedankenaustausch. Zwei Mann der Schlosswache stürmten in den Park auf der Suche nach Jordan. Sichtlich angeschlagen, nachdem ihm Meldung erstattet worden war, ging der Polizeichef zu Langustier und zog ihn von den Aufräumungsarbeiten fort. Jordans Stimme zitterte:
    »Ein Raubmord, wie es scheint; und ein Überfall auf den Lotterieeinnehmer an der Stechbahn. Ich bitte Sie mitzukommen und sich den Tatort anzusehen. Ich möchte nicht, dass wieder Spuren und Beweisstücke übersehen werden.«
    Langustier wies die Wachsoldaten an, ausreichend Fackeln bereitzuhalten und nichts am Orte des Geschehens anzurühren. Dann suchte er mit den Augen seine Tochter, die offensichtlich noch mit diesem Jüngling von einem Baron herumschwärmte, der sie bereits beim Bootsausstieg mit seinem Blicke fast aufgespießt hätte.
    Bei dem Wort ›Raubmord‹ hatten sich die Augen der Umstehenden auf den Polizeipräfekten gerichtet. Fräulein von Hammerstein legte die Hände vors Gesicht und entschwand langsam in den dunklen Heckengängen wie in einer rettenden Melancholie. Von Beeren entbot sich gegenüber Langustier, Marie sicher nach Hause zu begleiten, was dieser nicht eben dankbar oder erfreut zur Kenntnis nahm. Da der Weg zur neuen Adresse in der Roßstraße ohnehinüber den Schlossplatz führte, ordnete er an, dass man bis dahin gemeinsam in Jordans Kutsche fahre.
    Der Marquis von Germain war entzückt über diesen plötzlichen Einbruch der Lebenswirklichkeit in die Sicherheit und Geborgenheit des Festes. Nach dem Feuerwerk wirkte die

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