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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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verschlossen und augenscheinlich unbewacht. Steffen nutzte die breite Vertiefung als willkommene Deckung, während Marquard, am Ende der Gasse die Flucht zum Schlossplatz hin ausgiebig musternd, zu den Arkaden der Stechbahn hinüber schlenderte.
    Wollte er zu mitternächtlicher Stunde, im fahlen Mondlicht, die Auslagen der Krämer in den Fenstern bewundern? Um zu sehen, was Marquard unternahm, überquerte Steffen nun ebenfalls die Straße und tauchte in die Dunkelheit der Arkaden ein.
    Dieser Ort freilich war überaus günstig, seinen Auftrag zu erfüllen. Er lugte um die Ecke des äußersten Bogens in den finsteren Wandelgang hinein. Vom Mondlicht seitlich bestrahlt, waren dieÖffnungen als helle Striche an der Ladenfront zu erkennen. Die Gestalt des Obersts wurde schon bald im zweiten Drittel des Ganges kurzzeitig in einem der Lichtstreifen sichtbar, um sogleich wieder im Dunkel zu verschwinden. Steffen begann, an der Außenfront der Arkaden entlangzulaufen. Vielleicht gelänge es ihm noch, Marquard zu überholen und bei dessen Heraustreten aus dem letzten Bogen zu überwältigen. Den am Boden Liegenden würde er sofort in den Schutz der Höhlung ziehen, wo er sein Handwerk unbehelligt und endgültig ausführen zu können hoffte.
    Sein Lauf endete schon nach wenigen Metern jählings. Ein Schlag vor die Brust nahm ihm Atem und Gleichgewicht. Zwei starke Arme zogen ihn in den Schutz des nächsten Steinbogens, während ihm ein Knebel den Mund verschloss. Ein Tuch wurde um seinen Kopf geschlungen, Arme und Beine zusammengebunden. Aus dem Verfolger war ein kleines Paket geworden, noch ehe der Oberst, von den halblauten Geräuschen alarmiert, sich auf der Innenseite des Ganges näherte.
    »Mach ihn hinne!«
    Auf diesen Befehl hin zückte eine riesige Gestalt in treuer Pflichterfüllung einen langen, gebogenen Dolch und stach dem überraschten Oberst, als er aus dem Dunkel des Bogens kam, dermaßen zielgenau ins Herz, dass Marquard im Niedersinken nichts außer einem letzten, gleichsam beifällig-erleichterten Seufzer von sich gab, der zu schwach war, um von Steffen vernommen werden zu können. Dieser hörte nur die lauteren Geräusche, die wenig später vom Ende des Ganges her tönten: Stimmengewirr, Schreie und Schläge, Laufschritte, schließlich sich entfernendes Hufgetrappel.
    Steffen wurde ohnmächtig und erwachte erst wieder, als Kanonenschläge, Schwärmergekreisch und erhabenes Knallen von hoch auffliegenden Raketen den Beginn des Feuerwerkes anzeigten. Sein Atem ging stoßweise und aufgeregt durch die Nase. Zwar gelang es ihm, die Augenbinde an der Mauer abzustreifen, doch der Knebel drohte ihn noch immer zu ersticken. In die Ecke, wo er lag,drang nur ein schwacher Widerschein des grünen, gelben, roten Feuerregens, der in einiger Distanz über den Häusern der Schlossfreiheit sichtbar aufstieg, von lautem Jubel vereinzelter Zuschauer an entfernten offenen Fenstern begleitet. Aus der Richtung, in der seine Peiniger verschwunden waren, kam ein leises Wimmern, das lauter und lauter wurde. Eine bislang reglos daliegende Person erhob sich schwankend, tat einige unsichere Schritte, fiel noch einmal zu Boden. Schließlich gelang es ihr, in Richtung Schloss davonzulaufen.
    Steffen beruhigte sich bei dem Gedanken, dass nun bald Hilfe käme, ihn aus seiner qualvollen Lage zu befreien. Mühsam wälzte er sich herum, bis seine Bewegung von einem anderen Körper gehemmt wurde. Er wendete den Kopf und blickte dem toten Marquard ins bleiche Antlitz. Steffen bäumte sich auf und wollte einen Schrei ausstoßen, doch wegen des Knebels brachte er trotz geblähter Backen nur einen unbedeutenden Zischlaut hervor. Sein Kopf wollte ihm darob schier platzen. Drei laute Böllerschüsse markierten das Ende des Feuerwerks.
    Adrian von Beeren war, seit er Marie gesehen hatte, wie ausgetauscht. Er brachte es sogar übers Herz, einige freundliche Worte mit Honoré Langustier zu wechseln, ohne dass dieser seinen Mitbruder aus dem ›Cöllnischen Römer‹ erkannt hätte. Mit Geschick und etwas Glück war es dem Baron gelungen, Marie nach dem Essen aus den Fängen eines langweiligen Offiziers loszueisen und durch kleinere Aufmerksamkeiten und Komplimente ihr Zutrauen zu gewinnen. Wein und Speisen hatten ihre Zungen naturgemäß etwas gelockert und schon bald ergingen sie sich in gemeinsamen Scherzen über die sichtbaren Eigenheiten der Anwesenden, die vom festlichen Rahmen angestachelt, verstärkt hervortraten. Mit der perfekten Nachahmung

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