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Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition)

Titel: Königsblau - Mord nach jeder Fasson: Preußen Krimi (anno 1740) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
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schelmische Grinsen auf dem Gesichte seines Gegenübers und erkannte zu seiner Erleichterung, einem kolossalen Scherze aufgesessen zu sein. Erleichtert besah er sich zum Abschluss die achtbaren Naturalien seines Gastgebers, unter denen besonders ein Ammonshorn von Wagenradformat und ein versteinerter Schwamm von der Größe eines Kleinkindes seine ausdrückliche Bewunderung fanden.
    Unvermeidlich war unter dem Einfluss dieser versteinerten Schätze ein angeregter Disput über ihre Herkunft – namentlich über die Frage, ob man in diesen Figurensteinen die Ausprägungen einer allgemeinen formenden Naturkraft zu erkennen habe, der es gefalle, mitunter deutbare Formen auszustreuen, oder ob es sich bei ihnen in der Tat um erhärtete Opfer des menschlichen Sündenfalles, sprich: bei der Sintflut ertrunkene vormals lebende Wesen handele. Maupertuis neigte natürlich aufgrund seiner Theorie der göttlichen Faulheit der zweiten Ansicht zu, ohne aber den Sündenfall als solchen bei genauer Betrachtung für eine völlig unnötige Kraftvergeudung anzusehen, was seine Theoriegebäude ins Wanken gebracht hätte.
    Nachdem man die Überlegungen Scheuchzers und Woodwards in Erwähnung gebracht hatte, die beide der Sintfluttheorie anhingen, kam man im Lobe auf den großen Dänen Steno überein, der schon ein Jahrhundert zuvor viel weiter als die eben genannten gewesen und den neuesten Vorstellungen eines gewissen Linné nahegekommen war, der seine diesbezüglichen Gedanken demnächst – wie Maupertuis aus persönlicher Bekanntschaft hinzuzufügen vermochte– in einer umfassenden Schrift zu veröffentlichen gedenke, die alles Bisherige auf eine neue Grundlage und Klarheit der Meinung heben werde.
    Über alledem war es schon unglaublich spät geworden, wie ein Blick auf die wertvolle Weltenuhr zeigte, die ein badischer Landpfarrer für Maupertuis gebaut hatte. Sogar der Lauf der Gestirne wurde von dem glänzenden Messingautomaten auf das Getreulichste wiedergegeben. An ein Vorbeischauen bei Marie war nicht mehr zu denken. Langustier zog es zurück nach Charlottenburg. In Erwartung des Landgrafen von Hessen nebst Gefolge, der morgen zu Sr. Königlichen Majestät nach Rheinsberg durchreiste, waren zwei Dutzend Fasane, die seit gestern abhingen, mit Speck zu umwickeln und zu spicken. Langustier schwankte noch zwischen gedünstetem Fenchel oder gekochten Feigen als Beilage, Bratäpfeln mit Zucker und Zimt oder Vanillepudding zum Dessert? Um vier Uhr morgens musste er beginnen, um das alles noch halbwegs zu schaffen. Sechzig Personen waren angekündigt und die 33-Taler-Grenze durch Eildepesche schon vorgestern aufgehoben worden.
    Langustier und Maupertuis verabredeten sich zu einem Besuch der sehenswerten Spenerschen Sammlung von Mineralien und Fossilien im königlichen Schlosse, bevor sie im allerbesten Einvernehmen schieden.

XIII
    Der Hohenfließische Gesandte von Waldegg wusste nicht recht, wie er sich den unverhofften Besuch des Zweiten Hofküchenmeisters Sr. Königlichen Majestät erklären sollte. Was hatte der Mann überhaupt und was an diesem Freitag bei ihm verloren, wo sich der König doch noch in Rheinsberg aufhielt und in Berlin erst am folgenden Tage erwartet wurde? Plante man ein Festmahl zum Empfang der auswärtigen Gesandten? Eine absurde Vorstellung. Aber an diesem Nachmittag, über den sich dunkle Neuigkeiten wie Leichentücher gebreitet hatten, konnte ihm nichts mehr fremd vorkommen. Die Dinge hatten eine unheimliche Zwangsläufigkeit angenommen. Auf einem kleinen Nußbaumtischchen stapelten sich die Depeschen.
    Von Waldegg setzte sein undurchdringliches Diplomatengesicht auf und ließ den im Foyer der ›Neuen Welt‹ wartenden Besucher durch einen Diener in seine Zimmer heraufführen.
    Honoré Langustier hatte noch vor einer Stunde, nachdem die landgräflich-hessische Gesellschaft abgespeist war und ihren Weg nach Norden genommen hatte, Jordans weitschweifigen Berichten über ausgedehnte Recherchen in diversen Spelunken gelauscht. Der gewaltige Aufwand war mit einer ersten kärglichen Spur in Sachen Überfall belohnt worden.
    So schienen im ›Schlösschen‹, einer heruntergekommenen Wirtschaft vor dem Frankfurter Tor, in den vergangenen Nächten seltsame Umtriebe zu beobachten gewesen, die einen der dortigen Gäste dermaßen geängstigt hatten, dass er von Geistern und Gespenstern fabulierte und nicht wenig gefehlt hätte, dass auf sein Geheiß ein Teufelsaustreiber bemüht worden wäre. Zwar hatteman zunächst

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