Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
panisch.
„Sorry, Süße, so weit bin ich noch lange nicht.“
„Mist!“, fluchte ich nervös. Wie sollte ich den Tag überstehen, solange ich nicht wusste, ob Adam noch lebte.
„Ich frage Professor Espendorm, die weiß bestimmt mehr“, sagte Shirley ruhig und stand auf. Ich sah ihr erstaunt nach, während sie entschlossen an den Tisch der Professoren ging. Die Sekunden schienen sich zu Stunden auszudehnen. Ich beobachtete Shirley genau, wie sie zu den Worten von Professor Espendorm ernst nickte. Als sie endlich zurückkam, war mein Rücken von kaltem Angstschweiß überzogen. Meine Hände zitterten und ich musste das Besteck ablegen, das ich noch immer mit starren Fingern umklammerte. Ihr Gesicht war ausdruckslos. Sie setzte sich und beugte dann den Kopf über den Tisch.
„Beruhigt euch! Adam wurde nur leicht verletzt. Er ist noch in Lissabon bei der Spurensuche und kommt heute Abend wieder.“ Mir fielen mindestens fünfzig Tonnen Steine vom Herzen und ich atmete laut aus. Mir war gar nicht aufgefallen, dass ich die Luft angehalten hatte, während Shirley gesprochen hatte.
„Danke!“, sagte ich gelöst und atmete tief ein.
„Kein Problem, mach ich doch gern.“ Shirley lächelte scheu.
Nach dem Frühstück wartete Professor Pfaff bereits in seinem Vorlesungsaal zwischen riesigen Wasserbecken auf uns, zwirbelte seinen dicken Schnauzer und wippte gemütlich auf seinen großen Füßen auf und ab, während er darauf wartete, dass alle Platz nahmen und Ruhe einkehrte.
„Wasser ist das elementarste Element auf der Erde. Wasser ist überall und in jedem. Sie sollen das Wasser fühlen und es bewegen.“ Auf eine seiner kraftvollen Gesten hin, schoss eine riesige Fontäne aus einem der Wasserbecken in die Höhe, vollführte einen hohen Bogen und fiel klatschend in das benachbarte Becken. „Sie sollen lernen, Wasser von einem Aggregatzustand in den anderen zu verwandeln und es nur mit der Kraft ihres Geistes ihrem Willen zu unterwerfen.“ Professor Pfaff führte mit seinen Armen eine kunstvolle Bewegung aus, woraufhin sich eine Wasserfontäne strudelnd in die Höhe erhob. Dann klatschte er in die Hände und sie erstarrte zu Eis. Raunen ging durch den Raum, nur vier Mädchen vor mir tuschelten herablassend. Es waren die Mädchen, die gestylt und geschminkt waren wie Shirley in ihren besten Zeiten an der Schönefelder Schule. Ich war so mit meinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen, dass ich ihre Namen immer noch nicht kannte. In meinen Stuhl zurückgelehnt, beugte ich mich zu Liana hinüber.
„Weißt du, wer die sind?“, flüsterte ich leise und zeigte auf die Reihe vor mir. Liana nickte.
„Die Dunkelhaarige mit der langen, schiefen Nase ist Skara Ende, ihr Vater ist Senator und ihre drei Freundinnen sind ebenfalls Senatorentöchter und deswegen halten sie sich auch für enorm wichtig. Die große Kräftige mit den kurzen, dunklen Haaren ist Alexa Pfeiffer, die dünne Hellblonde mit den Hautproblemen daneben ist Dorina Duss und das dicke, braunhaarige Mädchen auf der anderen Seite ist Egonie Grützel. Alle Vier kommen aus den besten Patrizierfamilien. Am besten gehst du ihnen aus dem Weg, die warten richtig darauf Streit anzufangen.“ Ich versuchte, mir die Namen zu merken, die Liana gesagt hatte. Ich erinnerte mich dunkel an Skara Ende. An unserem ersten Tag hatte sie auf dem Parkplatz in Schönefelde beschlossen, dass Adam ihre neueste Errungenschaft werden sollte. Eines war klar, schon allein deswegen mochte ich sie nicht. Skara war nicht verborgen geblieben, dass wir über sie gesprochen hatten. Sie drehte sich mit einem überheblichen Grinsen zu uns um.
„Und das ihr Lieben sind die Vertreter aus dem Volk, die uns in ein paar Jahren die Schuhe putzen dürfen“, sagte sie zu ihren Freundinnen gewandt, die ihren Kommentar mit eifrigem Gekicher quittierten. Ich hatte schon Luft geholt, um Skara eine Beleidigung an den Kopf zu werfen, als völlig überraschend Shirley das Wort ergriff.
„Baltasar wird die Wahl nicht gewinnen, Skara. Wir werden uns nicht zu Sklaven machen lassen. Bald wirst du uns die Schuhe putzen und zwar mit deiner Zunge.“
Es folgte ein Moment der Stille. Ich sah Shirley überrascht an. Sie war nicht wiederzuerkennen. Wo war das oberflächliche, überhebliche Mädchen aus meiner Schulzeit hin? Wo war der stumme Schatten, der uns in den letzten Wochen gefolgt war? Skara lief vor Wut rot an, doch bevor sie zu einer Antwort ausholen konnte, stand Professor Pfaff neben
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