Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Wohlstand verdient jeder Magier in unserem Lande.“ Baltasars bewegte sich wie ein König, der zu seinem Volk sprach. Eine Gruppe von Frauen, die mit Wimpeln und Fähnchen ausgestattet waren, begann bei Baltasars Worten laut zu jubeln.
„Sklaventreiber“, tönte es aus einer anderen Ecke und störte den Moment der herrschaftlichen Würde, den Baltasar um sich verbreitet hatte.
„Ich werde den Magiern den Platz in der Gesellschaft einräumen, der ihnen zusteht. Mit mir an ihrer Spitze führe ich unser Land zu neuem Wohlstand, zu geistiger und kultureller Blüte. Wählen sie Helander Baltasar, wählen sie die Zukunft!“ Baltasar beendete seine Rede mit einem pathetischen Kopfnicken und tosender Applaus brandete auf. Um uns herum flogen kreischend bunte Chamälionaras aus dem umliegenden Bäumen auf, die nervös ihre Farbe wechselten und kleine Flammen spuckten. Musik setzte ein, die von der Tennenboder Studentenband gespielt wurde, und die Wahlveranstaltung ging in ein Volksfest über.
„Kommt, wir gehen!“, sagte Lorenz. Ich drängte mich durch die Menge und folgte Liana und Lorenz. Flammen stiegen über unseren Köpfen auf, aus denen die Gegner Baltasars in einer Ecke des Marktplatzes Schriftzüge formten.
„Keine Macht dem Sklaventreiber!“, las ich und „Wer Baltasar wählt, wählt den Rückschritt!“ oder „Menschen sind keine billigen Arbeitskräfte, sondern unsere Freunde!“.
Als wir an einem Stand vorbeikamen, an dem ein Illusionskünstler Visionen von Baltasar mit einer gigantischen Krone auf dem Kopf zauberte, trafen wir Gregor König, der mit verschränkten Armen auf dem Marktplatz stand und mürrisch das Treiben um sich herum betrachtete.
„Selma, lass dich von all dem nicht täuschen. Ich sage dir, der Baltasar ist ein ganz hinterhältiger Bursche. Den kenn ich noch vom Studium und das Einzige, was den schon immer interessiert hat, ist sein eigenes Wohlergehen. Ich hätte ihm nicht erlaubt, seine Show hier abzuziehen, aber die Espendorm will wieder mit allen lieb Kind machen und hat sich breitschlagen lassen“, schnaufte Gregor König unmutig und beobachtete misstrauisch die Menge.
„Meinen sie, er hat Chancen gewählt zu werde?“, fragte ich.
„Er hat etliche treue Anhänger und reichlich Geld, um all den Spaß hier zu finanzieren, aber es wird hoffentlich nicht reichen. Die Entscheidung könnte knapp werden, aber ich hoffe wirklich, dass die Vernunft der Leute siegt und sie nicht diesen leeren Versprechungen glauben, dass Baltasar jedem unglaublichen Reichtum schenkt, der ihn gewählt hat.“ Gregor König kratzte sich nachdenklich an seinem stacheligen Kinn.
„Woher will er das Geld denn nehmen, dass er den Leuten verspricht?“, fragte Lorenz.
„Du hast noch nicht näher ins Wahlprogramm geschaut, nicht wahr? Er will die Menschen zu Arbeitssklaven machen, damit sie den Magiern den Reichtum finanzieren und ich sage dir ein Mann, der zu so etwas fähig ist, wird auch den nächsten Schritt machen.“
„Das ist ja übel. Welchen nächsten Schritt?“, fragte Liana mit entsetztem Blick.
„Ich glaube“, begann Gregor König und sah sich kurz um, ob uns auch niemand zuhörte. „Er wird die Plebejer dann gänzlich zu rechtlosen Arbeitsknechten degradieren und die Patrizier werden zur alleinherrschenden Schicht erklärt.“
„Wie kommen sie darauf?“, fragte ich.
„Ein paar von seinen Wahlleitern waren gestern Abend in der Schummerbar und nach ein paar Gläsern Kratzhalmschnaps zu viel, haben sie ein bisschen darüber geplaudert, dass der Baltasar noch Großes vorhat, will die Drachen einsetzen, um die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen. Die Magier sollen endlich zurück an die Oberfläche. So was dürfen die natürlich nicht direkt sagen im Wahlkampf, aber das ist es, was der meint, da bin ich mir sicher. Also passt auf euch auf!“ Gregor König sah sich noch einmal in alle Richtungen um und verschwand dann eilig in Richtung der Drachenhöhlen.
„Das klingt nicht gut“, sagte ich zu Lorenz und Liana.
„Kommt, wir hauen ab. Als Unterschicht haben wir auf dieser elitären Party ohnehin nichts verloren“, meinte Lorenz und wandte sich ab, um Akkanka zu verlassen. Ich tauchte mit den anderen in den Wald ein, der mit seiner Geräuschkulisse bald das bunte Treiben übertönte.
Am Abend lag ich lange wach in meinem Bett und wartete darauf, irgendein Geräusch von Adam zu hören, der von seinem Einsatz zurückkam. Ich hätte gern mit ihm gesprochen, denn ich
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