Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
arbeite daran, dass universelle Wissen der Magier zu erschaffen und es allen jederzeit und immer zugänglich zu machen ohne Kabel, ohne Verbindungen, ohne Behinderungen.“ Parelsus Blick schweifte in die Ferne und sah etwas, dass mir noch verborgen blieb.
„Ich verstehe es immer noch nicht“, gab ich stirnrunzelnd zu. „Wie soll das funktionieren?“
Parelsus sah mich an, als ob ich extrem schwer von Begriff wäre.
„Stell dir einfach vor, du könntest jederzeit auf das Wissen aus allen Büchern und allen Köpfen zugreifen“, sagte er langsam und mit verschwörerischem Blick. Nun wurde mir klarer, worauf er hinaus wollte.
„Sie wollen alle Köpfe miteinander vernetzen? Und was ist mit der Privatsphäre, ich will keine fremden Leute in meinem Kopf und ich will auch nicht alles von jedem wissen“, sagte ich stirnrunzelnd.
„Das ist zugegebenermaßen noch ein Problem.“ Parelsus kratzte sich nachdenklich am Kopf.
„Und was für eine Chronik wird überflüssig?“ Irgendwo hatte ich das Wort schon einmal gehört.
„Vergiss die Chronik, das ist nicht so wichtig“, sagte er schnell und ging eilig durch die Mediathek in Richtung seines Arbeitszimmers. Ich hatte Mühe, ihm zu folgen.
„Deine Mutter“, begann er und ließ sich in seinen Ohrensessel fallen, „hatte verschiedene Wege eingeschlagen. Eine Veränderung in der Bevölkerung beginnt entweder von oben oder von unten. Am Anfang hat sie versucht, von unten zu beginnen und so viele Magier wie möglich, von ihrer Idee zu überzeugen. Sie hat Flugblätter verteilt und dem „Korona Chronikle“ Interviews gegeben, um jedem klar zu machen, dass es völlig in Ordnung ist, wenn ein Patrizier einen Plebejer heiratet.“
„Und hat es funktioniert?“, fragte ich gespannt.
„Nein, die Plebejer haben deiner Mutter nicht vertraut, weil sie ein Patrizier war. Und die Patrizier haben eine Weile höflich zugehört und dann hat es keinen mehr interessiert. Das Buschfeuer, das deine Mutter auslösen wollte, war nicht mehr geworden als ein schales Flämmchen, das im Alltagseinerlei niedergetrampelt wurde. Sie hatte fast drei Jahre Zeit investiert und immer wieder neue Aktionen geplant, um Anhänger für ihr Vorhaben zu finden. Sie hat sogar jeden Monat vor dem Senatorenhaus demonstriert.“
„Wirklich?“, fragte ich ungläubig.
„Ja, sie war hartnäckig und konnte die Magier wirklich in Grund und Boden reden. Am Anfang kamen viele zu den Demonstrationen und dann wurden es Monat für Monat immer weniger, bis sie schließlich nur mit ihren engsten Freunden auf der Straße stand.“ Parelsus sah mich mit seinen grauen Augen durchdringend an, die, trotz der dicken Brille, in ihrer Schärfe nicht getrübt waren.
„Ich zeige dir noch ein paar Bilder.“ Parelsus stand auf und kramte in einem vollgestopften Regal, bis er mit einem alten Fotoalbum wiederkam. „Deine Mutter hat ihre Aktionen alle dokumentiert. Hier ist sie kurz vor den Weihnachtsferien beim Flugblätter verteilen.“
Ich sah meine Mutter auf einem der Bilder eingehüllt in einen dicken, roten Schal. Sie hatte einen Stapel Papier in die Luft geworfen und stand nun mit ausgebreiten Armen und einem Lächeln in dem Wirbel aus Papier. Parelsus holte ein Foto nach dem anderen aus dem Album und ich tauchte ganz und gar in diese andere Zeit ein.
Zwei Stunden später zog er das letzte Foto aus dem Album. Auf diesem Bild trug meine Mutter ein Plakat, das aus brennenden Buchstaben den Schriftzug „Ich heirate, wen ich will!“ zeigte.
„Meine Mutter wollte provozieren, nicht wahr?“, fragte ich lächelnd und betrachtete das Foto.
„Richtig, sie hatte gehofft, sich damit die meiste Aufmerksamkeit zu sichern.“
„Mit den Protesten ist sie gescheitert, aber das hat ja noch niemand gegen sie aufgebracht“, meinte ich nachdenklich.
„Richtig, das kam erst später, aber das erzähle ich dir das nächste Mal. Beeile dich jetzt in dein Zimmer zu kommen, bevor dich Madame Villourie erwischt. Wir dürfen es nicht riskieren, Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Ich melde mich bei dir, wenn ich wieder Zeit habe.“
Ich nickte und erhob mich. Parelsus verabschiedete sich und ich ging nachdenklich an MUS vorbei zurück in mein Zimmer. Es gelang mir, unbemerkt in die oberste Etage des Wohnturms zu kommen. Die Festung war wie ausgestorben. Im Studierzimmer traf ich Liana und aus dem Badezimmer hörte ich Lorenz und Shirley tuscheln.
„Gibt’s heut eine Party?“, fragte ich und ließ mich in das große
Weitere Kostenlose Bücher