Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
gewesen und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte.
„Das sie gestorben ist, ist nicht bewiesen. Wir wollen herausfinden, warum sie verschwunden ist und wie?“, sagte Lorenz nachdenklich. „Wenn wir das wissen, wird uns das dann sicher automatisch zu der Lösung eines ganz dringlichen Problems führen, das, an dem Selmas Mutter letztlich gescheitert ist: Der Abschaffung der reinen Patrizierehen. Ich habe doch gesagt, dass es sich lohnt bei den Sybillen vorbeizuschauen. Wer hätte gedacht, dass sie dir solch eine große Prophezeiung machen.“
„Das Buch weiß vielleicht auch, wer die Mädchen entführt hat und wie wir dieses Ungeheuer dingfest machen können.“ Lorenz stand auf und lief nachdenklich im Zimmer umher, während er geziert die Hand an die Stirn legte. „Wenn der Unbekannte gefasst ist, meine Lieben, dann muss Adam nicht mehr bei der Schwarzen Garde arbeiten, denn die wird dann nur noch für Paraden gebraucht. Was wiederum bedeutet, dass, ohne die Einschränkungen der Schwarzen Garde und der Vorschriften über die Patrizierehen, einem Happy End mit einem riesigen, pinken Herz nichts mehr im Wege steht. Voila!“ Er streckte beide Arme aus wie ein Model auf dem Laufsteg und ich fühlte mich beinahe genötigt, seiner Präsentation zu applaudieren. Ich unterdrückte das Zucken in meinen Armen und stand ebenfalls auf.
„Sherlock Holmes, wo gedenken sie die Suche nach der Akasha-Chronik zu beginnen?“, fragte ich und ging auf sein Spiel ein.
„Selma, du solltest das wirklich sein lassen!“ Liana verdrehte die Augen.
„Wenn ich es lasse, Liana, dann werde ich nie erfahren, wer meine Familie umgebracht hat“, sagte ich ernst. „Denn davon muss ich jetzt ausgehen und ich werde niemals mit Adam zusammen sein können. Ob du es glaubst oder nicht, mein Tod ist mir allemal lieber, als so ein Leben zu führen. Du musst dich nicht mit mir in Gefahr begeben, niemand muss das. Das ist mein Weg, aber versuche nicht mich aufzuhalten, denn das ist sinnlos.“ Ich sah Liana an und flehte still, dass meine Bitte zu ihr durchdrang. Doch sie presste nur die Lippen verärgert zusammen und stand auf. Ohne noch etwas zu sagen, ging sie in ihr Zimmer.
Erinnerungen
Ich klopfte energisch an Parelsus Tür. Stille antwortete mir, höhnische Stille.
„Verdammt“, rutschte mir mein Ärger zwischen den Lippen heraus. Wo steckte der alte Zausel nur? Ich starrte das alte Holz an und wartete auf eine Antwort.
„Du schon wieder“, sagte Konrad hinter mir. Ich erschrak mich zu Tode und wandte mich blitzschnell um. Der Assistent von Parelsus war wie immer in einen weißen Kittel gekleidet und grinste mich fröhlich an.
„Ja, ich schon wieder“, entgegnete ich schlecht gelaunt. „Ist er wieder da?“
„Nein, ist er nicht. Genauso wie er gestern nicht da war und die letzten vier Wochen und drei Tage ebenfalls. Parelsus ist auf der Suche nach einem neuen Leitelement, mit dem er MUS verbessern will und du kennst ihn gut genug, um zu wissen, dass er erst wiederkommt, wenn er etwas erreicht hat.“
„Ja, ich weiß“, entgegnete ich. Konrad war in den letzten Wochen sehr geduldig gewesen.
„Hier, ich habe dir noch zwei Bücher rausgesucht, die Parelsus hinten im Lager aufbewahrt hat. Vielleicht helfen die dir weiter.“
„Danke.“ Ich nahm die in Leder gebundenen Antiquitäten entgegen.
„Die muss ich aber zurückbekommen. Parelsus kennt jedes Buch. Ich weiß zwar nicht, wie er das schafft, aber er weiß über alles Bescheid, was hier vor sich geht.“ Konrad sah sich um, als wenn Parelsus gleich hinter einem der hohen Regale hervortreten würde.
„Versprochen, du bekommst sie zurück“, sagte ich.
„Es würde auch helfen, wenn du mir endlich verrätst, nach was du genau suchst.“ Konrad sah mich erwartungsvoll an, seine rote Lockenmähne leuchtete im Schein der Feuerbälle, die die Mediathek erhellten.
„Kann ich nicht“, erwiderte ich. Es ging hier um ein delikates Thema. Die Akasha-Chronik schien ein großes Geheimnis zu sein. Parelsus hatte mich gewarnt, nicht jedem zu vertrauen. Ich kannte Konrad nicht lange genug und trotzdem wir dieselbe Haarfarbe hatten und er immer ausgesprochen höflich war, wagte ich es nicht, ihn einzuweihen.
„Wie du willst“, sagte er. „Viel Erfolg!“ Er wandte sich ab und ging zu einem Wagen, der mit Büchern beladen war. Mit einer kleinen Handbewegung brachte er ihn dazu, hinter ihm herzuschweben, während er die zurückgebrachten Bücher wieder in die
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