Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Seiten zu strömen.
„Was ist dein Begehr, Selma von Nordenach?“, tönte eine geschlechtslose Stimme von überall. Überrascht, dass es tatsächlich funktionierte, versuchte ich schnell meine Gedanken zu ordnen und in der Aufregung nichts Wichtiges zu vergessen.
„Wer hat die Studenten in Tennenbode vergiftet?“ Ich schrie die Worte im Geiste.
„Professor Elisabetha Schönhuber“, tönte es um mich herum und ich jubilierte innerlich. Ich hatte also Recht gehabt.
„Warum hat Elisabetha Schönhuber die Studenten vergiftet?“
„Sie wollte dich in eine Falle locken, Selma von Nordenach.“
Warum mich? Egal, jetzt musste ich erst einmal wissen, wie man die vergifteten Mädchen retten konnte.
„Wie kann man die Vergiftung mit Dämonischen Schattenefeu heilen?“
„Ein Löffel von der Asche des Kreuzkrautes unter der Zunge heilt die Vergiftung“, tönte es. Was waren noch für Fragen übrig? Mein Herz raste. Es gab nur diese eine Chance.
„Wie kann ich die Patrizierehen abschaffen?“
„Du musst die Patrizier stürzen“, hörte ich die Stimme und spürte, wie mir langsam der Sauerstoff ausging. Jetzt musste ich mich schnell entscheiden, welche der übrigen Fragen am wichtigsten waren.
„Wo sind meine Eltern, Catherina und Toni Caspari?“
„Sie sind in der Antarktis.“ Mein Herz raste immer schneller, doch ich beherrschte mich und fragte weiter.
„Wie kann ich die Patrizier stürzen?“
„Du musst die Insignien der Macht zerstören.“
„Was sind die Insignien der Macht und wo sind sie versteckt?“, quetschte ich noch aus meinem Kopf, obwohl ich spürte, wie langsam alles vor meinem inneren Auge verschwand. Ich spürte das gierige Brennen in meiner Lunge und unterdrückte den Impuls zu atmen noch einige Sekunden, um die Antwort zu hören.
„Die Akasha-Chronik liegt versteckt im Tempel der Heiligen Jungfrauen in Griechenland. Der Gral der Patrizier ruht im ewigen Eis der…“
Ich fand mich keuchend auf dem Fußboden in der dunklen Halle des Tempels wieder. Scheinbar war ich kurz ohnmächtig geworden und hatte den Nurfur-Nebel ausgeatmet. Ich sog gierig frische Luft in meine Lungen, bis mein Herz ruhiger schlug. Es war unfassbar, was ich soeben gehört hatte. Meine Eltern waren in der Antarktis. Was hatte das zu bedeuten? Lebten sie tatsächlich noch? Außerdem hatte ich die Hälfte vergessen zu fragen. Wer entführte die Mädchen und warum wollte mich Professor Schönhuber in eine Falle locken. Und gab es keinen einfacheren Weg die Patrizierehen abzuschaffen, als gleich die Patrizier zu stürzen? Ich stöhnte, die Zeit war viel zu kurz gewesen.
Ein lautes Donnern ließ mich aufspringen. Draußen schlugen krachend Feuersalven ein, ihr rotes Leuchten schimmerte durch die angelehnte Tür. Die Wachen waren wieder da und hatten meinen Einbruch bemerkt. Siedend heiß durchfuhr mich die Angst. Aber warum kämpften sie? Egal warum, es war höchste Zeit zu verschwinden. Ich zückte meinen Zauberstab, eilte zur Tür und schob sie auf.
Etwas Dunkles erschien mit einem Mal vor meinen Augen und als ich aufsah, wusste ich, das Schreien umsonst war. Auch wegzulaufen oder zu kämpfen, hatte keinen Sinn. Ich hatte die Morlems schon von Nahem gesehen und ich wusste genau, dass sie es waren. Sie standen bewegungslos vor mir und ich sah sie auch aus den Augenwinkeln vorbeihuschen. In der Ferne kämpften sie, vermutlich mit den Wachen von Willibald Werner.
Es waren diese dunklen, vermummten Gestalten gewesen, die ich so oft gesehen hatte. Ihre Gesichter waren so stark mit schwarzen Tüchern verhüllt, das man nur ihre Augen erkennen konnte. Kalte Augen, die mich ohne Mitleid betrachteten. Sie wollten mich, das wurde mir nun klar. Sie hatten mich gesucht und gejagt und das schon seit Jahren. Es musste eine Falle gewesen sein, dachte ich noch und dann wurde alles dunkel.
Gedämpfte Stimmen weckten mich und die Kälte, die mir in die Glieder kroch. Ich öffnete schwerfällig die Augen und schwebte einen Moment zwischen Schlafen und Wachen, zwischen Traum und Realität. Mein Kopf schmerzte und mühsam ertastete ich eine Beule. Die Erinnerung katapultierte mich schlagartig in den Wachzustand. Angst ergriff mich, als ob eine kalte Hand mein Herz umschloss. Es war nicht die Art von Angst, die ich bisher kannte. Das ungute Gefühl, dass mich vor einer Prüfung überkam, hatte nichts mit dem zu tun, was ich in diesem Moment fühlte. Mich erfüllte eine nie gekannte elementare Angst um mein Leben. Meine
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