Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
noch ein paar Wochen hin. Es tut mir leid, wirklich.“ Seine schmeichelnde Stimme beruhigte mich. Woher wusste er eigentlich, wann ich Geburtstag hatte? Seufzend drehte ich mich um und trottete weiter den Waldweg entlang. Es brachte nichts, sich weiter aufzuregen, denn ich erhielt überall dieselbe Antwort. Warten, Warten, immer nur Warten.
Bald erreichten wir die ersten Häuser, was bedeutete, dass wir uns trennen mussten. Ich versuchte, den Abschied hinauszuzögern, indem ich langsamer ging und hoffte, er würde noch etwas sagen. Doch er schwieg. Der Waldweg verwandelte sich in eine asphaltierte Straße. Wir hatten die Steingasse erreicht und ich konnte schon unser Haus sehen.
„Kommst du mit zur Zeugnisausgabe?“, fragte ich und sah ihn erwartungsvoll an.
„Nein, ich habe noch einen anderen Termin.“ Er schüttelte den Kopf und mein Blick blieb einen Moment zu lang an seinen Lippen hängen. Wie sich ein Kuss von ihm wohl anfühlen würde? Ich war noch nie so richtig geküsst worden, mal abgesehen von ein paar linkischen Küsschen von Florian Sommer.
„Danke, dass du mich hergebracht hast und noch einmal Entschuldigung, dass ich in deinen Garten eingebrochen bin“, sagte ich, als sich der Moment der Stille zu lange ausdehnte. Bei meinen Worten konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Die Luft zwischen uns knisterte, das konnte ihm doch nicht entgehen. Doch anstatt einen Schritt auf mich zuzumachen, wandte er sich ab.
„Bis bald Selma und pass gut auf dich auf!“ Er sprach meinen Namen mit einem fast liebevollen Klang, so kam es mir zumindest vor, und als er ging, fühlte ich mich auf einmal allein. Ich wusste, dass es dumm war, aber ich wäre gern noch ein wenig bei ihm geblieben. Es fühlte sich so richtig an, wenn Adam in meiner Nähe war, so vertraut. Ich sah ihm nach, bis seine große dunkle Gestalt zwischen den Bäumen verschwunden war. Ein warmer Lufthauch wehte an mir vorbei und streichelte meine Wange. Bis bald, hatte er gesagt, als wenn er sich freuen würde, mich wiederzusehen. Sicher täuschte ich mich. Was sollte er schon an mir finden, wir kannten uns kaum. Ja, er sah verdammt gut aus, er war nett, fürsorglich und hatte selbst seine Mutter, den alten Drachen, fest im Griff. Doch bisher hatte ich kein Glück mit Jungs gehabt, warum sollte das mit Adam anders sein? Ich seufzte wehmütig und ging ins Haus.
Überraschungen
Es war Ende Juli, eine Hitzewelle brütete seit Wochen über der Stadt und trotz der sperrangelweit geöffneten Fenster hatte die Nacht kaum Abkühlung gebracht. Ich reckte mich und stand auf, um die Fenster zu schließen und die Hitze des Tages auszusperren. Ich sah meine Großmutter im Garten beim Gießen der Blumenbeete und winkte ihr zu. Gestern Abend war ich viel zu lange wach gewesen, die Hitze hatte mich nicht zur Ruhe kommen lassen und von meinem Buch hatte ich mich auch nicht losreißen können. Ich hatte die halbe Nacht gelesen, aber nicht nur die Bücher hatten Schuld an meiner Müdigkeit. Es waren diese Träume, die mich immer wieder unerbittlich süß überkamen und in deren Mittelpunkt Adam stand. Je mehr ich versucht hatte, ihn aus meinem Denken zu verbannen, umso stärker war dieses sehnsüchtige Brennen in mir geworden, das sich in diesen unruhigen Träumen entlud und meinen Schlaf störte. Es glich einem Hunger, einem ungestillten Hunger, der umso stärker wurde, je mehr ich versuchte, ihn zu ignorieren. Ich wusste genau, dass es absolut dumm war, mir einzubilden, dass aus Adam und mir ein Paar werden könnte. Trotzdem verfolgte mich sein dunkler Blick bis in meine Träume. Ich konnte mir die Anziehungskraft, die er auf mich hatte, einfach nicht erklären. Vielleicht war aber auch die Hitze Schuld oder die endlose Langeweile der letzten Wochen. Vielleicht flüchtete ich mich in unreale, romantische Träume, um dem allen zu entfliehen.
Langsam ging ich in die Küche. Ich spürte noch einen Rest Müdigkeit gepaart mit einem leichten Kopfschmerz hinter der Stirn und beschloss, die Symptome mit einer Tasse Kaffee zu vertreiben. Meine Großmutter hatte mir schon einen Teller Obst zum Frühstück vorbereitet und ich ging mit einem Stück Melone in der einen und einer Tasse Kaffee in der anderen Hand in den Garten hinaus zu meinem Lieblingsplatz im schattigen Pavillon. Verdutzt bemerkte ich blonde Locken zwischen den grünen Büschen.
„Liana!“, schrie ich begeistert, als ich sie im Pavillon entdeckte. So schnell es meine volle Tasse erlaubte, lief
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