Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Ihr Zwei scheint euch ja ganz gut zu verstehen“, mutmaßte ich ins Blaue hinein.
„Ich mag Lennox, aber mehr ist da nicht. Genauso wie Adam gehört er zu den Jungs, von denen man besser die Finger lässt“, erwiderte Liana. Als Adams Namen fiel, schoss mir das Blut in die Wangen.
„Warum?“, fragte ich.
„Glaub mir einfach, die Torrel-Brüder sind tabu. Du machst dich nur unglücklich, wenn du dich in einen verliebst“, erwiderte Liana geheimnisvoll. Hatte das etwas mit den Morlems zu tun? Ich stöhnte. Schon wieder eine dieser Du-musst-warten-bis-du-alt-genug-bist-Antworten.
„Hast du Adam wiedergetroffen?“, fragte Liana, ohne auf meinen entgeisterten Gesichtsausdruck einzugehen.
„Nein, habe ich nicht“, erwiderte ich beiläufig. „Ich dachte, er ist nicht in Schönefelde.“ Ich musste ja nicht zugeben, dass ich ihn regelrecht gesucht hatte. Ich sah zu Boden, um meine Aufregung zu verbergen.
„Adam war die ganze Zeit in Schönefelde. Das hat mir zumindest meine Großmutter erzählt, weil er hin und wieder bei ihr eingekauft hat.“
„Ach so!“, erwiderte ich gefasst. Da wanderte ich jeden Tag kilometerweit und dabei hätte ich Adam in Frau Goldmanns Laden treffen können? Warum nur hatte ich die Einkäufe meiner Großmutter überlassen?
„Du musst mir dann unbedingt beim Schminken und Frisieren helfen“, unterbrach Liana meine Selbstvorwürfe. „Ich will heute Abend sensationell aussehen.“ Sie drehte sich grazil im Kreis.
„Geht klar, aber erst muss ich meine Großmutter davon überzeugen, dass ich zu dieser Party gehen darf“, sagte ich nachdenklich.
„Gut, mach das! Ich erwarte dich heute Abend bei mir zur Kleiderprobe. Ich werde mich jetzt hinlegen. Bis später!“ Liana lächelte und verschwand auf dem Schleichweg hinter dem Pavillon. Sie ließ mich aufgeregt zurück. Eine Party bei den Torrels versprach genau die Abwechslung, die ich nach der Langeweile der letzten Wochen brauchte. Vielleicht war Adam da? Ich erlaubte mir den Gedanken ein paar Sekunden lang und genoss das aufgeregte Gefühl in meinem Bauch. Was sollte daran verboten sein?
Als ich am frühen Abend an der Tür der Goldmanns klingeln wollte, trug ich schon mein schwarzes Kleid und mein einziges Paar Schuhe mit Absatz. Lianas Mutter kam mir entgegen. Sie hatte dieselben blonden Locken und dasselbe fröhliche Lachen wie Liana.
„Hallo, gut, dass du kommst. Liana ist schon ganz verzweifelt. Sie hat nichts Passendes im Kleiderschrank gefunden. Wahrscheinlich kann sie gar nicht mitkommen. Geh ruhig hoch!“ Sie grinste vergnügt und ließ mich in den geräumigen Flur ein. Ich kannte mich gut aus. In den letzten Jahren waren Lianas Eltern fast wie eine Ersatzfamilie für mich geworden. Ich stieg die schöne alte Holztreppe nach oben und hörte schon von weitem ein genervtes Stöhnen aus Lianas Zimmer. Schnell und ohne zu klopfen, ging ich hinein und blieb sprachlos stehen. Liana hatte den Inhalt ihres Kleiderschrankes im ganzen Zimmer verteilt und mitten in diesem heillosen Durcheinander aus Kleidern, Hosen, Röcken und Schuhen stand Liana nur mit Unterwäsche bekleidet und fluchte unanständig.
„Ähm, hi!“, war das Einzige, was ich angesichts dieses Chaos herausbrachte. Liana drehte sich erschrocken um.
„Gut, dass du kommst. Du musst mir helfen! Ich habe einfach nichts Passendes da. Ob ein Expressdienst noch liefert? Ich habe höchstens noch zwei Stunden Zeit. Hilf mir!“ Sie sah mich verzweifelt an und ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
„Kein Problem!“, begann ich, während ich über ein paar Jeans stieg. „Es sind immer noch 29 Grad draußen, alle langen Hosen, Kleider und Shirts kannst du schon mal wegräumen. Bei der Wärme würde ich dir eher ein Kleid oder einen Rock empfehlen.“
Ich half ihr, die überflüssigen Dinge wieder in den Schrank zu räumen und übrig blieb eine überschaubare Auswahl an Kleidungsstücken.
„Und jetzt gehst du erst einmal in Ruhe duschen, das entspannt und danach können wir aus den restlichen Sachen etwas aussuchen.“
Liana nickte brav und ging ins benachbarte Bad. Kurz darauf hörte ich Wasser rauschen, das nur gelegentlich von Liana übertönt wurde, die mit schiefer Stimme einen Hit sang, der zurzeit im Radio lief. Ich grinste und ging in ihrem Zimmer auf und ab, um mir die Zeit zu vertreiben. Auf dem Schreibtisch fiel mein Blick auf eine Zeitung, die unter ein paar Skizzen versteckt lag und die mir sehr bekannt vorkam. Ich schob Lianas
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