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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
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ich ihr entgegen. Nachdem ich den heißen Kaffee abgestellt hatte, fiel ich ihr um den Hals. „Danke, dass du wieder da bist. Ich war kurz davor, vor Langeweile zu sterben.“ Sie erwiderte lachend meine Umarmung.
    „Das glaube ich dir. Ich freu mich auch wieder hier zu sein. Wie waren deine Ferien bis jetzt? Was hast du gemacht?“
    „Es war absolut öde ohne euch. Seit Wochen bin ich in Schönefelde eingesperrt. Ich habe mehrmals ernsthaft darüber nachgedacht zu fliehen, aber ich habe mich zusammengerissen und bin hier geblieben.“ Genaugenommen hatte mich die Angst zurückgehalten. Ich traute mich abends kaum aus dem Haus. Immer wieder hatte ich in der Dämmerung den adlerartigen, riesigen Vogel am Himmel gesehen, der mich jedes Mal erschreckt hatte.
    „Meine Großmutter hat sich nur zweimal erbarmt und ist mit mir zum Baden gefahren. Es gab nichts außer Gartenarbeit, Wandern und Lesen. Tolstoi, Goethe, Schiller und Fontane waren mein Trost in der Einsamkeit.“ Ich schniefte demonstrativ. Ohne meine Freunde hatte ich mich in meinem eigenen Leben fremd gefühlt. Es war, als wenn in einem Haus, in dem man schon immer gewohnt hatte, mit einem Mal die Möbel fehlten und das Vertraute plötzlich unbekannt geworden war.
    „Du Arme, jetzt sind wir ja wieder da“, tröstete mich Liana. „Wieso warst du bei der Hitze wandern?“ Sie sah mich an, als ob ich nicht recht bei Sinnen wäre.
    „Im Wald ist es angenehm kühl. Ich bin jeden Tag eine Runde um das Massiv gegangen“, erwiderte ich lässig. Eigentlich war ich auf der Suche nach Adam gewesen. Mittlerweile hatte ich den richtigen Pfad gefunden, um mich nicht mehr zu verlaufen. Aber Adam hatte ich nie gesehen, so sehr ich auch gehofft hatte, ihn zufällig zu treffen.
    „Gehst du heute noch wandern oder hast du Zeit?“, fragte Liana erwartungsvoll.
    „Mal sehen!“, erwiderte ich grüblerisch. „Ich lese noch „Irrungen und Wirrungen“ zu Ende und morgen kann ich mich vielleicht wieder mit euch treffen.“
    „Was du nur an diesen alten Schinken findest, ist mir ein Rätsel?“ Liana verdrehte die Augen.
    „Aber es ist doch total faszinierend, die Gedanken der Menschen zu denken, die vor hunderten von Jahren gelebt haben, ihre Gefühle zu fühlen, ihren Schmerz und ihre Freude. Das ist wie eine Zeitreise, verstehst du?“ Begeistert war ich aufgestanden, doch Liana sah mich nur verständnislos an.
    „Nein, verstehe ich nicht“, sagte sie, „aber wenn es dir so viel Spaß macht, kannst du ja den Abend mit Lesen verbringen. Allerdings verpasst du dann etwas Wichtiges.“ Sie lächelte geheimnisvoll.
    „Nun sag schon!“ Neugierig sah ich sie an.
    „Die Torrels haben sturmfrei und geben wieder eine ihrer dekadenten Partys. Erinnerst du dich noch, die letzte war in dem Sommer, bevor sie in die Staaten gegangen sind.“
    „Keine Ahnung.“ Ich schüttelte den Kopf.
    „Stimmt, du warst ja gar nicht mit. Das war die Zeit, in der du Florian aus dem Weg gehen wolltest, wegen der Hundehaufengeschichte.“ Sie kicherte und ich lief knallrot an.
    „Stimmt, jetzt fällt es mir wieder ein. Wenn ich mich aber recht erinnere, hast du mir damals gesagt, dass die Party ohnehin nichts für mich gewesen wäre.“
    „Richtig.“ Liana strich sich nachdenklich eine blonde Locke aus der Stirn. „Aber mittlerweile bist du ja fast achtzehn und aufgeschlossener. Ich habe eine Einladung von Lennox bekommen und wollte dich mitnehmen. Nachdem du den ganzen Sommer hier verbracht hast, tut dir ein wenig Abwechslung sicher gut, aber wenn du lieber lesen willst?“
    „Nein, ist schon in Ordnung“, beeilte ich mich zu sagen und überhörte ihre Bemerkung. „Ich komme mit, lesen kann ich auch morgen noch.“ Ich war viel zu froh, dass Liana wieder da war, um mit ihr über meine Aufgeschlossenheit zu streiten. Sie zog eine postkartengroße Karte aus ihrer Hosentasche, die dezent bedruckt war und hielt sie mir unter die Nase.
    „Mit Einladung? Wow! Es ist also eine Ehre, in diesen elitären Kreis aufgenommen zu werden?“ Ich begutachtete das edle Papier mit hochgezogenen Augenbrauen.
    „Ja, ist es und glaube mir, Selma, so eine Party hast du noch nicht erlebt und genau deswegen werde ich mich noch einmal hinlegen, damit ich heute Abend topfit bin. Ich habe nämlich geplant, nicht vor dem Morgengrauen ins Bett zu gehen.“ Liana pflückte ein Gänseblümchen und betrachtete die zarten Blütenblätter zwischen ihren Fingern.
    „Was ist eigentlich zwischen dir und Lennox?

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