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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
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ich die Schwelle überschritt, hatte ich ein komisches Gefühl im Bauch wie in einem Fahrstuhl. Als ich die Augen aufschlug, stand ich in einem modernen Büro und war definitiv weit entfernt von Frau Trudigs Reisebüro.
    „Willkommen im Senatorenhaus in Berlin, haben sie einen Termin?“, fragte eine ältere Dame geschäftig hinter einem hohen Empfangstresen. Erschrocken starrte ich sie an. Diese Frau musste eine Hexe sein. Ihr Haar war lila gefärbt, sie war mager, fast schon knochig und hatte eine lange, krumme Nase mit einer Warze darauf.
    „Mein Name ist Georgette von Nordenach und das ist meine Enkeltochter Selma Caspari. Wir haben beim Senator für Kinder- und Jugendangelegenheiten um 10 Uhr einen Termin zur Aufnahme in die Vereinte Magische Union“, erklärte meine Großmutter freundlich. Als die Hexe den Namen meiner Großmutter hörte, straffte sie sich, als ob sie plötzlich einen Stock im Rücken hätte.
    „Georgette von Nordenach, welche Ehre, bitte nehmen sie Platz!“ Sie zeigte auf eine kleine Sitzgruppe gegenüber dem Tresen. „Ich bringe ihnen sofort die Unterlagen zum Ausfüllen und benachrichtige den Senator. Darf ich ihnen während ihrer Wartezeit einen Tee anbieten?“, fragte die Hexe demütig und verneigte sich, bis ihre Nase beinahe ihre Knie berührte.
    „Ein Fangoldtee wäre schön, wenn es ihnen keine Umstände macht“, sagte meine Großmutter ruhig und zog mich zu der Sitzgruppe. Ich starrte immer noch der Hexe nach, die emsig davoneilte und bald darauf mit zwei Tassen Tee und einem Stapel Formularen zurückkam.
    „Gustav Johnson hat in einer halben Stunde Zeit für sie, Frau von Nordenach, wenn ich bis dahin noch etwas für sie tun kann?“ Sie neigte wieder den Kopf und schien tatsächlich Freude daran zu haben, den Namen meiner Großmutter immer wieder auszusprechen, als ob er sie adeln würde.
    „Nein, es ist alles bestens.“ Meine Großmutter lächelte freundlich und die Hexe zog sich hinter ihren Tresen zurück, wo sie die Augen schloss und einzuschlafen schien.
    „Was ist Fangoldtee?“, fragte ich und roch misstrauisch an meiner Tasse, aus der es blumig duftete.
    „Fangoldkraut macht gute Laune, mehr nicht“, beruhigte mich meine Großmutter. Ich beobachtete die Hexe, die immer noch reglos dasaß.
    „Was macht sie da?“, flüsterte ich.
    „Sie telefoniert.“ Meine Großmutter folgte meinem Blick. „Magier verfügen über einen starken Geist. Sie können Nachrichten an andere Magier versenden, ohne dass sie technische Hilfsmittel benutzen müssen.“
    „Wirklich!“ Ich war begeistert. Das erklärte auch, warum meine Großmutter kein modernes Telefon brauchte. „Sag mal, bist du berühmt?“
    Meine Großmutter griff zu den Formularen und zog einen Stift aus der Tasche.
    „Nicht direkt berühmt. Unsere Familie ist sehr alt. Unsere Abstammungslinie lässt sich fast lückenlos über Jahrtausende zurückverfolgen. Der Name von Nordenach ist in der Vereinten Magischen Union sehr bekannt und außerdem habe ich mir unter den Magiern einen guten Ruf als Heilerin erworben. Ich lege sonst nicht so viel Wert auf meinen Namen, aber hier ist er ganz nützlich, sonst hätten wir den halben Tag warten müssen.“
    „Oh!“ Ich lehnte mich zurück.
    „Lass uns mit den Formularen anfangen! Name, Vorname, Adresse, Geburtstag und so weiter kannst du schon mal ausfüllen und ich nehme mir die Formulare über deine Abstammung vor.“ Damit drückte mir meine Großmutter einen Stapel Papier in die Hand und begann selbst zu schreiben.
    Als die Hexe eine halbe Stunde später die ausgefüllten Formulare in Empfang nahm und uns in das Büro des Senators führte, waren wir soeben erst fertig geworden.
    Gustav Johnson war ein nervöser Mann mit einem großen Schnauzbart, dessen Augen unruhig im Raum hin und her huschten, als wir das Zimmer betraten.
    „Frau von Nordenach, welche Ehre, sie hier im Senatorenhaus begrüßen zu dürfen. Bitte nehmen Sie Platz!“ Er zeigte auf zwei lederbespannte Stühle vor dem Schreibtisch, hinter dem er saß.
    „Vielen Dank, mein lieber Senator, wie laufen die Geschäfte?“, fragte meine Großmutter, während sie Platz nahm. Gustav Johnson indes sprang auf und begann im Raum auf und ab zu laufen.
    „Gut, sehr gut, wir können nicht klagen. Die Morlems wurden nicht mehr gesichtet seit dem letzten Angriff im Sommer. Die neuen Sicherheitsbestimmungen scheinen endlich zu wirken. Wir sind stolz auf die Schwarze Garde, tun einen hervorragenden Dienst,

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