Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
unsere Jungs. Wir können ihnen nicht genug danken, aber sie sind bestimmt nicht hier, um mit mir über langweilige, politische Angelegenheiten zu plaudern, nicht wahr, meine Liebe?“ Gustav Johnson zog die Mundwinkel zu einem breiten Lächeln auseinander, das aussah, als hätte er eine Mundstarre und setzte sich wieder. Ich hatte die Ohren gespitzt, als er die Schwarze Garde erwähnte, doch leider sagte er nicht mehr über sie.
„Sie wissen doch, Herr Johnson, die Politik überlasse ich den Senatoren.“ Während meine Großmutter sprach, begann sich eine grüne Ranke von hinten an Gustav Johnson heranzutasten. Bevor ich etwas sagen konnte, wand sie sich um sein rechtes Ohr. Er zuckte, dann presste er die Lippen fest aufeinander und versuchte sie zu ignorieren. Erst als die Ranke sich zweimal um sein Ohr gelegt hatte, begann sein rechtes Auge nervös zu zucken, dann sein Schnurrbart und schließlich sprang er hektisch wieder auf und versuchte, sich von den windenden Zweigen seiner Topfpflanze zu befreien, die sich mittlerweile bis in sein Haar geschlängelt hatten. Ich musste das laute Lachen unterdrücken, dass in meiner Kehle kitzelte. Mitten in dem Tumult, den Herr Johnson veranstaltete, um sich aus den Fängen des grünen Gewächses zu befreien, bemerkte ich plötzlich etwas äußerst Ungewöhnliches. Direkt an der Wand lief ein kleines Wesen entlang. Ich hielt es erst für eine große Maus, doch dieses Tier lief auf zwei Beinen und hatte dasselbe Muster wie die Gold gestreifte Tapete, in der es wieder verschwand, sobald es stehengeblieben war. Ich wand mich von dem faszinierenden Anblick ab. Neben der angriffslustigen Topfpflanze, die der Senator in seinem Büro hatte, erschienen mir die kleine Maus hinter seinem Schreibtisch ziemlich harmlos.
„Eine Asketenliane, mein lieber Herr Johnson, braucht viel Liebe und Zuneigung, das sollten sie berücksichtigen, bevor sie sich so eine Pflanze in das Büro stellen“, schmunzelte meine Großmutter.
„Das war meine Frau und dieses Monster kann sie wieder mitnehmen.“ Herr Johnson kämpfte immer noch erfolglos mit den Ausläufern der Asketenliane, die sich mittlerweile um seine Füße schlängelten und begannen, ihm die Schuhe auszuziehen.
„Eine Viertelstunde am Tag streicheln und sie haben die genügsamste Pflanze, die sie sich vorstellen können. Sie wird sogar singen, passen sie auf!“ Meine Großmutter stand auf, ging zu der Asketenliane und kraulte sie mit geübtem Griff am Stängel. Es dauerte nicht lange und die Ausläufer zogen sich zurück, bis die Pflanze ganz still stand. Dann begann sie harmonisch zu summen, leise und betörend verbreitete sie eine friedliche Stimmung um sich. Das Summen ging sofort auf mich über und ich musste lächeln.
„Danke!“, sagte Gustav Johnson kurz angebunden und betrachtete immer noch misstrauisch das friedliche Gewächs.
„Keine Ursache, aber eigentlich bin ich nicht wegen der Pflege ihrer Topfpflanzen hier, sondern wegen meiner Enkeltochter Selma Caspari, die heute ihren achtzehnten Geburtstag feiert.“
„Selma Caspari.“ Gustav Johnson wiederholte meinen Namen ganz langsam. Ein unerklärliches Unbehagen breitete sich in mir aus, während er mich musterte wie eine unliebsame Bekanntschaft. Die eben noch entspannte Stimmung im Raum war mit einem Mal umgeschlagen. Auch meiner Großmutter war das nicht entgangen, sie ballte die Hände in ihrem Schoß zu Fäusten. Gustav Johnson nickte ernst, irgendetwas musste er mit meinem Namen verbinden, doch was sollte das schon sein? Meine Eltern und meine Geschwister waren vor vielen Jahren gestorben, vielleicht erinnerte er sich an den traurigen Vorfall. Doch wie Mitleid sah das Gefühl, dass ich in seinem Gesicht las, nicht aus. Es war ein sichtliches Unbehagen, als wenn er mich nicht zu mögen schien. Ich verwarf den Gedanken, schließlich waren wir uns noch nie im Leben begegnet.
„Bist du bereit, der Vereinten Magischen Union beizutreten?“, fragte er.
„Ja, ich denke schon“, erwiderte ich nervös und Gustav Johnson nickte. Er hatte ein professionelles Gesicht aufgesetzt und lächelte oberflächlich.
„Schön, schön, da wollen wir gar nicht lange zaudern, sondern Feuer mit Rauch machen. Das ist der Eid, den du vor der Aufnahme schwören musst!“ Gustav Johnson reichte mir ein kleines Kärtchen und während ich den Text überflog, sprang er auf und eilte aus dem Raum.
„Muss ich das wirklich schwören?“, fragte ich und hielt das Kärtchen hoch. „Das
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