Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
nicht nötig, denn die Körper werden ihres Geistes beraubt, nur noch die magische Kraft hält sie am Leben.“
„Wie kann man…?“ Ich stockte, seit heute musste ich alle noch so abwegigen Möglichkeiten als Realität akzeptieren. „Wo ist der Geist dieser Magier?“, fragte ich stattdessen.
„Der Haebram ist nicht nur ein reeller Raum. Er ist die Hölle.“ Meine Großmutter schwieg und mir gefror das Blut in den Adern. „Für ihre große Liebe riskierte deine Mutter alles. Bevor es jedoch so weit kam, hat sie dieses Unglück aus dem Leben gerissen.“ Sie versuchte, vage zu lächeln, doch das beruhigte mich nicht.
„Du gehörst zur Oberschicht, nicht wahr und ich gehöre wegen meiner Mutter zur Unterschicht?“ Ich wollte nicht noch mehr über den Haebram wissen. Das wenige, das ich gehört hatte reichte, um zu wissen, dass Adams Sorge zu Recht bestand. Der Eid war keine reine Formalität, ich hatte tatsächlich meine Seele verpfändet. „Was ist mit den Torrels?“, fragte ich möglichst beiläufig.
„Die Torrels sind eine der ältesten Familien unserer Gemeinschaft, ebenso wie die unsere. Sie sind Patrizier.“
Mit einem Mal offenbarte sich mir mit voller Wucht Adams Konflikt. Wir durften kein Paar sein, weil uns die Regeln der magischen Gesellschaft trennten und gegen die Regeln zu verstoßen, kam einem Todesurteil gleich. Es ging nicht nur um die Schwarze Garde, nein, unsere Standesunterschiede trennten uns. In meinem Herz wurde es kalt und meine Hände zitterten.
„Du hast dich in einen der Torrel-Jungs verliebt, nicht wahr?“, meinte meine Großmutter ernst, als sie meinen Gesichtsausdruck bemerkte.
„Vielleicht ein bisschen in Adam“, murmelte ich.
„Er ist nicht der richtige Junge für dich.“ Ihr Blick wurde unnachgiebig. „Du weißt sicherlich, dass er bereits ein Mitglied der Schwarzen Garde ist. Das ist eine der höchsten Institutionen unserer Gesellschaft. Die Schwarze Garde ist direkt dem Senator für Landessicherheit unterstellt und ihren Mitgliedern ist es nicht gestattet, sich durch eine Beziehung von ihrer wesentlichen Aufgabe, dem Schutz unserer Gemeinschaft, ablenken zu lassen. Die Torrels sind außerdem eine der ältesten Patrizierfamilien. Eine Beziehung zwischen euch ist unmöglich. Halte dich von ihm fern!“ Meine Großmutter sah mich ernst an. Ich war so überrascht von ihrer heftigen Reaktion, dass ich einen Moment schwieg.
„Das weiß ich schon“, erwiderte ich schließlich trotzig. „Außerdem hat Adam kein Interesse, du brauchst dir also keine Sorgen machen“, sagte ich schnell, um das Thema zu beenden. Meine Großmutter nickte zufrieden.
„Du wirst viele nette Jungen kennen lernen, wenn du dein Studium beginnst“, sagte sie in versöhnlichem Ton. Ich nickte wieder und wich ihrem Blick aus. Ich glaubte nicht daran, dass ein anderer Junge dieselben Gefühle in mir auslösen konnte wie Adam. Ich wusste nicht warum, aber ich war mir sicher, dass wir zusammengehörten. Trotzdem ich anderer Meinung war, lächelte ich ihr freundlich zu. Was wusste sie schon von meiner Liebe zu Adam? Sie schien beruhigt und ging zu einem Schrank, aus dem sie einen Umschlag hervorzog.
„Deine Mutter hat mir einen Brief für dich hinterlassen und mich gebeten, ihn dir zu deinem achtzehnten Geburtstag zu geben. Ich musste ihr hoch und heilig versprechen, ihn unter keinen Umständen zu öffnen.“
„Gib ihn mir, bitte!“, fragte ich ungeduldig und war sofort an ihrer Seite. Schnell öffnete ich den Umschlag und zog einen eng beschriebenen Brief heraus.
Meine liebste Selma,
wie gern wäre ich heute bei dir und würde diesen besonderen Tag mit dir gemeinsam verbringen. Heute ist dein achtzehnter Geburtstag und du hast erfahren, was du bist. Du weißt nun, dass in dir Kräfte sind, die über das, was du bisher für normal gehalten hast, weit hinausgehen. Es ist nun an dir, deine Kräfte zu erforschen und zu entwickeln und Tennenbode ist der richtige Platz dafür. Eigentlich wäre es meine Aufgabe gewesen, jetzt bei dir zu sein, aber ich kann es leider nicht. Mein Herz ist bei dir und meine Liebe. Wenn du diesen Brief von deiner Großmutter erhalten hast, bedeutet es aber auch, dass sie es geschafft hat, dir eine friedliche und unbeschwerte Kindheit und Jugend zu schaffen, was mein letzter Wunsch an sie gewesen ist. Die vergangenen Jahre waren sicher schwer für dich, da du auf viele Fragen keine Antwort bekommen hast. Falls du mehr wissen möchtest, als du bis jetzt erfahren
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