Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Studierzimmer.
„Da bist du ja endlich, Selma. Alles in Ordnung bei dir, du hast ja ganz rote Wangen. Wirst du krank?“, fragte mich Liana besorgt, während sie mich hinter sich herzog.
„Nein, Nein, alles in Ordnung. Ich bin nur kurz eingedöst“, beschwichtigte ich sie.
„Ach so, komm mal und sieh dir das an.“ Sie öffnete eine Tür, die nur angelehnt war und da saß Shirley in ihrem kurzen lila Mantel auf dem Bett. Die Absatzschuhe hatte sie ausgezogen und in eine Ecke geworfen. Sie hatte nur einen ihrer vielen Koffer bis in die zehnte Etage geschleppt. Jetzt saß sie versunken auf ihrem Bett und massierte sich ihre Füße.
„Alles klar?“, fragte ich vorsichtig.
„Ja“, antwortete Shirley, ohne aufzusehen.
„Hast du schon gesehen, wer in das letzte freie Zimmer gezogen ist?“, flüsterte Lorenz aufgeregt hinter mir.
„Nein, aber so wie du aussiehst, muss es ein Popstar sein“, erwiderte ich.
„Genauso ist es.“ Lorenz riss die Augen auf. „Es ist Adam Torrel, der Held der Schwarzen Garde, das ist eigentlich fast noch besser als ein Popstar.“ Während Lorenz begeistert die Arme in die Luft warf, wich mir die Farbe aus dem Gesicht. Nein, das durfte nicht sein. Wollte er mich quälen?
„Freust du dich gar nicht?“, fragte Lorenz.
„Ist mir egal“, murmelte ich schwach. Ich würde es nicht ertragen, mit Adam zusammenzuwohnen. Wie sollte das funktionieren, ohne dass mein Herz mehrmals am Tag zerbrochen wurde wie eine Haselnuss unter einem Elefantenfuß?
„Jetzt tu nicht so desinteressiert. Ich habe schon gemerkt, dass du ihn magst, da hab ich einen Blick dafür, Süße. Vielleicht ist es aber noch nicht zu spät und ich kann das Herz des dunklen Recken für mich gewinnen. Ich geh mich gleich mal vorstellen.“ Mit diesen Worten steuerte Lorenz zielstrebig auf das Zimmer neben meinem zu. Bevor ich ihn aufhalten konnte, klopfte er schon gegen die Tür. Es war tatsächlich Adam, der öffnete und trotzdem ich wusste, dass es eine unendliche Qual werden würde, ihn ständig in meiner Nähe zu haben, ohne wirklich bei ihm sein zu dürfen, freute ich mich auf eine unerklärliche Weise. Ich biss die Zähne zusammen, um nicht sehnsuchtsvoll zu seufzen, wie es Lorenz gerade tat. Adam musterte ihn von oben bis unten. Der durchdringende Blick aus seinen Augen bremste sogar Lorenz kurz aus. Er verhaspelte sich, bevor er lossprudelte.
„Hallo, ich bin Lorenz Silver. Es ist mir eine große Freude, dass wir die nächsten Jahre zusammenwohnen.“ Adam sah aus, als ob er nicht so recht wüsste, ob er Lorenz ernst nehmen sollte und auch die Ankündigung Jahre mit ihm verbringen zu dürfen, lockte kein Lächeln auf seine Lippen.
„Ich bin Adam Torrel“, erwiderte er kurz.
„Du bist der Torrel-Junge“, quietschte Lorenz. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. „Oh, mein Gott, Ich hab ja schon so viel von eurer Familie gehört und du bist das jüngste Mitglied der schwarzen Garde, das es je gab. Es ist irre, dass ich mit dir zusammen wohnen darf. Deine Fähigkeiten sollen unglaublich sein. Das habe ich gelesen in dieser Zeitung, wie hieß sie noch mal? Ach so, die „ Welt der Schwarzen Garde“. Wenn ich das meiner Familie erzähle.“ Bei Lorenz begeisterten Worten verfinsterte sich Adams Miene zusehends.
„Ja, meine Fähigkeiten sind unglaublich und wenn du mich noch einmal vollplapperst wie ein Groupie einen Popstar werde ich sie an dir ausprobieren.“ Mit diesen Worten knallte Adam Lorenz die Tür vor der Nase wieder zu. Der ließ sich jedoch nicht von dieser Abfuhr beirren und kam freudig strahlend auf Liana und mich zu.
„Unglaublich diese Jungs aus der Torrel-Familie, sie sind so wild, so feurig und leidenschaftlich. Leider sind sie etwas ungehobelt im Umgang, aber du solltest die einmal kämpfen sehen. Da wird einem warm ums Herz.“
„Noch wärmer geht doch gar nicht“, witzelte Liana.
„Sehr lustig.“ Lorenz zog sich beleidigt ins Bad zurück.
„Sag mal, hast du eigentlich eine Steckdose in deinem Zimmer, Selma. Ich find keine bei mir und mein Handy braucht dringend Strom.“ Liana sah sich suchend um, aber auch im Studierzimmer fand ich keine Steckdose und als ich genau hinsah auch keine Lampe. Das reichlich durch das große Fenster hereinscheinende Tageslicht erhellte den Raum so sehr, dass mir das Fehlen eines elektrischen Lichtes noch nicht aufgefallen war.
„Es gibt keine Steckdosen und keine Lampen, wie sollen wir dann abends arbeiten oder lesen?“, fragte ich
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