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Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
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ruhiger und sein Kuss sanfter. Er löste sich von mir und streichelte meine Wange. Er hatte sich wieder im Griff, was man von mir nicht behaupten konnte. Ich schloss die Augen und atmete mehrmals ein und aus, während ich krampfhaft an eine kalte Dusche dachte.
    „Erzähl mir von dir!“, bat ich schließlich. „Ich weiß noch so wenig über dich.“
    Adam sah mich verwirrt an. „Wir sind zusammen zur Schule gegangen und danach haben wir uns oft getroffen. Eigentlich jeden Tag, erinnerst du dich wirklich nicht?“
    „Nein, kaum“, stotterte ich verwirrt. „Ich glaube, ich habe ein ziemlich schlechtes Gedächtnis“, murmelte ich, denn ich konnte mich beim besten Willen nicht erinnern. Wenn man mit jemanden jeden Tag verbrachte, dann musste das doch Spuren in meiner Erinnerung hinterlassen haben. Warum sonst hätten wir uns jeden Tag treffen sollen, wenn wir nicht gut miteinander befreundet gewesen wären? Nachdenklich sah ich Adam an und versuchte mich so stark wie möglich zu konzentrieren, um die Erinnerung an unsere angebliche Vergangenheit heraufzubeschwören. Doch da war nichts, nur Leere.
    „Vielleicht hat jemand nachgeholfen?“ Adam sah mich ernst an.
    „Wie meinst du das?“ Ich setzte mich erschrocken auf, doch seine Hand hielt ich weiter fest umschlossen.
    „Du weißt, dass man Erinnerungen verändern oder auch löschen kann?“, fragte Adam. Ich nickte. „Die Schwarze Garde macht das gelegentlich. Sie dringt in den Geist eines anderen ein und löscht seine Erinnerung.“
    „Willst du damit etwa sagen, dass jemand mein Gedächtnis manipuliert hat?“ Ich sah Adam entsetzt an.
    „Das ist die einzige Erklärung. Jemand hat dein Gedächtnis manipuliert oder erinnerst du dich daran, dass die Morlems dich angegriffen haben?“
    „Ja, diesen Sommer. Natürlich erinnere ich mich.“
    „Das meine ich nicht!“ Er sprach langsam, um mir Zeit zum Begreifen zu geben, aber ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, schon einmal auf die Morlems getroffen zu sein.
    „Der Angriff auf dich in diesem Sommer war nicht der Erste. Die Morlems haben es offenbar ganz besonders auf dich abgesehen“, sagte Adam. Mir wurde schlagartig kalt. Warum auf mich? Das ergab alles keinen Sinn.
    „Ich kann mich aber nicht erinnern, an nichts. Nicht an dich, nicht an die Morlems. Nur an schöne Dinge, an langweilige Dinge erinnere ich mich.“
    Jemand hatte mir etwas sehr wichtiges genommen. Auf die Erinnerung an die Morlems konnte ich gut und gerne verzichten. Die Erinnerungen an Adam waren es, die ich wiederhaben wollte. Wenn sie auch noch so unwichtig waren, für mich waren sie ein Schatz.
    „Wie bekomme ich meine Erinnerungen zurück?“, fragte ich entschlossen.
    „Ich werde Ramon fragen, wie man da wieder rankommt.“
    Ich erinnerte mich an die Kraft von Ramons Versuch, den Angriff der Morlems vor mir zu verbergen. Bis dahin hatte es sicher immer funktioniert, meine Erinnerungen zu löschen. Bis zu diesem Sommer, in dem alles anders wurde, in dem ich endlich stark genug war, mich dagegen zu wehren.
    „Dass jemand meine Erinnerungen an die Angriffe löscht, verstehe ich ja noch, dafür gibt es ja sogar ein Gesetz. Aber warum löscht jemand meine Erinnerungen an dich?“ Ich sah Adam an und erstarrte. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert.
    „Vielleicht bin ich nicht der Einzige, der weiß, dass eine Liebe zwischen uns, nur ins Verderben führen wird.“ Das warme Lächeln war von seinen Lippen verschwunden und der kühlen Maske gewichen, die ich schon kannte. Mein Blut schien zu stocken und die Grabeskälte kroch wieder in mein Herz. Der zarte Moment war vorbei. Adam ließ meine Hand los und stand auf, bevor ich ihn bitten konnte, bei mir zu bleiben und die Löcher in meinen Erinnerungen zu füllen.
    „Schlaf gut, Selma!“, flüsterte er und verschwand so leise, wie er gekommen war.

Akkanka
    Als wir am nächsten Morgen beim Frühstück saßen, war Adam längst weg. Noch in der Morgendämmerung musste er verschwunden sein und ich wusste nicht wohin. Doch ich hatte wenig Zeit, darüber nachzudenken. Professor Espendorm kündigte an, dass wir uns in wenigen Minuten in wetterfester Kleidung im Innenhof an der großen Treppe treffen würden, die wir gestern mit unserem Gepäck emporgestiegen waren. Ich trank schnell meinen Kräutertee aus, Kaffee gab es in Tennenbode nicht, da er gegen die Grundregel der gesunden Ernährung verstieß. Gemächlich machte ich mich auf den Weg in mein Zimmer, um meine

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