Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Wendeltreppe bis hinunter in den Gemeinschaftsraum, der brechend voll war. Die gemütlichen Sofas, die sonst im ganzen Raum verteilt waren, hatte jemand an die Wände geschoben und so eine Tanzfläche geschaffen. Obwohl ich mich noch dagegen wehrte, steckte mich das fröhliche Lachen an, das mir entgegendrang. Ich gab auf. Die Musik war laut, so laut, dass sie meinen Kopf schlagartig leerblies und die Leere dann selbst einnahm. Ich tanzte und dachte das erste Mal seit Wochen an nichts.
Ein ungewöhnliches Geräusch riss mich am nächsten Morgen aus dem Schlaf. Es klang, als wenn ein Elch neben meinem Bett röhrte. Ich sprang erschrocken auf, aber da war niemand. Die Morgendämmerung überzog den noch nächtlichen Himmel mit einer zarten, rosenroten Färbung. Vereinzelt funkelten Sterne im schwindenden Schwarz. Ich riss das Fenster auf, aber das Geräusch kam nicht von draußen. Die kühle Luft weckte mich endgültig auf. Das Geräusch schien aus dem Studierzimmer zu kommen. Ich stolperte im Schlafanzug hinüber und traf dort Lorenz, Shirley und Liana, die ebenso wie ich auf der Suche nach der Ursache des seltsamen Lärms waren.
„Das kommt vom Tisch in der Mitte“, sagte Lorenz verschlafen, der in einem lila Seidenpyjama steckte.
In diesem Moment stoppte das Röhren und stattdessen erklang Professor Espendorms Stimme aus der Mitte des Raumes: „Guten Morgen, liebe Studenten, es ist sechs Uhr. Ich erwarte sie in einer halben Stunde in Sportsachen im Innenhof.“
Ich starrte die anderen entgeistert an, denn das war neu. Im letzten Monat auf Tennenbode mussten wir zwar pünktlich zu den Mahlzeiten erscheinen und am Nachmittag für eine praktische Stunde nach Akkanka kommen, aber ansonsten durften wir uns frei bewegen und vor allem durften wir bis zum Frühstück ausschlafen.
„Herrjemine, das schaff ich nie und nimmer. Ich geh zuerst ins Bad“, sagte Lorenz von einer plötzlichen Nervosität gepackt, während er in sein Zimmer hastete und von dort mit einer großen Tasche ins Bad stürmte. Er kam nicht weit. Mit einem lauten Knall stieß er gegen die Badezimmertür, die verschlossen war. Er landete mit einem dumpfen Geräusch auf dem Fußboden.
„Lorenz, alles okay?“, rief ich erschrocken, während Liana und Shirley kicherten.
„Geht schon“, stöhnte Lorenz von unten und hielt sich die Stirn. „Wer ist da drin, wenn wir alle hier draußen sind?“, fragte er und rappelte sich wieder auf. In diesem Moment öffnete sich die Badezimmertür und Adam erschien. Er war nur mit einem Handtuch bekleidet, dass er um die Hüften gewickelt hatte. Mir stockte der Atem bei seinem Anblick. Auf seiner nackten Brust glitzerten noch die Wassertropfen vom Duschen.
Peng! Wie eine Explosion waren alle Gefühle wieder da, die ich versucht hatte zu vergessen. Ich wollte zu ihm gehen und ihn umarmen, irgendetwas tun, das uns verband. Aber Adam sah an mir vorbei, deswegen blieb ich einfach stehen und starrte ihn nur verunsichert an. Selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich keinen Schritt vorwärts machen können.
„Guten Morgen, die Damen“, sagte er in die Runde und ging an dem verblüfften Lorenz vorbei in sein Zimmer. Der sah ihm begeistert nach.
„Hast du diese Muskeln gesehen. Unglaublich der Junge“, schnurrte er, als Adam verschwunden war.
„Du hast nur Augen für seine Muskeln und sein schönes Gesicht“, schimpfte Liana. „Hast du seine Verletzung gesehen und die Narben auf seinem Rücken. Es wird wirklich Zeit, dass sie das Monster schnappen.“ Mit diesen Worten verschwand Liana vor dem überraschten Lorenz im Bad und verschloss die Tür.
Mit Müh und Not erreichten wir eine halbe Stunde später den Innenhof, wo Professor Espendorm bereits wartete. Ich sah mich staunend um. Tennenbode sah anders aus. Konstantin Kronworth hatte pünktlich zum Semesterauftakt das riesige Gebäude umgestaltet. Die fünf Türme schillerten in einem kosmischen Schwarz, während die restlichen Hauptgebäude metallisch glänzten. Kühl und gerade war die Architektur, von den surrealistischen Schwüngen war keine Spur mehr zu sehen. In dem riesigen Innenhof liefen bereits die Studenten der anderen Jahrgänge ihre Runden. Ein leichter Nebel lag zwischen den Bäumen und tauchte den Morgen in eine gespenstische Atmosphäre. Mich fröstelte in der Kühle des jungen Tages, während sich mein Jahrgang verschlafen um Professor Espendorm sammelte.
„Guten Morgen“, rief sie laut und fröhlich und man sah ihr an, dass sie diesen
Weitere Kostenlose Bücher