Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Koenigsblut - Die Akasha-Chronik

Titel: Koenigsblut - Die Akasha-Chronik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karola Loewenstein
Vom Netzwerk:
Tag Unmengen an stinkender Dachenkacke wegzukarren. Nicht umsonst war es eine beliebte Strafarbeit der Professoren. Mich störte es nicht, die Gesellschaft von Gregor König und den Drachen wog den unangenehmen Gestank bei weitem auf. Der Drachenhüter verstrahlte eine positive Stimmung und eine so grundsolide Fröhlichkeit, dass ich meine Sorgen, solange ich in Akkanka war, völlig vergaß. Doch die schöne Zeit mit den Drachen würde morgen ein Ende haben.
    Das Semester begann und ich sah ihm mit gemischten Gefühlen entgegen. Schon zum Mittagessen waren heute die ersten Studenten der anderen Jahrgänge eingetroffen und zum Abendessen war der Saal voll bis auf den letzten Platz gewesen. Gemurmel und fröhliches Lachen hatte den Raum erfüllt, doch ich fühlte mich in der ungewohnten Menschenansammlung fremd.
    Liana hatte mir ihre Cousine Nelly vorgestellt, die jetzt das dritte Jahr begann. An ihren Händen hatten noch Reste der grünen Schuppen geglitzert und ihr Hinterkopf hatte ausgesehen wie der eines Reptils. Ich hatte versucht, sie nicht unhöflich anzustarren, aber es war mir nicht gelungen. Nelly hatte es mit Humor genommen, wahrscheinlich war sie froh, wieder halbwegs normal auszusehen.
    Ich beobachtete Ariel, wie er sich in seinem frischen Kohlestaub wälzte und grunzende Laute ausstieß.
    „Mach Schluss für heute“, sagte Gregor König. Ich sah auf und nickte. Er hatte Recht, es war schon spät.
    „Bis morgen“, erwiderte ich und nahm meine Jacke.
    Gregor König winkte mir noch einmal zu, dann verschwand er mit einer Schubkarre im hinteren Teil der Höhle. Ich lief hinab in die Stadt, überquerte den Marktplatz und machte mich auf den langen Weg nach Tennenbode.

    Später am Abend saß ich mit Shirley schweigend auf dem gemütlichen Sofa im Studierzimmer. Der stille Protest gegen die Widrigkeiten des Lebens, die das Los des Schicksals uns beschert hatte, verband uns auf geheimnisvolle Weise und gemeinsam starrten wir zum Fenster hinaus, wo die Stürme Regen gegen die Scheiben peitschten und das weite Land mit tiefen Wolken verdunkelten. Der Herbst hatte längst Einzug gehalten und die letzten warmen Tage vertrieben. Es regnete oft und die Nächte waren schon empfindlich kalt. Nachdem ich Akkanka verlassen hatte, war auch die entspannte Stimmung von mir abgefallen. Mit jeder Stufe, die ich die Treppe hinaufgestiegen war, hatte das Unbehagen zugenommen. Hier oben erinnerte mich immer alles an Adam und diese Erinnerung war wunderschön, aber sie tat auch unendlich weh.
    Die Einzige, die meine schlechte Laune nicht nur ertrug, sondern sie scheinbar sogar als angenehm empfand, war Shirley. So wie ich mich in Akkanka verkrochen hatte, hatte sie sich seit ihrem Zusammenbruch in ihrem Zimmer eingeschlossen und unsere Etage nur zu den absoluten Pflichtveranstaltungen verlassen. Es war für uns zu einem abendlichen Ritual geworden, trübsinnig und ohne Worte darauf zu warten, dass es Zeit wurde, ins Bett zu gehen.
    „Süße, du machst mich ganz dusselig mit deiner Lethargie“, sagte Lorenz, der hinter mich getreten war. „Komm mit runter, unten steigt die Semesterauftaktparty. Flavius hat sogar ein paar Flaschen Wein reingeschmuggelt. Das lenkt dich ab.“
    Ich fühlte mich genötigt, wenigstens den Kopf von dem Wetterkino abzuwenden und riss die Augen auf, als ich Lorenz sah. Er trug ein schillerndes Outfit aus beigem Satin und hatte passendes Make-up aufgelegt.
    „Schicke Jacke“, sagte ich überrascht und überlegte, welche Ausrede ich vorschieben konnte, um nicht das weiche Sofa verlassen zu müssen, wo ich weiter meinen trübsinnigen Gedanken nachhängen wollte. Selbst beim Abendessen war Adam nicht da gewesen. Irgendwann musste er doch wiederkommen?
    „Auf Party habe ich heute keine Lust. Vielleicht morgen“, erwiderte ich schließlich.
    „Nix da“, entgegnete Lorenz entschlossen. „Ich habe noch das moosgrüne Hängerchen. Das wirfst du dir jetzt einfach über und dann kommst du mit. Ich ertrage deine miese Laune nicht länger.“ Und damit war er schon in seinem Zimmer verschwunden und kam mit einem grün glitzerndem Top wieder, das er mir in die Hand drückte und mich zur Tür hinausschob.
    „Was ist mit Shirley, die können wir doch nicht allein lassen“, versuchte ich noch zu protestieren, aber Lorenz schob mich zum Ausgang.
    „Shirley braucht einen Therapeuten. Bei dir ist noch nicht alles verloren“, murmelte er, während er die Tür hinter uns zuzog. Ich folgte ihm die enge

Weitere Kostenlose Bücher