Koenigsblut - Die Akasha-Chronik
Thesen scheiden sich die Geister. Manche finden es toll, das sind die, die noch halb in der Vergangenheit leben und wieder eine Königin haben wollen."
„Eine Königin?“, fragte ich.
„Ja, du weißt doch, dass die Macht von der Mutter an die Tochter weitergegeben wird.“
„So wie der Name?“ Ich erinnerte mich, dass meine Großmutter davon erzählt hatte.
„Genau, die Blutlinie zählt und nichts anderes“, bestätigte Dulcia, während wir weiter hinab in die Tiefe stiegen. „Und die Blutlinie der Königin ist die stärkste.“
„Dieses System will Baltasar zurück?“
„Nicht ganz, ich würde sagen, er sieht sich schon als den nächsten König an und es gibt einige, die ihn dafür hassen, weil er so rückschrittliche Vorstellungen hat.“ Dulcia zuckte mit den Schultern. Lichtbälle erhellten jetzt die düsteren Treppengänge. „Noch ist es nicht soweit. Es gibt ja schließlich eine Wahl und die Mehrheit entscheidet, ob sie sein Gesellschaftsbild will oder eben nicht.“
„So jemanden sollte man gar nicht zur Wahl zulassen“, sagte ich ärgerlich und dachte an Paul, der nach dem Willen von Helander Baltasar als Knecht der Magier arbeiten sollte. Mir wurde übel.
„Das wirst du nicht verhindern können, Selma. Die Familie Baltasar ist eine der alten Familien und keiner wird es wagen, ihnen einfach so die Tür vor der Nase zu zuschlagen.“ Eine weitere Treppe öffnete sich unter uns.
„Wie weit geht es denn noch runter? Werden die Bücher nicht muffig, wenn man sie im Keller lagert?“, fragte ich.
„Mediathek, nicht Bibliothek. Allzu viele Bücher wirst du hier nicht finden, höchstens noch den Altbestand.“ Wir bogen in einen langen, hohen Gang ein, unsere Schritte hallten von dem Steinfußboden wieder. An den glatt geschliffenen Wänden hingen Porträts von weißbärtigen Männern, die mir kritisch mit ihren Augen zu folgen schienen und die von einer Reihe von hellblauen Lichtbällen beleuchtet wurden, die an der Decke schwebten.
„Da vorn ist es. Geh schon mal vor! Wir kommen gleich nach“, rief Dulcia, während sie in einen Seiteneingang abbog, der zu den Waschräumen führte.
Ich ging weiter, bis ich an eine große Holztür kam, an der ein lateinischer Spruch geschrieben war, den ich nicht entziffern konnte. Ich klopfte leise. Als keine Antwort kam, drückte ich die Tür auf, die knarrend nachgab und den Weg in einen riesigen, hohen Raum öffnete, der die Dimension einer Kirche hatte. Das Echo meiner Schritte hallte mir blechern von den Wänden entgegen, als ich weiter in den Raum hineinging. Es schien niemand hier zu sein. Ich nutzte die Gelegenheit und sah mich in Ruhe um. In der Mitte des Raumes lag ein riesiger, schwarz schimmernder Stein, der fast fünf Meter hoch sein musste. Um ihn herum standen kleine Tische mit jeweils einem Stuhl kreisförmig um den Fels gruppiert. Ich ging um den Stein herum, um einen Blick in das Hintere des Raumes werfen zu können. Unvermittelt blieb ich stehen. Etwas stimmte nicht mit diesem Stein. Ich trat näher an ihn heran und da passierte es. Eine Flut von Bildern schoss ungehindert in meinen Kopf. Ich sah Formeln und Gleichungen, Flugtheorien und Zeichnungen. Erschrocken machte ich einen Satz zurück und blieb keuchend stehen. Die Bilder waren verschwunden, doch ich spürte noch immer ein leises Summen in meinem Gehirn.
„Catherina!“, hörte ich in diesem Moment ein heißeres Krächzen hinter mir. Erschrocken schrie ich auf und lief zur Tür.
„Warte!“, rief die heißere Stimme erneut. Mein Herz raste immer noch, doch die Neugier siegte und ich blieb stehen. Langsam drehte ich mich um und sah einen großen, dürren Mann, dem die weißen Haare wie elektrisiert vom Kopf abstanden. Durch seine dicke Brille sah er mich scharf an.
„Oh, Entschuldigung“, sagte er stockend und musterte mich eindringlich. „Einen Moment lang dachte ich, sie sind Catherina von Nordenach. Doch das ist unmöglich, obwohl sie ihr wirklich zum Verwechseln ähnlich sehen.“ Er lächelte.
„Wer sind sie?“, fragte ich zögernd, da ich mir noch nicht sicher war, ob der alte Mann wirklich klar im Kopf war.
„Mein Name ist Parelsus“, sagte er und strich sich die störrischen Haare glatt. Ich starrte ihn fassungslos an.
„Parelsus?“, wiederholte ich leise und er nickte. Ich hatte ihn gefunden und zwar in einem Moment, in dem ich absolut nicht damit gerechnet hatte.
„Haben sie Catherina gekannt?“, fragte ich vorsichtig. Als ich den Namen meiner
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