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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Frage.«
    »Jakob schuldet mir was. Ich muss ihn bei euch lassen. Und ich muss jetzt gehen. Ich will fort sein, bevor er aufwacht.« Marquard sah Jakob auffordernd an.
    »Du verlangst sehr viel«, sagte Jakob.
    »Ich weiß. Aber bei euch kann er unerkannt leben. Er kann ein ruhiges Leben führen. Außerhalb des Kamms bringen sie ihn früher oder später um. Hier ...« Marquard legte einen kleinen Samtbeutel auf den Tisch. »Nehmt es. Damit könnt ihr ihn zwei Jahre ernähren. Ich werde Möglichkeiten finden, euch noch mehr Geld zu schicken. Ihr sollt keine Kosten haben.«
    »Ums Geld geht es doch gar nicht«, sagte Nesa. »Ein Junge, der nur das Leben am Hof kennt ... den können wir hier nicht brauchen. Er ist keiner von uns. Er ist ein Prinz, das geht einfach nicht.«
    »Wer ist ein Prinz?« Marquard drehte sich um und sah ein Mädchen mit langen, blonden Haaren in der Tür stehen. Er schätzte sie auf vierzehn bis fünfzehn Jahre.
    »Das ist Clara. Unsere Tochter«, sagte Jakob. »Komm her, Clara, wir müssen etwas Wichtiges besprechen.« Das Mädchen kam näher, ohne den schlafenden Jungen auf dem Strohlager zu bemerken.
    »Das ist Johann. Wir kennen ihn von früher. Und er hat uns jemanden mitgebracht. Darüber reden wir gerade«, erklärte Jakob.
    »Nein, wir verhandeln vielmehr«, sagte Nesa. »Ich möchte das nicht. Ich bin dagegen.«
    Claras Blick blieb an dem Jungen hängen und ihre Augen wurden rund und groß.
    »Ist er das?«, fragte sie. »Ihr habt gesagt, jemand ist ein Prinz. Ist er der Prinz? Darf ich ihn mir ansehen, Mutter? Ich habe noch nie einen Prinzen gesehen. Bitte!«
    »Nein«, sagte Nesa streng. »Das schickt sich nicht. Setz dich zu mir. Außerdem müssen wir ihn uns nicht ansehen, er bleibt nicht hier.«
    Mit einem enttäuschten Seufzen ließ sich Clara neben ihrer Mutter nieder, aber sie schielte verstohlen nach der liegenden Gestalt.
    »Jakob, du hast gesagt, wenn ich mal Hilfe brauche, kann ich zu dir kommen. Und jetzt brauche ich wirklich Hilfe. Bitte. Wo soll ich sonst hingehen mit ihm?« Marquard sah ihn drängend an und Jakob presste die Lippen zusammen.
    »Johann ... sei doch vernünftig. Weiß er, wo du ihn hingebracht hast? Warum schläft er überhaupt?«
    »Ein Schlafmittel. Ich wollte sichergehen, dass er nicht mitbekommt, wo der Taleingang ist. Er wird ohne euch hier nie wieder rauskommen. Es ist eine sichere Sache.«
    »Überleg doch mal. Wenn er zu sich kommt, bei fremden Leuten ... er ist der König! Wie sollen wir denn mit ihm umgehen? Hier ist keine Umgebung für Adelsleute und für einen König schon gar nicht. Da hat Nesa nicht unrecht.«
    Nesa warf ihrem Mann einen dankbaren Blick zu. Clara wollte etwas sagen, aber ihre Mutter brachte sie mit einer raschen Geste zum Schweigen.
    »Ich kann dich nur dringend bitten, mir zu helfen, Jakob. Niemandem sonst kann ich vertrauen. Auch mein Hals hängt da mit dran. Ich sollte den König töten und hab’s nicht getan«, sagte Marquard.
    »Wenn wir dir helfen, decken wir einen Verräter an der Krone. Dich.« Jakob richtete sich auf. »Es war richtig von dir, ihn nicht zu ermorden, aber an dem Verrat warst du beteiligt.«
    »Und seit wann interessiert euch das? Ihr brüstet euch doch immer damit, dass ihr unabhängig von der Monarchie seid hier im Tal«, warf Marquard ein. Ein kurzes Schweigen entstand.
    »Wie heißt er eigentlich?«, fragte Clara. Marquard sah sie verwirrt an.
    »Wer?«
    »Na der König! Der Prinz! Wie heißt er?«
    Marquard zögerte sekundenlang.
    »Du weißt nicht mal, wie er heißt?«, fragte Nesa. Es klang etwas vorwurfsvoll.
    »Natürlich weiß ich das. Es war mir nur kurz entfallen. Niemand darf den König mit seinem Namen ansprechen. Ich glaube, er hat seinen Namen selbst seit Jahren nicht mehr gehört. Er heißt ... Robin. Aber nur seine Eltern dürfen ihn so nennen.«
    »So einen Unsinn hab ich ja noch nie gehört. Kein Wunder, dass wir die Monarchie nicht anerkennen«, sagte Clara. »Ich werde ihn Robin nennen, wenn ich will. Wer will mir das verbieten?«
    »Willst du denn, dass er hier bleibt?«, fragte Jakob seine Tochter und Nesa machte ihm heimlich ein abwehrendes Zeichen.
    »Ich fände das spannend. Ich habe noch nie mit jemandem außerhalb des Kamms gesprochen. Und einen König hab ich auch noch nie gesehen!«
    Jakob lächelte über den energischen Ton seiner Tochter. Nesa stand wortlos auf und ging zu dem Jungen hinüber. Sie kniete sich neben das Lager und nahm seine schlaffe Hand vorsichtig

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