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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Bergkette, die in der Tat einem steinernen Kamm mit groben Zinken ähnlich sah. »Habt Ihr schon mal vom Kamm-Tal gehört?«
    »Nie.«
    »Dorthin bringe ich Euch. Die Menschen dort kennen Euch nicht und wenn Ihr Euch anständig benehmt, nehmen sie Euch in ihre Mitte auf. Das ist mein Plan.«
    »Ihr lügt, Marquard. Ich glaube Euch nicht. Warum solltet Ihr Euch so um mein Wohl bemühen, nachdem Ihr mich töten wolltet? Wer bezahlt Euch? Und wofür?«
    Marquard nickte anerkennend. »Euch kann man nichts vormachen. Aber Ihr irrt Euch. Ich sage die Wahrheit.«
    Mit diesen Worten zog er den Jungen hinter sich her zu dem Pferd, das noch angeschirrt vor dem Wagen stand.
    »Wir müssen zu Fuß weiter. Der Wagen ist ab jetzt unnütz«, sagte Marquard und fing an, das Pferd auszuspannen. Der Junge beobachtete ihn voller Misstrauen. Marquard konnte nur langsam arbeiten, da er den Riemen nach wie vor festhielt. Das Pferd drehte den Kopf und schnupperte an der Wange des jungen Königs. Marquard lächelte.
    »Er hat was für Euch übrig. Ihr verdankt ihm übrigens Euer Leben.«
    Der Junge sah überrascht auf.
    »Ja«, sagte Marquard. »Ich war dabei, Euch zu töten, als dieser Gaul hier unruhig wurde und dann loszog. Deshalb ließ ich von Euch ab. Er hat gespürt, dass Ihr in Gefahr wart.«
    Geschockt starrte der Junge ihn an. Wahrscheinlich hatte er gerade das Bild vor Augen, wie Marquard sich über ihn beugte, um sein Leben zu beenden. Seine eigene Hilflosigkeit ...
    Das Pferd stieß ihn wieder an und begann, mit der Oberlippe die Kleidung des Jungen abzusuchen.
    »Er hofft, dass Ihr was zu fressen für ihn bei Euch tragt«, sagte Marquard.
    Ein verächtlicher Blick streifte ihn.
    »Warum sollte ich Pferdefutter mit mir umhertragen?«, fragte der König und warf sein Haar aus der Stirn. Das Pferd wandte sich ab.
    »Das mag er nicht. Jetzt habt Ihr ihn abgewiesen«, sagte Marquard. Er nutzte die Situation als Ablenkungsmanöver. Wenn der junge König beschäftigt war, konnte er leichter alles erledigen. Mit etwas Glück erreichten sie heute noch das Ziel. Der Durchgang in das Kamm-Tal lag ganz in der Nähe.
    »Das ist doch nur ein Pferd«, sagte der Junge, aber in seiner Stimme lag eine leichte Unsicherheit.
    » Nur ein Pferd gibt es nicht. Merkt Euch das. Es sind besondere Wesen«, sagte Marquard.
    »Was untersteht Ihr Euch, mich zu belehren! Ich bin immer noch vor dem Gesetz Euer Herr. Nur mein Tod könnte das ändern. Das wisst Ihr!« Wieder zerrte der Junge an den Fesseln und Marquard dachte über eine leichte Planänderung nach.
     

 
     
    Der Aufstieg war mühselig und die Sonne schien zu warm auf die Wanderer herab. Marquard hatte das wenige Gepäck auf dem Pferderücken verschnürt und seinen Gefangenen am Geschirr angebunden. Übellaunig folgte der Junge dem kräftigen Tier, das ihn zum Weiterlaufen zwang. Als sie ein kleines Felsplateau erreichten, das sich erstaunlich ebenmäßig neben dem Weg erstreckte, hielt Marquard an. Der Junge sank sofort auf den Felsen und blieb dort sitzen.
    »Ich will nicht mehr weiter. Warum lasst Ihr mich nicht einfach frei? Wo ist der Unterschied?«, fragte er. Marquard reichte ihm den Wasserschlauch und der Junge trank gierig. Er goss sich etwas Wasser in die Hand und wusch sich den Staub vom Gesicht.
    »Der Unterschied«, sagte Marquard langsam, »liegt darin, dass Ihr das Kamm-Tal nie wieder verlassen könnt. Wer nicht weiß, wie man hinein und hinaus kommt, der muss für immer dort bleiben.«
    Der junge König bedachte ihn mit einem prüfenden Blick, und Marquard wusste genau, was in ihm vorging. Er glaubte, dass er sich den Weg hinein merken konnte und deshalb auch ohne Probleme wieder hinaus fand. Er rechnete damit, dass sein Entführer ihm die Augen verband, und er traute sich zu, den Weg trotzdem zu erkennen. Aber Marquard hatte vorgesorgt. Der Junge stützte sich seitlich auf dem Stein ab. Dann sank sein Kopf für eine Sekunde nach unten. Er schreckte wieder hoch und sein Blick flog zu Marquards Gesicht.
    »Habt keine Angst. Ich musste das tun. Ihr dürft nicht sehen, wo der Eingang ist. Es ist das Beste für Euch. Glaubt mir.«
    »Nein«, seufzte der Junge. Dann kippte er zur Seite und Marquard fing ihn auf. Jetzt kam das Schwierigste. Er musste den Betäubten auf das Pferd schnallen. Es war unmöglich, ihn den ganzen Weg zu tragen. Marquard legte ihn vorsichtig auf dem Felsen ab. Dann führte er das Pferd direkt neben die Erhöhung und redete ihm beruhigend zu. Er stieg auf

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