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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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hoch.
    »Seine Handgelenke sind völlig wund. Was hast du denn mit ihm angestellt?«, fragte sie.
    »Ich musste ihn fesseln und er hat sich gewehrt«, sagte Marquard.
    »Kein Wunder«, sagte Nesa. »Das muss gesäubert werden. Clara, bring mir Wasser und Seife.«
    Clara stand auf und flitzte davon, um das Gewünschte zu holen. Jakob beobachtete seine Frau und Marquard glaubte, einen wissenden Ausdruck in seinem Gesicht zu lesen.
    »Lass uns kurz vor die Tür gehen«, sagte Jakob.
    Als sie draußen standen, ging Jakob wortlos zur Tränke und füllte einen Eimer mit Wasser. Er hielt ihn dem Pferd hin, das immer noch voll bepackt und angebunden vor der Tür stand. Sofort senkte es die Nase hinein und soff den Eimer mit einem gewaltigen Zug halb leer.
    »Sie kümmert sich um ihn. Das ist ein gutes Zeichen. Nesa sagt meistens erst mal nein. Aber wenn sie sich mit was beschäftigt, heißt das so gut wie ja«, erklärte Jakob.
    »Sicher?«, fragte Marquard. Er schöpfte wieder Hoffnung.
    »Ziemlich. Wir gehen gleich wieder rein. Wahrscheinlich wird sie dich dann unwirsch wegschicken. Mein Rat: hör drauf und hau ab, bevor sie sich’s anders überlegt.«
    »Ich bin dir dankbar, Jakob. Sehr.«
    Jakob strich dem Pferd über den Hals.
    »Eins sag ich dir. Wenn es Schwierigkeiten mit ihm gibt, die ich nicht bewältigen kann, setze ich ihn wieder aus. Ich mache das nur wegen meiner Schuld dir gegenüber. Ich bin eigentlich dagegen.«
    Marquard nickte. »Akzeptiert. Mehr verlange ich nicht. Wenn du ihn aussetzt, wird er wahrscheinlich von wilden Tieren gerissen. Dann ist es eben so. Ich habe getan, was möglich war.«
    »Versuch nicht, mir ein schlechtes Gewissen zu machen, alter Freund«, mahnte Jakob.
    »Ich zähle nur Tatsachen auf«, erwiderte Marquard.
    »Lass uns reingehen und sehen, was da vor sich geht.« Jakob wandte sich ab und ging wieder in die Stube zurück. Marquard folgte ihm.
    Nesa kniete neben dem schlafenden Jungen und versorgte die Wunden an seinen Händen.
    »Wie kann man ein Kind nur so behandeln«, schimpfte sie und sah zu Marquard hoch.
    »Scher dich hinaus! Ich will dich hier nicht mehr sehen!«
    Jakob warf ihm einen bedeutsamen Blick zu und Marquard nickte.
    »Ich danke dir von Her...«
    »Kein Wort mehr!« Nesa presste die Lippen zusammen und sah stur nach unten auf ihre Arbeit. Jakob zog Marquard am Ärmel hinaus.
    »Ich hab’s dir gesagt.«
    »Du kennst deine Frau eben sehr gut.«
    »Wundert dich das? Nimm dein Pferd und verschwinde, bevor sie richtig wütend wird.«
    »Werde ich. Danke, mein Freund.«
    »Ich hoffe, wir bereuen beide nicht, was heute passiert ist.« Jakob legte Marquard die Hand auf die Schulter. Dann ließ er ihn stehen und verschwand im Hauseingang. Marquard band das Pferd los und zog das sich sträubende Tier energisch hinter sich her.
     

 
     
    »Was tun wir denn jetzt?«, fragte Clara.
    Nesa befeuchtete das Tuch erneut und fuhr dem Jungen über die Stirn. Er zeigte keine Reaktion, schlief einfach weiter.
    »Natürlich warten wir, dass er aufwacht«, sagte Jakob. »Und dann werden wir ihn mit seinem neuen Leben vertraut machen müssen. Es kann sein, dass er Angst vor uns hat oder wütend wird. Vielleicht sollten wir ihn für den Übergang noch so behandeln, wie er es gewöhnt ist.«
    »Was heißt denn das?«, fragte Clara. »Soll ich ihn etwa mit Hoheit anreden oder so? Das mache ich nicht. Da komme ich mir dämlich vor.« Sie setzte ein trotziges Gesicht auf.
    »Überlass das einfach mir«, sagte Jakob.
    »Denkt der vielleicht, dass er was Besseres ist als wir?«, fragte Clara. Jakob nickte nachdenklich.
    »Ganz bestimmt denkt er das. Er wird glauben, dass er mehr Rechte hat als jeder von uns. So hat man ihn erzogen. Das darfst du ihm nicht übelnehmen. Wir müssen Geduld mit ihm haben.«
    »Hast du gesehen, wie viel Geld Johann hiergelassen hat?«, fragte Nesa. »Das ist verrückt.«
    »Damit bezahlen wir das Saatgut. Eine Sorge weniger«, sagte Jakob.
    »Das reicht für viel mehr als das Saatgut.« Nesa legte das Tuch in die Schüssel zurück.
    »Er sollte ein Bad nehmen. Das wird das Beste sein. Clara, kannst du ein paar Sachen raussuchen, die ihm passen könnten? Nimm die kleinste Leinenhose, die wir haben und ein Hemd. In diesen Kleidern kann er hier nicht rumlaufen.«
    Clara stand auf und ging hinaus. Jakob ließ sich neben seiner Frau auf dem Boden nieder.
    »Das hätten wir heute morgen noch nicht gedacht, was?«, fragte er. Nesa lehnte sich seufzend an ihn.
    »War es

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