Königsfreunde (German Edition)
sich alles.
»Was ist mit Euch? Soll ich jemanden rufen?«, fragte Marquard. In seiner Stimme schwang die Besorgnis mit und Robin lächelte.
»Es geht schon. Erzählt mir von meiner Mutter. Wie alt wart Ihr, als Ihr sie zum ersten Mal gesehen habt?«
»Ich war vierundzwanzig, Majestät. Eure Mutter war eine wunderschöne Frau. Ihr habt ihre Augen und ihre Wimpern geerbt. Nachdem sie tot war, habe ich oft in Euren Augen sie gesehen.«
»Ihr habt sie geliebt.« Robin sah in Marquards Gesicht. »Und sie liebte Euch.«
Er sah, wie Marquard um Fassung rang. Er stützte seine Hände auf die Knie und senkte kurz den Kopf.
»Darüber möchte ich nicht sprechen, Majestät.«
»Habt Ihr Euch nie gefragt, warum sie mich Euch in die Arme legte, als ich noch sehr klein war?«, fragte Robin. Marquard starrte ihn an.
»Sie vertraute mir.«
»Und war es nicht mehr als Vertrauen?«
»Was sollte es sonst gewesen sein.«
»Wisst Ihr, ich habe Bela getroffen und er sagte mir heute, dass ich so aussehe wie Ihr damals. Ganz genau so. Er kannte Euch in jungen Jahren. Ich habe Eure Kopfhaare und sogar den kleinen Haar-Wirbel rechts an der Stirn. Bela hat mit Jakob geredet. Ihr haltet manchmal inne, wenn Ihr ein Buch lest und schaut in die Ferne. Das tue ich auch«, sagte Robin und beobachtete Marquards Reaktion.
»Ich habe gehört, dass der König keine Kinder zeugen konnte«, fuhr Robin fort. » Es gibt wahrscheinlich auch Dokumente des Arztes dazu, wie Ludwig angedeutet hat. Deshalb blieb ich der einzige Sohn.« Robin schaute Marquard erwartungsvoll an.
»Das kann nicht sein«, murmelte Marquard. »Das hätte sie mir nicht verschwiegen.« Er stand ruckartig auf und ging zum Fenster. Er stieß die Läden auf und atmete die frische Luft ein.
»Sie wollte Euch sicher nur schonen«, sagte Robin. »Ihr wärt in großer Gefahr gewesen. Man hätte Euch getötet, wenn man davon erfahren hätte. Hattet Ihr nie selbst eine Ahnung?«
Marquard hielt sich an der steinernen Fensterbank fest.
»Nein«, sagte er, ohne Robin anzublicken.
»Ihr lügt gerade.«
»Es ist wahr.«
»Dann macht Ihr Euch etwas vor. Ihr habt solchen Aufwand betrieben, um mich zu schützen und Ihr habt viel riskiert. Clara hat berichtet, wie Ihr geholfen habt, mich vor Ludwig zu retten. Warum sonst das alles?«
Marquard schwieg.
»Als ich noch jünger war, hat man die Ähnlichkeit vielleicht nicht so gesehen«, sagte Robin. »Aber heute würde niemand bestreiten, dass ich Euer Sohn bin, würden wir Fremden begegnen. Und der König, den ich als meinen Vater kannte, war blond, eher klein und blauäugig. Ihr liebtet meine Mutter, der König war zeugungsunfähig. Wie lange wollt Ihr Euch noch etwas vormachen?« Wieder hoben sich die Nebel und Robin schloss die Augen, sank in die Kissen und wartete, dass der Schwächeanfall vorüberging.
»Was ist mit Euch?«, fragte Marquard. Robin spürte Marquards Hand auf seinem Arm. »Ich hole Hilfe, Majestät.«
»Nein«, flüsterte Robin. »Es geht mir gut. Irina sagt, das ist normal. Das sind die Reste des Gifts, die durch mein Blut wandern. Es ist ein Wandergift. Gebt mir etwas Wasser.«
Robin fühlte einen Becher an seinen Lippen und trank einen Schluck.
»Ruht Euch aus. Ihr müsst erst wieder gesund werden«, sagte Marquard. Robin öffnete mühsam die Augen.
»Nein. Ich will jetzt mit Euch reden. Ihr werdet sonst fortgehen.«
»Ich bleibe, Majestät. Ich verspreche es«, sagte Marquard.
»Meine Freunde sagen Robin zu mir. Und meine Eltern tun das auch.« Robin schaute zu Marquard auf, der sich wieder auf den Stuhl neben das Bett setzte.
»Das ist eine ziemlich große Neuigkeit für mich«, sagte Marquard. »Verzeiht, wenn ich etwas neben mir stehe. Und verzeiht mir, was ich getan habe. Wenn Ihr könnt.«
»Ich verzeihe dir«, sagte Robin. Er streckte Marquard seine Hand entgegen. Dieser ergriff sie und hielt sie vorsichtig fest. Marquard betrachtete ihn, als sähe er Robin zum ersten Mal. Robin wartete geduldig ab. Dieser Moment war merkwürdig, man wusste nicht, was man tun sollte, was falsch war und was richtig.
»Wenn du willst, kannst du schlafen, Robin. Ich bleibe hier sitzen und gehe nicht weg«, sagte er. Robin spürte, wie sich ein Lächeln von selbst auf seinem Gesicht ausbreitete.
Jakob öffnete ganz leise die Tür und gab Bela ein Zeichen. Sie konnten eintreten. Marquard saß still an Robins Bett.
»Er schläft«, flüsterte Marquard. Die beiden Männer kamen näher und Jakob stellte
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