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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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brauche einen Tisch neben dem Bett, dort könnt ihr es abstellen«, sagte Robin und die beiden beeilten sich, dem nachzukommen. Die Mahlzeit, die für fünf Männer gereicht hätte, wurde in kürzester Zeit aufgebaut und drapiert. Robin beobachtete, wie Caspar schluckte. Er musste vor Hunger fast den Verstand verlieren. Robin schickte die Diener hinaus und wies auf den Tisch.
    »Setz dich, Caspar und iss dich satt. Das ist alles für dich. Ich habe keinen Appetit«, sagte Robin. Caspar zögerte erst, dann gehorchte er und Robin sah, wie seine Hände zitterten, als er nach dem Brot griff. Der Duft von gebratenem Fleisch durchzog den Raum. Caspar legte eine Scheibe Fleisch auf sein Brot und biss hinein. Zunächst beherrschte er sich noch, aber dann aß er schneller. Sein Hunger musste unglaublich sein und Robin lächelte, während er dem Jungen zusah. Diese Gefühle in ihm, die taten ihm gut. Etwas wehmütig dachte er an all die Jahre, in denen er einsam gewesen war, weil er keine Freundschaften mit anderen Kindern aus dem Volk hatte schließen dürfen. Marquard war sein einziger Freund. Immer gewesen. Und der hatte ihn verraten. Robin stellte sich vor, wie er sich wohl verändert hätte, wenn er sich einen Spielkameraden wie Caspar hätte nehmen dürfen. Wenn sie gemeinsam das ganze Zeug hätten tun dürfen, was Jungs eben so tun. Robin hatte manchmal andere Jungen bei der Feldarbeit gesehen. Von der Kutsche aus, verborgen hinter schweren Samtvorhängen, hatte er sie beobachtet. Wie sie alberten, scherzten und sich gegenseitig in Heuhaufen warfen. Wenn er ehrlich war, hatte ihn das fasziniert, auch wenn er nach außen hin stets so getan hatte, als sei das ein unwürdiges Verhalten, was ihn deutlich vom gemeinen Volk abgrenze.
    »Das ist das beste Essen, das ich je bekommen habe«, sagte Caspar. »Ich bin Euch so unendlich dankbar, Majestät. Warum tut ihr das für mich? Ich verstehe das nicht.« Er nahm sich einen Eierkuchen und Robin sah seine Augen aufleuchten.
    »Ich tue das auch für mich. Es ist mir ein Bedürfnis«, sagte Robin. »Lass dir Zeit. Du kannst essen, bis du satt bist.«
    »Und Ihr wollt wirklich nichts?«
    Robin schüttelte leicht den Kopf. Er war so müde. Beinahe fielen ihm die Augen zu. Er beobachtete Caspar, der ihm jetzt schon zutraulicher erschien. Vielleicht konnte er sich tatsächlich mit diesem Jungen anfreunden und einen Kameraden gewinnen, mit dem er etwas unternehmen konnte. Robin nahm sich vor, das zu versuchen. Wenn Caspar sich erholt hatte, würde er ihn zu sich auf das Schloss einladen und vielleicht konnten sie zusammen mit Holz arbeiten oder mit Schwertern kämpfen. Dann würde er sich weniger einsam fühlen, wenn seine Familie nicht da war. Marquard hatte er verloren und Robin wusste, dass es ohne vertrauenswürdigen Stellvertreter kaum möglich sein würde, die Regierungsgeschäfte sich selbst zu überlassen und einfach fort zu bleiben. Diese Gedanken erschöpften ihn sehr.
    Kurz bevor er wieder in Schlaf sinken konnte, öffnete sich die Tür erneut.
    Irina trat leise herein und Robin öffnete die Augen. Das durfte er nicht verpassen. Irina blieb wie erstarrt stehen, als sie Caspar sah. Dann schrie sie auf und erstickte ihren eigenen Schrei, indem sie die Hände vor den Mund schlug. In der nächsten Sekunde flog ihr Caspar um den Hals. Irina presste ihren Sohn an sich, als wollte sie ihn zerdrücken. Sie bedeckte sein Gesicht mit Küssen, streichelte seinen Rücken, während Caspar in ihren Armen schluchzte.
    Es dauerte lange, bis die beiden sich beruhigten. Dann löste sich Irina von ihrem Kind und wischte sich zum wiederholten Male über die Augen.
    »Verzeiht, Majestät. Es war die Freude. Ich habe Euch gar nicht begrüßt«, sagte sie.
    »Schon gut«, sagte Robin. »Du kannst deinen Sohn gleich mit nach Hause nehmen.«
    »Ist er frei?«, fragte Irina.
    »Ja. Begnadigt und frei«, sagte Robin. Ein leichtes Schwindelgefühl zog durch seinen Sinn und das Zimmer verschwamm kurz vor seinen Augen. Irina trat neben sein Bett.
    »Ich weiß nicht, wie ich Euch danken soll, Majestät ... ist Euch unwohl? Ihr seid sehr blass.«
    Robin hörte sie kaum noch. Ein grauer Schleier fiel auf ihn herab, dann sah er nichts mehr.
     

 
     
    »Majestät«, sagte jemand. Damit meinte man ihn, aber Robin schaffte es nicht, die Augen zu öffnen. Ein stechender Geruch drang in seine Nase und er drehte den Kopf weg.
    »Majestät, hört Ihr mich?«
    Vor seinen Augen tauchte Irinas Gesicht auf. Neben

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