Königsfreunde (German Edition)
könntest auch tot sein.«
»Ohne Clara wärest du es wohl auch. Sie hat Bela rechtzeitig verständigt«, sagte Jakob.
Robins Augen wanderten zu Claras Gesicht. Sie erwiderte seinen Blick.
»Danke«, flüsterte er. Clara nickte ihm zu. Sie fühlte sich ganz merkwürdig. Und sie war müde.
»Wir versorgen die Wunde an deinem Kopf und dann solltest du schlafen«, sagte Bela.
»Ich kann nicht schlafen«, sagte Robin.
»Du wirst so tief schlafen wie noch nie.« Bela stand auf und überließ es Nesa, Robins Wunde zu reinigen und zu verbinden. Er kam schon kurz darauf mit einem Becher zurück.
»Hier, trink das schön aus. Und dann ab ins Bett. Jakob, ich würde gern noch mit euch in der Stube reden. Ihr könnt in der anderen Kammer schlafen«, sagte Bela.
»Und wo soll ich schlafen?«, fragte Clara. Robin setzte sich auf und nahm den Becher.
»Kann Clara bei mir bleiben? Ich möchte nicht allein sein.«
Jakob und Nesa wechselten einen Blick.
»Ich habe nichts dagegen«, sagte Jakob.
»Ich auch nicht.« Nesa erhob sich. »Schlaft schön, ihr beiden. Morgen reden wir weiter.«
Bela hatte Robin ein Nachthemd gegeben und die Tür zu der Schlafkammer geschlossen.
Er bat Nesa und Jakob in seine Stube vor den Kamin und bot beiden ein Glas Wein zur Beruhigung an.
»Das ist jetzt das Richtige«, sagte Jakob. Nesa lächelte. Ihr Mann liebte Wein, aber er gönnte sich dieses Vergnügen nicht oft, weil man das Getränk von außerhalb ins Tal bringen musste. Im Klima des Tals gedieh der Wein einfach nicht und es wurde zur kostspieligen Angelegenheit. Dabei waren sie jetzt reich, wenn sie Robins Geld annahmen. Die reichsten Leute im Tal. Nesa war sich nicht sicher, ob sich das gut anfühlte. Bela nahm ihnen gegenüber Platz und schaute kurz in die Flammen, bevor er zu sprechen begann.
»Eure Tochter ist in den König verliebt«, sagte er. »Wie geht es euch damit?«
Nesa zog die Brauen hoch. Bela hatte eine unnachahmliche Art, mit der Tür ins Haus zu fallen.
»Ich hatte eher den Eindruck, Clara würde Robin gern mal durch eine Pfütze reiben. Die beiden streiten ständig«, sagte Jakob.
»Sie liebt ihn. Glaubt es mir.« Bela nahm einen Schluck Wein. Nesa zweifelte nicht an Belas Worten, denn er wusste Dinge über Menschen, bevor sie selbst davon etwas ahnten. Er war ein ausgezeichneter Beobachter. Manchmal beneidete sie ihn um diese Fähigkeit.
»Und hältst du das für ein Problem?«, fragte Nesa. »Mir ist auch aufgefallen, dass sie ihn jetzt anders anschaut.«
»Das ist doch höchstens eine harmlose Schwärmerei«, sagte Jakob. »Clara hat sich nie für Jungen begeistert. Er ist wie ein Bruder für sie. Die beiden sind doch noch Kinder. Zu jung zum Verlieben.«
»Sie sind nicht zu jung«, sagte Bela. »Da ist etwas zwischen den beiden. Vielleicht hat das Schicksal sie zusammengeführt. Nichts geschieht umsonst. Aber ihr seid Claras Eltern und Robin ist kein gewöhnlicher Junge. Ihr müsst eine Entscheidung treffen.«
»Und die wäre?«, fragte Jakob.
»Ihr könntet Clara von Robin trennen. Wenn ihr es nicht tut, kann dies ihr ganzes Leben verändern. Wenn ihr es nicht verhindert, wird sie ihm folgen.« Bela nahm einen Schluck Wein.
Jakob und Nesa schauten sich an.
»Ich will euch nicht da hineinreden«, fuhr Bela fort. »Ihr wisst, dass ich die Dinge manchmal im Voraus ahne. Und ich denke, es wird etwas Großes geschehen, wenn die beiden zusammenbleiben. Denkt daran, was Robin tut, wirkt sich auf das ganze Land aus. Wer weiß, was ihr beiden jetzt schon geändert habt, dadurch, dass ihr den König bei euch hattet und seine Seele ein Stück weit heilen konnte. Es ist nicht abzusehen, wie viele Menschen ihr vielleicht gerettet habt, weil Robin jetzt andere Entscheidungen treffen wird als früher. Und eure Tochter kann noch mehr tun, wenn er sie auch liebt.«
»Du meinst, Clara könnte Robin günstig beeinflussen?«, fragte Jakob.
»Ja und nein. Ich denke eher, dass es zwei wichtige Dinge gibt. Robin fühlt sich seinem Volk durch euch jetzt mehr verbunden. Das heute Abend war ein Rückschlag, das wohl. Aber er wird es überstehen. Wäre so etwas passiert, ohne dass er vorher bei euch gewesen wäre, hätte das schreckliche Folgen für die Täter gehabt. Ich setze darauf, dass Robin jetzt verzeihen kann. Mehr als vorher. Und er ist nicht mehr so verbittert wie am Anfang, als ihr ihn zum ersten Mal zu mir brachtet. Das Verstehen einerseits und seine seelische Gesundheit andererseits sind von
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