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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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aus. Und besorgter. Das alles war zuviel für diesen Knaben. Er war in einem Alter, wo andere Jungen noch unbedarft durch die Wälder toben durften. Ihm war das nie vergönnt gewesen. Sein ganzes Leben, seine Erziehung, war auf die zukünftige Regentschaft ausgerichtet. Ein kurzer Anflug von Mitleid bemächtigte sich Marquards Gedanken, aber er drängte das Gefühl zurück. Er stand auf und beugte sich zu dem Schlafenden herab. Er schüttelte ihn an der Schulter. Der Junge blinzelte, erkannte seine Umgebung und Angst war das erste, das sich in seinem Blick zeigte. Dann bemerkte er seinen Entführer und er bekam seinen Gesichtsausdruck wieder unter Kontrolle.
    Seine Erzieher hatten ganze Arbeit geleistet.
    Während Marquard sich zum Aufbruch bereitmachte, richtete der Junge nicht ein einziges Mal das Wort an ihn. Als Marquard ihn anwies, auf den Wagen zu klettern, weigerte er sich nur kurz, dann stieg er schweigend hinauf. Die Aussicht, sonst den ganzen Tag wieder laufen zu müssen, war wohl doch abschreckend genug.
     
    Marquard lenkte die Kutsche geschickt durch das unwegsame Gelände. Er wusste, dass er mit einem weniger guten Wagen schon am Vortag gescheitert wäre. Aber trotzdem musste er bald das Gefährt abstellen, denn dann kamen sie nur noch zu Fuß weiter. Der hohe Kamm galt als unüberwindbar, aber Marquard kannte die Passage zwischen den Felsen, und es war wichtig, dass der junge König niemals erfuhr, wo sie sich befand. Das war seine Lebensversicherung – und die Marquards. Wenn er den Jungen in das Tal hinter dem Kamm gebracht hatte, würde er dort für den Rest seines Lebens verbleiben. Die Kamm-Tal Bewohner mieden die Außenwelt, wo immer es möglich war, und niemand kam zu ihnen hinein. Bis auf wenige Ausnahmen, mit denen man nicht hausieren ging.
    Sein Gefangener verhielt sich ruhig während der Fahrt. Ob er resigniert hatte oder heimlich irgendwelche Pläne ausbrütete, vermochte Marquard nicht zu sagen. Er saß ganz still da und starrte vor sich hin.
    Als der Weg immer steiniger wurde und schließlich ein recht großer Felsbrocken sie am Fortkommen hinderte, hielt Marquard an. Er kletterte vom Kutschbock und ging um den Wagen herum. Er stieg hinauf und der Junge schaute zu ihm auf. Marquard sah, dass er zitterte.
    »Was ist mit Euch?«, fragte Marquard. »Ist Euch nicht wohl?«
    »Ich weiß genau, was Ihr vorhabt.« Der Junge versuchte trotz seiner Fesseln vor ihm zurückzuweichen. »Ihr wollt mich jetzt töten. Ich verstehe aber nicht, warum Ihr mich bis hierher gebracht habt.« Er bemühte sich, seine Stimme fest klingen zu lassen, aber er konnte seine Angst nicht ganz verbergen.
    »Ich sagte Euch doch schon, dass ich es mir anders überlegt habe und Euch an einen Ort bringe, an dem Ihr weiterleben könnt, wenn auch nicht als König. Ich hätte Euch doch längst getötet, wenn ich es gewollt hätte. Ich binde Euch jetzt los.« Marquard löste den Riemen vom Wagen und bugsierte den Jungen von der Ladefläche. Er stellte ihn auf die Füße, hielt aber den Riemen weiter fest.
    Der Junge keuchte auf, als Marquard an seinen Gürtel griff. Er warf sich zurück, stürzte und der Riemen entglitt Marquards Händen. Mit gefesselten Händen kroch der Junge vorwärts und versuchte, sich wieder aufzurappeln, um zu flüchten, aber Marquard war schneller und packte ihn. Er drückte ihn auf den Boden und hielt ihn unten, während der Junge sich nach Kräften wehrte.
    »Beruhigt Euch ... ich will Euch nichts tun. Beruhigt Euch, mein König. Ihr dachtet, ich wollte nach dem Messer greifen, nicht wahr?«
    Tatsächlich wurde der Junge ruhiger, auch wenn er noch zitterte. Die Anrede als König wirkte bei ihm Wunder. Marquard überlegte, ob er daraus eine Art Sicherheit ablas, einen Rest von Respekt.
    »Habt keine Angst. Ich tue Euch nichts an. Habt ein wenig Vertrauen.«
    »Ich vertraue keinem Verräter«, stieß der Junge hervor und bäumte sich wieder auf.
    Marquard fragte sich, wie er es mit diesem widerspenstigen Kind bis zum Kamm schaffen sollte.
    »Euch bleibt nichts anderes übrig«, sagte Marquard. »Wir haben unser Ziel bald erreicht. So lange müsst Ihr Euch gedulden. Steht auf.«
    Er zog an dem Lederriemen, bis der Junge wieder aufrecht vor ihm stand.
    »Wohin bringt Ihr mich?«, fragte er wieder.
    »Zu anderen Menschen.« Marquard versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Zu Sklavenhändlern? Oder liefert Ihr mich unseren Feinden aus?«
    »Weder noch. Seht Ihr den Kamm?« Marquard deutete auf die gezackte

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