Königsfreunde (German Edition)
entschied, dass er das sofort deutlich weniger schrecklich fand. Marquards Verrat hatte Robin tiefer verletzt, als er sich bisher eingestanden hatte.
Dankbarkeit durchflutete ihn, als er endlich Tageslicht vor sich sah. Ein Reiter nach dem anderen tauchte in die grelle Sonne und kurz darauf durchquerte Robin ein ähnliches Labyrinth wie das innerhalb des Tals. Wahrscheinlich hätte Marquard ihn bei vollem Bewusstsein hier hindurch führen können, niemals hätte er den Rückweg allein gefunden.
Er äußerte diesen Gedanken Bela gegenüber.
»Johann wollte wohl nicht, dass du wider alle Vernunft versuchst, den Weg durch den Berg zu finden. Du hättest dich leicht verlaufen können und wärest dann verdurstet. Diese Berge verschlucken die Menschen. Er hat dabei nur an dich gedacht.« Bela ließ seinen Blick wieder auf Robin ruhen, der das Gefühl nicht loswurde, dass Bela wieder mal mehr wusste, als er zugeben wollte. Warum verteidigte er Marquard immer wieder? Robin sah ein, dass die beiden alte Freunde waren und Bela sich Marquard auf eine Weise verpflichtet fühlte, aber trotzdem ... Robin warf noch einen Blick zurück zum Kamm, als sie sich auf den Wald zu bewegten.
Ohne fremde Hilfe kam wirklich niemand durch diesen Berg. Er würde Clara bei der nächsten Gelegenheit bitten, ihm diese Geschichte zu erzählen.
Sie ritten bis zum Mittag und machten dann Rast, um die Pferde zu tränken und sie ausruhen zu lassen. Nesa breitete mitgebrachte Nahrungsmittel auf einer Decke aus und Robin ließ sich mit Clara und Jakob bei ihr nieder. Robin war still und nachdenklich beim Essen, auch wenn Nesa ihn ermunterte und immer wieder freundlich ansprach.
»Du bist aufgeregt«, sagte Jakob. »Das kann ich mir vorstellen.«
»Ich werde es schaffen. Am liebsten wäre ich schon dort, um zu handeln. Das Warten macht mich ganz verrückt«, sagte Robin.
»Wir schaffen es heute nicht mehr ganz«, sagte Bela, der sich bei ihnen niederließ. »Es sei denn, wir reiten bis tief in die Nacht bei erhöhter Geschwindigkeit. Ich halte es aber für vernünftiger, am frühen Abend das Lager aufzuschlagen und morgen Vormittag das Ziel zu erreichen. Im Tageslicht.«
Robin seufzte. Er konnte sich nicht vorstellen, es bis dahin auszuhalten. Die Anspannung stieg in ihm und wurde unerträglich.
Als er jedoch später wieder auf seinem Pferd saß und sie weiter ritten, musste er Bela recht geben. Er war kein geübter Reiter und würde wohl nicht bis in die Nacht durchhalten. So war er ganz froh, als sie gegen Abend ihr Lager mitten im Wald aufschlugen.
Keine Wolke zeigte sich am Himmel und Robin und seine Begleiter ritten über eine weite Ebene. Clara hielt sich neben ihm. Sie waren in aller Frühe aufgebrochen und ritten jetzt seit zwei Stunden. Die Männer hatten einen Kreis um Robin und die beiden Frauen gezogen und sahen sich wachsam um. Der Plan sah vor, sich der Burg von hinten zu nähern, um nicht die vorgelagerte Siedlung passieren zu müssen.
Die Gruppe überquerte einen Hügel und dann lag es vor ihnen. Clara hielt die Luft an. Das riesige Gebäude erschien ihr wie ein eigenes Bergmassiv. Hohe Mauern umgaben einen prächtigen Bau aus hellem Gestein. Clara erkannte ein großes Hauptgebäude, das Ausläufer in alle Richtungen zu haben schien. Türme, Gänge und Nebengebäude formten das Gesamtbild und es war kaum möglich, die vielen Fenster zu zählen, hinter denen sich ebenso viele Zimmer verbergen mussten.
»Es ist so groß!«, stieß sie hervor. »Meine Güte! Da verläufst du dich doch drin! Es ist wirklich so groß wie unser ganzes Dorf!«
Robin lächelte, aber er wirkte angespannt. Seine Hände hielten die Zügel so fest, dass Clara die Fingerknöchel hervortreten sah.
»Macht euch bereit, wir sind gleich da!«, rief Bela. Clara hörte das metallische Geräusch, als Klingen aus der Scheide gezogen und Messer gezückt wurden. Einige hatten sich mit Armbrüsten bewaffnet. Die Pferde passierten die leichte Talsenke und folgten dann einem Weg leicht bergauf, der an den hohen Mauern entlang führte. Ein Wassergraben hielt ungebetene Besucher fern und lockten dafür Wasservögel an, die am Ufer nisteten. Die Mauer schien kein Ende zu nehmen und Claras Aufregung wuchs ins Unermessliche. Robin sah bleich aus und hielt den Blick starr geradeaus gerichtet.
»Bist du bereit, Robin?«, fragte Bela. Robin nickte.
»Ja.«
»Da ist die Zugbrücke. Lass mich zuerst vor, um dich anzukündigen«, sagte Bela. Er drückte
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