Königsfreunde (German Edition)
vor Robin.
»Öffnet ihm!«, befahl er. Clara tastete nach Robins Hand. Sie hatte ein schlechtes Gefühl, wusste aber nicht, warum. Die schweren Tore wurden entriegelt und aufgeschoben. Ludwig trat herein und seine Augen suchten nach seinem König. Er lächelte, als ob er soeben eine schwere Arbeit gut hinter sich gebracht hätte.
»Majestät«, sagte er und verbeugte sich vor Robin. »Das Schloss gehört wieder Euch. Wir haben sie alle festnehmen können. Nur Johann Marquard ist nicht aufzufinden. Deshalb schlage ich vor, dass Ihr stets mich oder Salentin in Eurer Nähe haben solltet, bis wir ihn gefunden haben.«
»So sei es. Ich danke Euch, Ludwig. Ihr habt vorbildlich und schnell gehandelt«, sagte Robin. »Dann werden wir jetzt gehen.«
»Euer Volk wird vor Freude tanzen, Euch zu sehen«, sagte Ludwig und lächelte.
Wenn Clara geglaubt hatte, alle Pracht im Krönungssaal schon gesehen zu haben, so wurde sie schnell eines Besseren belehrt, als man sie in das Schloss selbst führte. Schier endlose Gänge, die voller prächtiger Gemälde in Goldrahmen hingen, wertvolle Teppiche auf Boden und Wänden, die Tiere oder Naturmotive zeigten. Die Türen hatte man aus edlem Holz gefertigt und Clara sah, dass ihr Vater interessiert auf die Schnitzereien schielte, die die Türrahmen zierten. Robin bewegte sich durch diesen Überfluss mit großer Selbstverständlichkeit. Wo auch immer sie Menschen begegneten, wichen diese zurück und senkten den Blick. Männer und Frauen verbeugten sich oder knicksten, wenn sie Robin bemerkten und Clara warf ihm einen scheuen Blick von der Seite zu. Irgendwie hatte sie ja gewusst, dass man ihm so oder ähnlich begegnen würde, aber es war etwas anderes, es sich vorzustellen oder in der Tat zu sehen.
Ludwig, Salentin und seine Wachen begleiteten die kleine Gruppe durch eine Vielzahl von Sälen und Gängen bis zu einer Gabelung.
»Halt«, sagte Robin, und die Wachen blieben abrupt stehen. »Ich wünsche, dass ihr meinen Freunden hier Zimmer zuweist. Außerdem soll ihr Gepäck zu ihnen gebracht werden. Alle sollen im Gästetrakt wohnen, nicht im Gesindebereich«, fügte Robin hinzu und warf einen Blick zu Salentin, der sofort die Augen senkte. »Gebt ihnen alles, was sie brauchen. In drei Stunden soll für alle ein Mahl aufgetischt werden. Führt sie dann in den Saal zur großen Tafel. Und die Nachricht von meiner Rückkehr soll verbreitet werden. Alle sollen davon erfahren.«
»Ja, Majestät.« Ludwig gab einigen Männern ein Zeichen. »Ich begleite Euch. Marquard kann hier überall sein.«
Clara zupfte Robin am Ärmel. »Robin«, flüsterte sie. »Wie finde ich dich denn wieder? Das ist doch ein Irrgarten hier. Kann ich nicht mit dir kommen?«
»Keine Sorge, ich komme zu dir«, flüsterte Robin zurück. »Geh nur mit ihnen, es ist alles gut.«
Widerstrebend löste sich Clara von ihm und gesellte sich zu ihren Eltern. Sie schaute Robin nach, wie er, umringt von Wachen, von ihr weggebracht wurde. Plötzlich fühlte sie sich schrecklich allein.
Die Räume, in die man sie brachte, entlockten Clara einen Ruf des Erstaunens. Ihr Zimmer lag direkt neben dem ihrer Eltern. Die Ausstattung mutete prächtig an. Es gab ein riesiges Bett mit schweren Samtvorhängen und hohe Fenster, die Clara als erstes öffnete, um hinauszusehen. Ihr Blick fiel auf den weitläufigen Schlosshof, auf dem viele Menschen geschäftig hin und her liefen, Gegenstände umher trugen und sich Anweisungen zuriefen. Die Rückkehr des Königs hatte sich herumgesprochen und verursachte Hektik unter den Bediensteten. Clara glaubte Salentin zu sehen, der die Wachen einteilte und das Gelände sicherte. Wahrscheinlich Johanns wegen. Das kam Clara irgendwie lächerlich vor. Johann war ein Talbewohner, er hatte Robin zu ihnen gebracht, damit ihm nichts geschah. Warum also sollte er nun eine große Gefahr für den König darstellen? Dann fiel ihr ein, dass die Menschen im Schloss vielleicht gar nichts von dem Tal wussten und auch nicht, dass Johann von dort stammte. Bela hatte allen eingeschärft, das Tal nicht zu erwähnen.
Clara wandte sich ab und begann, ihr Zimmer zu inspizieren. Sie betrachtete überflüssige Kunstgegenstände, Vasen und Bilder, die alle schön, aber auch nutzlos waren. Sie entdeckte eine kleine Tür in der Ecke und öffnete sie. Dahinter lag ein Badezimmer mit einer großzügigen Wanne aus glattpoliertem, hellem Stein. Staunend strich Clara mit der Hand darüber, als sie ein Geräusch
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