Königsfreunde (German Edition)
vor sich hin. Clara hatte Mühe, sich ein Grinsen zu verkneifen. Sie wünschte, dass sie Kristinas Gesicht hätte sehen können, als sie erfuhr, wer Robin war. Gut, man konnte nicht alles haben, aber Clara wollte jetzt noch das Beste herausholen. Sie richtete sich auf und warf Robin einen Blick zu. Er trug wieder seine königlichen Kleider und wirkte viel erhabener darin als in den einfachen Leinensachen. Sie streckte die Hand nach ihm aus und er ergriff sie, um sie zu drücken. Er lächelte sie an und da war so viel Zuneigung in seinem Blick, dass Clara sich fast wegen ihrer Vorstellung für Kristina schämte. Sie wollte ihr eins auswischen, ja. Aber Robin dafür zu benutzen, das war nicht in Ordnung. Kristina hatte wohl Robins Geste bemerkt und zog ein trotziges Gesicht. Sie wollte sich abwenden und davongehen, aber ihre Mutter hielt sie am Arm fest, und Clara sah sie auf ihre Tochter einreden.
Was bin ich doch nur für ein schlechter schadenfroher Mensch, dachte Clara. Sie konzentrierte sich auf ihre Gefühle für Robin und auf die Reise, die vor ihnen lag. Das war jetzt viel wichtiger.
Bela hob die Hand.
»Freunde!«, rief er. »Wir brechen jetzt auf. Wünscht uns Glück bei unserem Vorhaben! Es kann für uns alle neue Hoffnung bringen. Denkt an uns, wenn wir jetzt reiten und hofft, dass wir alle unversehrt zurückkehren!«
Der Reitertrupp setzte sich auf Belas Zeichen hin in Bewegung und Claras Herz klopfte wild, als die Menschen um sie herum ihnen zujubelten. Frauen zogen Taschentücher hervor, um damit zu winken. Einige Menschen, vor allem Mädchen, drängten heran und versuchten Robin zu berühren. Bela lenkte sein Pferd neben Robin, um ihn von der Menge abzugrenzen.
»Du wirst heute das Tor zum Kamm-Tal sehen, Robin. Das ist eine sehr große Vertrauensgeste dieser Menschen dir gegenüber«, sagte Bela.
»Es ist mir bewusst. Ich missbrauche euer Vertrauen nicht«, sagte Robin. Clara glühte vor Stolz, wenn sie Robin so sprechen hörte. Es war aufregend. Das Ganze hier würde ein riesiges Abenteuer werden. Zum ersten Mal verließ sie den Kamm wirklich und würde das Land sehen, in dem sie lebte.
Bei schönem Wetter ritten sie in zügigem Schritt vorwärts. Das Hufgetrappel erfüllte die Luft. Bela und Robin unterhielten sich. Bela erfragte noch mal alle Namen von relevanten Personen, mit denen sie es zu tun bekamen, wenn sie das Schloss erreichten.
»Ich vermute, dass Stelin derjenige war, der die anderen angestachelt hat. Von ihm ging die Intrige aus«, sagte Robin.
»Was macht dich so sicher?«, fragte Bela.
»Er war schon immer machtbesessen und hat in die Entscheidungen meiner Eltern hineingeredet. Mein Vater hat ihm zuviel durchgehen lassen.«
»Und welche Funktion hatte er genau?«, fragte Bela weiter.
»Die eines persönlichen Beraters. Aber er wurde schnell sehr dreist. Er tat so, als sei er der Regent. Es gab Momente, in denen er Entscheidungen über den Kopf meiner Eltern fällte. Aber aus irgendeinem Grund haben sie ihn dafür nicht hängen lassen. Er konnte sie immer wieder besänftigen.«
»Manchmal scheint etwas nur auf den ersten Blick so zu sein, aber dann kommt es doch anders«, sagte Bela. »Du musst mit allem rechnen. Manchmal werden Menschen auch benutzt und vorgeschoben und die wahren Täter sind woanders zu finden. Johann war dein engster Freund, nicht wahr?«
Robin fühlte einen Stich in seiner Brust. Noch hatte er mit Marquard nicht abgeschlossen. Irgendwie konnte er das nicht.
»Ich weiß noch nicht, was ich mit ihm tun werde. Ich kann das Wort Freund nicht mehr mit seinem Namen in Zusammenhang bringen.«
»Aber er hat sich viel um dich gekümmert, wie es scheint?«, fragte Bela weiter und musterte Robin interessiert von der Seite.
»Ja, schon. Warum?«
»Ich mache mir nur so ein paar Gedanken«, sagte Bela. »Hast du Geschwister, Robin?«
»Nein.«
»Wollten deine Eltern keine weiteren Kinder?«
»Darüber wurde nicht gesprochen. Ein Thronfolger genügte ihnen vielleicht.«
Belas Blick ruhte nachdenklich auf ihm und Robin fragte sich, was dieser Mann sich da wieder zusammenreimte.
»Wir sind gleich da! Formiert euch!«, rief jemand von vorn.
»Was ist los?«, fragte Robin und richtete sich im Sattel auf.
»Wir erreichen den Ausgang«, antwortete Bela. Robin versuchte, etwas zu erkennen, aber er sah nichts, außer dem Felsmassiv, das vor ihm aufragte. Die grauen Gesteinsmassen schienen bis in den Himmel zu reichen. Wenn man direkt vor dem Kamm stand, wirkte
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