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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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du dann mit ihnen? Ist es dann vorbei?«
    »Ja.« Robin küsste sie auf die Stirn. »Dann ist es vorbei. Im Alleingang wäre das lebensgefährlich für mich. Aber mit so vielen Begleitern schaffe ich es.«
    »Und was tun wir dann?«, fragte Clara.
    »Ich zeige dir alles, wir tafeln gemeinsam, wir trinken köstliche Honigmilch und nachts schleichst du dich in mein Zimmer.« Robins Hand tastete nach ihr. Clara rutschte näher an ihn heran.
    »Da bin ich dabei.« Sie griff in seinen Nacken und zog seinen Mund auf ihren. Diesen Moment mussten sie ausnutzen, denn morgen würden sie dauerhaft unter Beobachtung stehen. Clara hatte das Gefühl, mit Robin zu einem Wesen zu verschmelzen, wenn er sie küsste. Er gehörte zu ihr, war wie ein Teil von ihr. Ihre Finger fuhren durch sein Haar, wobei sie darauf achtete, die kleine Wunde an seiner Stirn nicht zu berühren. Dort hatten sie ihn geschlagen und Unruhe schlich sich in Claras Herz. In diesem Moment wurde ihr klar, was ihre Mutter gemeint hatte. Sie würde es nicht ertragen, Robin zu verlieren. Wenn ihm jemand etwas antat ... sie würde nie wieder froh sein können. Ja, sie war verliebt. Und es fiel ihr jetzt nicht mehr schwer, das zuzugeben.
     
    Robin lag noch in tiefem Schlaf. Clara verhielt sich ganz still und beobachtete ihn. Die Sonne ging langsam auf und das rosafarbene Licht fiel durchs Fenster. Gleich würde Bela hereinkommen und zum Aufbruch drängen. Sie hörte ihn bereits draußen herumlaufen. Aber bis dahin würde sie die Zeit nutzen, um bei Robin zu sein.
    Seine dichten Wimpern sahen hübsch aus. Sie betrachtete seine sanft geschwungenen Lippen, die sie jetzt nicht küssen durfte, um ihn nicht zu wecken. Sein braunes Haar fiel ihm in die Stirn, die vollkommen glatt war, abgesehen von der kleinen Wunde. Er war so ein schöner Junge. Das war ihr nie aufgefallen. Unglaublich, wie blind sie gewesen war. Ob er sie auch hübsch fand? Wahrscheinlich schon, sonst hätte er sie nicht geküsst. Sonst hätte er sie nicht bei sich haben wollen. Er hatte sie erwählt und nicht Adela
    die Verräterin!
    oder Kristina. Oder Eva ... Clara seufzte. Es gab wirklich sehr viele Mädchen und sicher sahen einige davon besser aus als Clara. Oder konnten edler reden und sich benehmen. Wenn sie an den Königshof kam, musste sie sich zusammenreißen. Ob es dort wohl bestimmte Regeln und Rituale gab, die man kennen musste? Sie würde Robin danach fragen.
    Vorsichtig streckte sie die Hand aus und zeichnete mit dem Finger die Linie an seinem Hals nach. Es war schön, seine Haut zu berühren. Clara überlegte, ob sie ihn doch wachküssen sollte, bevor Bela kam und sie aufscheuchte. Dann hatten sie wenigstens beide noch was davon. Clara beugte sich über ihn und berührte mit den Lippen seine Schläfe. Diese zarte, empfindliche Haut. Er war verletzlich wie jeder andere Mensch. Und er brauchte Zuneigung wie jeder andere. Clara stellte sich vor, wie schrecklich Robins Leben verlaufen wäre, so ganz ohne Umarmungen und Nähe, wenn Johann ihn nicht zu ihnen ins Tal gebracht hätte. Wäre er ein seelisch verhärteter, ungerechter König geworden? Vielleicht. Ein frustrierter, ungerechter oder toter König.
    Clara liebkoste seine Wange, sog den Duft seiner Haare ein, als sie spürte, wie Robin sich regte. Er murmelte etwas und drehte sich zu ihr herum. Anscheinend wollte er kuscheln. Clara zog ihn in ihre Arme und Robin schmiegte sich verschlafen an sie. Gleich würde er aufstehen müssen, seine königlichen Kleider anlegen und sich auf einen der schwersten Wege seines Lebens begeben. Aber jetzt, in diesem Moment, durfte er einfach noch ein müder Junge sein. Clara drückte ihn zärtlich an sich.
    Es klopfte an der Tür und dann wurde sie einen Spalt breit geöffnet.
    »Clara«, sagte Bela. »Seid ihr wach?«
    »So gut wie.«
    »Wir brechen bald auf.«
     

 
     
    Das Dorf hatte sich um die Abreisenden versammelt. Männer, Frauen und Kinder, die Familien der Freiwilligen, die Robin begleiteten. Schaulustige reckten die Hälse, um Robin zu sehen, der bereits auf Hoheit gestiegen war. Ehefrauen stopften in letzter Sekunde ihren Männern eingewickelte Päckchen in die Satteltaschen. Clara saß auf Wiesel und schaute zu den Menschen herab. Wieder entdeckte sie Adelas Gesicht in der Menge. Sie sah weg. Im Moment hatte sie keine Lust auf Konfrontation. Und dann sah sie noch etwas, das sie freute und für Adelas Anblick entschädigte. Kristina stand dort, mit verschränkten Armen und starrte missmutig

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