Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
erschreckt.«
    »Was liest du da?«
    » Sturmhöhe.«
      »Großer Gott, schon wieder diese Bronte! Das wievielte Mal ist es jetzt?«
      »Es ist wie ein guter alter Freund. Sehr tröstend in schweren Zeiten.« Er setzte sich auf den Liegestuhl ihr gegenüber, und sie griff nach der Karaffe auf dem Tablett. »Limonade?«
    »Etwas Stärkeres könnte nicht schaden, aber meinetwegen.«

    »Unsinn, David, du trinkst doch nie vor sieben Uhr abends. Was ist geschehen?«
      Sie langte über den Tisch und nahm seine Hand. Er zwang sich zu einem Lächeln. »Du merkst es mir immer an, nicht wahr, Wallis. Ich habe eben ein Telegramm von Winston bekommen. Er hat endlich einen Job für mich gefunden. Gouverneur der Bahamas. Fast viertausend Kilometer vom Schauplatz des Geschehens entfernt. Hübsch, nicht wahr?«
    »Wirst du annehmen?«
      »Mir wird letzten Endes nichts anderes übrigbleiben. Ich will nicht, daß sie uns in einer Schublade verstecken müssen. Es muß um unser beider willen sein. Mann und Frau in derselben Position. Sie scheinen nicht gewillt, uns das in England zu bieten. Auf den Bahamas ginge es aber.«
      »Mein lieber David«, sagte sie. »Es ist Krieg, und ich glaube nicht, daß die Frage meiner Position im Augenblick eine große Rolle spielt.«

      »Bei mir schon, Wallis, verstehst du das nicht? In dieser Beziehung muß ich hart bleiben.« Er zuckte die Achseln. »Sicher, es schmerzt ein wenig, daß sie keine wichtigere Aufgabe für mich finden können, aber das ist auch alles.«
      Er stand auf, ging zur Terrasse und blieb dort, den Blick aufs Meer gerichtet, stehen. Während sie ihn beobachtete, wurde das Gefühl, daß man die Gaben ihres Mannes auf unverzeihliche Weise brachliegen ließ, so überwältigend, daß sie Mühe hatte, die aufsteigenden Tränen zurückzudrängen.
      Schellenberg war nach einer halben Stunde wieder in seinem Arbeitszimmer. Als er aus dem Mantel schlüpfte, kam Frau Huber herein. Sie war ziemlich aufgeregt.
      »Wir haben Sie überall gesucht. Sie haben keine Nachricht hinterlassen, wo Sie zu erreichen seien. Obergruppenführer Heydrich ist sehr ungehalten.«

    Schellenberg sagte gelassen: »Ich dachte, er wüßte schon vor mir über jeden Schritt Bescheid, den ich mache. Wo ist er?«
      »Bei Reichsführer Himmler. Ich habe angerufen, als ich Sie habe kommen sehen. Man erwartet Sie.«
      Sie zitterte ein bißchen, denn sie mochte Schellenberg mehr, als sie zuzugeben wagte; aus irgendeinem seltsamen Grund bewunderte sie die Tatsache, daß ihn alles kaltzulassen schien.

      »Beruhigen Sie sich, Ilse.« Er küßte sie zart auf den Mund. »Ich schaffe es schon. Nicht nur, weil ich klüger bin als sie, was unbestreitbar ist, sondern auch, weil ich es nicht ernst nehme. Sie werden sehen, ich bin in spätestens einer Stunde zurück zum Kaffee.«

      Als er in das pompöse Büro im ersten Stock des Gebäudes an der Prinz-Albrecht-Straße geführt wurde, saß Himmler hinter einem hohen Aktenstapel an seinem gewaltigen Schreibtisch - eine überraschend unscheinbare Figur in einer schwarzen Uniform. Das Gesicht hinter dem silbernen Kneifer wirkte kalt und unpersönlich, und es war schwer zu erraten, was hinter jenen ausdruckslosen Augen vor sich gehen mochte. In vieler Beziehung war Himmler ein merkwürdig schüchterner Mann, oft freundlich zu seinen Untergebenen, tierliebend, ein hingebungsvoller Vater und trotzdem ein Ungeheuer, das die Hauptlast der Verantwortung für die Greuel und Schrecken trug, mit denen das Dritte Reich seine Opfer heimsuchte.
      Heydrich, der am Fenster stand, drehte sich mit wütendem Gesicht um: »Wo, zum Teufel, haben Sie gesteckt, Schellenberg?« Ehe Schellenberg antworten konnte, klingelte eines der Telefone auf dem Schreibtisch. Himmler meldete sich, sagte dann barsch: »Ich möchte jetzt nicht gestört werden«, und legte auf.

    Er nahm den Kneifer ab und rieb sich mit einem Finger die Nasenwurzel, eine seiner Angewohnheiten. »Ich hoffe, Ihr Gespräch mit Canaris im Tiergarten war interessant, Schellenberg?«
      »Dort sind Sie also gewesen?« sagte Heydrich. »Wieder Katze und Maus mit dem alten Narren gespielt? Wie Sie wissen, habe ich Ihnen einen ganz bestimmten Auftrag gegeben.«
    »Ich bin bereits dabei, ihn zu erledigen.«

      Himmler sagte: »Die Operation Windsor, nehme ich an? Sie können offen reden. Heydrich und ich gehen in dieser Angelegenheit konform.«

      »Sehr gut«, entgegnete Schellenberg. »Ich habe

Weitere Kostenlose Bücher