Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
anderen Ende waren Attrappen sowjetischer Soldaten, keine Briten: ein kleines Symbol für Himmlers Wunschtraum, der immer noch auf einen Kompromiß mit einem Volk hoffte, das letzten Endes auch zur arischen Rasse gehörte.
      »Taten, Reitlinger. Das ist es, was ich brauche«, sagte Schellenberg. »Was haben Sie hereinbekommen?«
      »Die neue Erma-MP für die Polizei, Brigadeführer. Frisch von der Herstellung. Erst heute morgen.«
      Schellenberg leerte das Magazin in kurzen Feuerstößen, schoß aus der Hüfte, schnitt mehrere Ziele mitten entzwei. Der Krach war ohrenbetäubend.
      Als er verhallte, legte er die Waffe auf die Schießbank. »Ein Schlachtwerkzeug. Was ich brauche, ist etwas Diskreteres - ein stummer Töter, wenn ich so sagen darf.«

      Reitlinger lächelte und ging zum Waffenschrank, denn er wußte genau, was Schellenberg, ein erstklassiger Pistolenschütze, meinte. Er kam mit einer Mauser 7,63 mm, Modell 1932, zurück, komplett mit dem neuesten Zusatzgerät, einem knollenförmigen Schalldämpfer. Die Waffe war eigens für Geheimdienstzwecke entwickelt worden. »Das sieht schon besser aus.«
      Schellenberg wog die Pistole in der Hand. Sie hatte ein zehnschüssiges Magazin, das er ziemlich schnell - je zwei Kugeln in die Mitte von fünf Zielen - leerte. Das einzige Geräusch war eine Reihe dumpfer Plopps. »Sehr schön«, sagte Heydrich, der plötzlich hinter ihm aufgetaucht war. »Aber Sie scheinen nicht mehr so zielsicher zu sein, Schellenberg. Zwei Schüsse pro Mann statt einen?«
      »Ein Verwundeter könnte zurückschießen«, sagte Schellenberg. »Ein zweiter Schuß gibt ihm unweigerlich den Rest. Ich gehe gern auf Nummer Sicher.«
    »Das klingt wie eine Bühnenanweisung.« Heydrich streckte die Hand aus. Reitlinger schob ein frisches Magazin in die Mauser und gab sie ihm. »Ja, Schellenberg, ich neige mehr denn je zu der Ansicht, daß Sie ein Schauspieler sind. Übrigens ein recht guter.«
      Er leerte das Magazin, wobei er jedesmal sorgfältig zielte. »Eine ausgezeichnete Vorstellung, die Sie eben beim Reichsführer gegeben haben. Glänzend. Sehr publikumswirksam.«
      Reitlinger war zur Tür gegangen, wo er die beiden nicht hören konnte. »Und was hätte ich Ihrer Meinung nach sagen sollen - die Wahrheit?«
    »Und die wäre?«

      »Daß diese Sache reine Zeitverschwendung ist. Ich habe die Akte gelesen, ich habe mit Canaris gesprochen, und alles weist darauf hin, daß die hohen Herren sich von A bis Z in dem Mann irren. Von Strobel in Madrid mit seinen Berichten über die nazifreundliche Haltung des Herzogs. Partygerede spanischer Aristokraten mit faschistischen Neigungen, die möchten, daß er genauso denkt wie sie. Das ist das dumme. Jedermann möchte glauben, daß er auf unserer Seite steht, und alle lassen sich bei ihrer Interpretation der Ereignisse von ihrem Wunschdenken leiten. Wenn der Herzog von Windsor sagte, Beethoven sei sein Lieblingskomponist, würde doch nur ein Idiot das fü r eine Unterstützung der NSDAP auffassen.«

    »Sie glauben also nicht, daß er interessiert sein könnte?«
    »Nicht im geringsten.«
    »Dann werden Sie ihn überzeugen müssen.«

      »Und was, um Himmels willen, soll damit erreicht werden?« Heydrich sagte: »Wenn wir England besetzen, wird er sowieso tun müssen, was wir ihm sagen, schon deshalb, weil es die beste Art ist, seinem Volk zu dienen.«
      Er sah zu den Zielscheiben. »Ich war nicht sehr gut, stimmt's?«
    »Sie hätten besser sein können.« Schellenberg rammte ein neues Maga zin in die Waffe. Sein Arm flog hoch, er zog zweimal ab, anscheinend ohne zu zielen, und schoß dermittleren Attrappe beide Augen aus. »Und jetzt sind Sie wütend«, sagte Heydrich. »Ich möchte wissen, warum.«
      Schellenberg legte die Mauser hin. »Wir haben alle mal einen schlechten Tag. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich jetzt gehe? Ich habe noch zu arbeiten.«

    »Gehen Sie. Sie können mich um halb neun abholen.«
    »Wozu?«
      »Hanna Winter. Ich würde sie mir gern mal ansehen. Ich glaube, Sie sagten, im Garden Room?«
      »In Ordnung.« Schellenberg ging zur Tür, die Reitlinger ihm öffnete. »Ich möchte so bald wie möglich eine Mauser mit Schalldämpfer. Hundert Schuß in zehn Magazinen. Machen Sie ein Paket für mich und liefern Sie es im Büro ab.«

    »Jawohl, Brigadeführer.«
      Schellenberg ging, und als Reitlinger sich umdrehte, sah er, daß Heydrich das mittlere Ziel untersuchte.
      »Erstaunlich«,

Weitere Kostenlose Bücher