Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
Spitznamen »Eiserne Anna« eingebracht. Schellenberg hatte diese Reise schon oft gemacht, allerdings in angenehmerer Gesellschaft. Kleiber hatte in der Mitte der Maschine Platz genommen, Sindermann ganz hinten bei der Kabine des Flugbegleiters, als wollten sie beide den Rangunterschied betonen.

      So konnte Schellenberg wenigstens ungestört vorn sitzen, aber es war heiß und ziemlich stickig, und nach einer Weile nahm er dankbar die Einladung des Piloten an, nach vorne in die Kanzel zu kommen. Anschließend ging er wieder zu einem Sitz und trank einen Kaffee, dachte an Hanna Winter und die Falle, die im Ecu d'Or in Montmartre auf sie wartete. Diesmal konnte er nichts tun - er steckte bereits zu tief drin. Es bestand immer die Möglichkeit, daß sie seine Rolle bei ihrer Flucht preisgeben würde, denn bei den Methoden, die in den Kellerzellen der Prinz-Albrecht-Straße benutzt wurden, zerbrachen die meisten Opfer früher oder später, wenn sie nicht vorher starben. Aber ihm war jetzt alles seltsam gleichgültig - was machte es letzten Endes für einen Unterschied?
      Er blickte aus dem Fenster, als unten die Türme von Paris auftauchten. Kleiber kam zu ihm und blieb neben seinem Sitz stehen.
    »Le Bourget, Brigadeführer. Am dreiundzwanzigsten Juni ist der Führer hier zusammen mit Keitel und ein paar Männern von seinem Stab um vier Uhr morgens gelandet. Als die meisten Pariser noch im Bett lagen, fuhr unser Führer durch ihre Stadt. Was für ein Augenblick für Deutschland!«
      »Wunderbar«, entgegnete Schellenberg. »Ich hoffe, wenigstens die Straßenreinigung hat nicht verschlafen.«
      Ein Gestapo-Major namens Ehrlich erwartete sie, als sie den Empfangsraum für hohe Persönlichkeiten betraten.
      »Es ist mir eine Ehre, Brigadeführer«, sagte er zu Schellenberg. »Der Wagen steht draußen.«
      »Sie haben von der Prinz-Albrecht-Straße Ihre Instruktionen bekommen?«

    »Jawohl.«
      »Dann wissen Sie, daß Sturmbannführer Kleiber in dieser Sache der Verantwortliche ist.«
      Kleiber sagte: »Ich würde Ihre Anwesenheit als Beobachter selbstverständlich sehr begrüßen, Brigadeführer. Das heißt, wenn Sie die Zeit erübrigen könnten.«
      In seinen Worten lag eine Herausforderung, die Schellenberg kaum ablehnen konnte. »Warum nicht? Ich muß nur vor dem Weiterflug ins Hauptquartier des Sicherheitsdienstes in der Avenue Foch. Ansonsten stehe ich Ihnen zur Verfügung, mein Bester.«
      Im Hinausgehen betastete er den Kolben der Mauser mit Schalldämpfer in seiner Tasche. Wenn es vor dem ECU d'Or oder im Lokal selbst zu einem Handgemenge kam, konnte eine verirrte Kugel Sturmbannführer Kleiber durchaus eine Gelegenheit geben, in Ausübung seiner Pflicht für das Dritte Reich den Heldentod zu sterben. Es war ein beruhigender Gedanke. Als Schellenberg in den schwarzen Citroen stieg, lächelte er vor sich hin.
    Der Tankwagen rollte auf den Parkstreifen eines kleinen Fernfahrercafes in Clichy, nördlich von Montmartre, und Henri hielt. »Willst du anrufen, oder soll ich?«
      »Nein, ich mach das schon«, sagte sein Bruder und sprang hinaus. Henri lehnte sich zurück und klopfte an die Verkleidung. »Alles in Ordnung da hinten?«

      Er hörte eine dumpfe Antwort, griente und zündete sich eine Zigarette an.

      Dubois betrat das Cafe, ging zur Telefonnische und wählte die Nummer des ECU d'Or. Am anderen Ende wurde sofort abgenommen. »Ja, hier ECU d'Or. Was kann ich für Sie tun?«
      Es war Madame Bonnet, aber ihre Stimme klang irgendwie anders als sonst, er hätte es schwören können; sein von jahrelanger Tätigkeit außerhalb der Legalität geschulter Instinkt sagte ihm, daß etwas faul sein mußte.
      »Könnte ich für heute abend einen Tisch für sieben Personen bestellen?« fragte er. »Coq au vin und einen guten Muscadet, wenn es möglich ist.«

      »Tut mir leid, Monsieur, aber es geht nicht. Wir haben heute abend geschlossen.« Paul Dubois sagte gelassen: »Vielen Dank, Madame. Dann ein andermal.«
      Im ECU d'Or saßen sechs oder acht Gäste an den Tischen und gaben sich Mühe, so auszusehen, als genössen sie ihr Glas Wein. Walter Schellenberg lehnte am Ende der Theke, und hinter dem Vorhang zur Küche warteten drei Gestapo-Agenten.
      Angélique Bonnet saß an ihrem gewohnten Platz hinter der Kasse neben der Theke, eine kleine, weißhaarige Dame in einem strengen schwarzen Kleid, die das Lokal mit eiserner Hand leitete.
      Ihr Mann, der zur Reserve

Weitere Kostenlose Bücher