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Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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hatte. An der Seite der Tuilerien fand sie einen Erfrischungskiosk mit einigen Tischen davor. Es gab keinen Kaffee, nur Bier, wie sich herausstellte. Sie holte sich ein Glas und setzte sich, um ihre Lage zu überdenken.
      Sie sprach einigermaßen Französisch, und sie hatte, dank Onkel Max' Umsicht, französisches Geld bei sich, außerdem die beiden Pässe, die Peseten und den Kreditbrief für Lissabon. Und sie hatte noch etwas -etwas, woran sie bis jetzt nicht wieder gedacht hatte.
      Mit zitternden Fingern holte sie die Eisenbahnfahrkarten aus dem Umschlag. »Berlin-Paris« stand auf der ersten; die nützte ihr nichts mehr, aber die zweite war unendlich wichtig. Eine Schlafwagenkarte für den Nachtzug nach Madrid, Abfahrt um sechs Uhr abends vor der Gare d'Austerlitz.
    Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war Viertel nach fünf und die Gare d'Austerlitz mindestens fünf Kilometer entfernt, fünf Kilometer zu Fuß. Sie sprang auf, und als sie sich umdrehte, sah sie einen kleinen Kastenwagen am Bordstein halten. Der Fahrer, ein Mann mittleren Alters in einem blauen Overall, mit einem weißen, in der Mitte nikotinbraunen Schnauzbart, warf gerade ein Bündel Zeitungen auf das Trottoir vor dem Kiosk und traf Anstalten, weiterzufahren. Hanna lief, so schnell sie konnte, und stieg einfach neben ihm ein.

    »He, was ist denn das?« rief er.
      »Bitte, Monsieur, helfen Sie mir.« Sie holte ihren Paß hervor und hielt ihn hoch. »Sehen Sie, ich bin Amerikanerin, auf dem Weg nach Haus. Ich habe eine Fahrkarte für den Schnellzug nach Madrid, er geht um sechs von der Gare d'Austerlitz. Ich wollte mir noch ein paar Sehenswürdigkeiten ansehen und habe mich verlaufen, und jetzt schaffe ich es nicht mehr, wenn Sie mich nicht hinfahren.« Sie zog ein Bündel Francnoten aus dem Umschlag. »Ich komme natürlich dafür auf.«
      »Behalten Sie Ihr Geld.« Er lächelte. »Amerikanerin, ja? Aus welcher Stadt? Mein Sohn lebt in Los Angeles. Halten Sie den Atem an und lehnen Sie sich zurück. In einer Viertelstunde sind wir dort.«
      Als das Telefon abermals klingelte, nahm Angélique Bonnet wieder ab. »Für Sie«, sagte sie zu Kleiber, als er gerade die zweite Muschel nehmen wollte. »Polizeipräsidium.«
      Kleibers Gesichtsausdruck hatte eine elektrisierende Wirkung auf Schellenberg. Der Sturmbannführer legte auf. »Sie haben den Tankwagen gefunden«, flüsterte er rauh. »Anscheinend stehengelassen, auf dem Parkplatz eines Fernfahrercafes anderthalb Kilometer von hier.«
      »So?« sagte Schellenberg unbewegt. »Ein vergeudeter Nachmittag. Mein Beileid, Sturmbannführer, aber ich muß jetzt gehen, sonst habe ich nicht mehr genug Zeit für das SDHauptquartier. Bis acht, in Le Bourget.«

    Er ging hinaus, und Kleiber stand da, umklammerte den Rand der Theke. Angélique Bonnet sagte gelassen: »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich jetzt doch Bestellungen für heute abend annehme?«
      Ihr Gesicht war unbewegt, ohne eine Spur von Triumph. Er drehte sich einfach um und verließ wortlos den Raum, schritt über den Platz, wo Ehrlich und Sindermann im Hof des Baugeschäfts neben dem Citroen warteten.
      »Schlechte Nachrichten«, sagte er. »Die französische Polizei hat den stehengelassenen Tankwagen anderthalb Kilometer von hier gefunden. Die beiden Dubois und das Mädchen sind verschwunden.«

      »Dann können sie inzwischen überall sein«, erklärte Sindermann. »Gott weiß, was das Mädchen jetzt vorhat.«

      Es war Ehrlich, der auf das Nächstliegende kam. »Wir wissen doch, daß sie nach Spanien will, nicht wahr? Es gibt einen Nachtexpreß nach Madrid, der um sechs vom Bahnhof Austerlitz abfährt.«
      »Lächerlich«, sagte Sindermann. »Das würde sie niemals wagen.« Aber Kleibers Gesicht war plötzlich aufgeregt. »Ihr Onkel hat in Berlin einen Schlafwagenplatz für sie gebucht, in diesem Zug! Die drei Neger wollten ihn auch nehmen.«

      Ehrlich blickte auf seine Uhr. »Fünfunddreißig Minuten, Sturmbannführer, mehr Zeit haben wir nicht. Ich denke, wir machen uns lieber auf die Socken.«
    Kurz nach halb sechs setzte der Zeitungsfahrer Hanna vor der Gare d'Austerlitz ab. In der Bahnhofshalle wimmelte es von Menschen, Zivilisten und zahlreichen Soldaten, und überall Polizei. Sie fand den Bahnsteig des Schnellzugs nach Madrid und näherte sich der Abfertigungssperre. An der kleinen Anschlagtafel neben dem Schaffner hing eine Liste mit den Namen der Fahrgäste, für die Plätze in den drei

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