Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
telefonieren. Hier ist die entsprechende Vollmacht.« Er gab Kleiber einen Umschlag.
    »Ich verstehe, Reichsführer.«

      »Hoffentlich«, antwortete Himmler kurz. »Sie können jetzt gehen.« Kleiber verließ das Büro, und Himmler nahm den altmodischen Füllhalter mit der Stahlfeder, den er schon immer bevorzugt hatte, und fing an, die Einzelheiten der Gespräche sorgfältig festzuhalten.

    In diesem Augenblick bog der Weintransporter gerade von der Straße nach Trier ab. Henri fuhr, und sein neben ihm schlafender Bruder schreckte sofort hoch: »Warum hältst du?«
      »Reg dich nicht auf, Paul. Die junge Dame muß mal kurz in die Büsche, und wir beide auch. Ich kann jedenfalls nicht mehr lange warten.«

      Hanna hatte in Anbetracht der Umstände überraschend fest geschlafen, aber jetzt war sie wach und merkte, daß der Tankwagen langsamer fuhr und über holprigen Boden rumpelte. Die Luke wurde geöffnet, und Henri lächelte breit in die Öffnung. »Sie können sich die Beine vertreten, und wenn Sie sonst noch ein Bedürfnis haben...«
      Sie war instinktiv auf der Hut, auf alles gefaßt, als sie hinauskrabbelte. Sie sprang aus dem Wagen und steckte eine Hand in die Tasche, um den Kolben der Walther zu umklammern. »Wo sind wir?«

    »Auf der Straße nach Trier. Danach kommt Luxemburg.«
      In den Büschen raschelte es, und Paul Dubois trat heraus, sich die Hose zuknöpfend. Henri machte eine Handbewegung: »Die andere Seite des Waldes gehört Ihnen. In einer Viertelstunde geht's weiter.«

      Er kletterte wieder in das Fahrerhaus, und Hanna drehte sich um, ging in das Wäldchen und blieb erst nach einer beträchtlichen Entfernung stehen. Dann machte sie, angelockt durch das Geräusch fließenden Wassers, einen Halbkreis und erreichte bald einen kleinen, mit Kiefern bewachsenen Vorsprung über einem Fluß. Es war ein hübsches Plätzchen, von dem aus sie sehen konnte, wie die Frühmorgensonne auf dem schnell dahineilenden Wasser spielte. Hinter ihr bewegte sich etwas, und sie schnellte herum und erblickte den näher kommenden Henri. »Fahren wir?« fragte sie. »Wir haben noch Zeit für eine Zigarette.«
      Er bot ihr eine an, und sie nahm sie, wobei ihre rechte Hand die Walther fest packte und mit dem Daumen entsicherte. Er stand jetzt ganz nahe bei ihr.
    »Das ist die Mosel. Schön, nicht wahr?«
      »Wenn Sie so etwas mögen«, antwortete sie auf französisch. »Ich bin eher ein Großstadttyp.«
      Er riß die Augen auf. »He, Sie haben ja einen richtigen Pariser Akzent. Wie kommt das?«
      »Ich habe vor dem Krieg sechs Monate lang in einem Lokal in Montmartre gesungen. Club le Jazz. Kennen Sie ihn?«
      »Ja, ich bin ein paarmal da gewesen.« Seine Hand glitt ihren rechten Arm hinauf, und er drückte sich an sie. Seine Stimme war belegt: »He, chérie, wie war's mit uns beiden...«
      Sie zog die Walther mit einer Schnelligkeit heraus, die sie selbst verblüffte, aber sie war nun nicht mehr das Mädchen, das sie noch vor 48 Stunden gewesen war, sie war ein anderer Mensch geworden. Einen Augenblick lang roch sie wieder das Kordit im Korridor des Garden Room, während sie ihm den Lauf der Waffe an den Bauch preßte.

      Er grinste. »Seien Sie nicht albern. Sie wissen doch selbst, daß Sie es nicht tun würden.« Dann versuchte er, sie zu küssen.
      Sie feuerte zwischen seinen Beinen in die Erde, und er sprang mit einem Angstschrei zurück.
      »Vorsichtig«, sagte sie ruhig. »Sie hätten beinahe etwas verloren.« Paul Dubois erschien im Laufschritt zwischen den raschelnden Sträuchern. »Was ist los? Was ist passiert, um Gottes willen?«

      »Nichts.« Hanna steckte die Walther wieder in die Tasche. »Ein kleines Mißverständnis zwischen Henri und mir, aber ich denke, wir wissen jetzt beide, woran wir sind.«
      Paul Dubois gab seinem Bruder eine schallende Ohrfeige. »Du Idiot, wirst du denn nie erwachsen? Mußt du dich bei jeder Schürze wie ein geiler Bock aufführen?«
    Er wandte sich an Hanna. »Ich garantiere Ihnen, daß es nicht noch einmal passieren wird. Jetzt müssen wir aber machen, daß wir fortkommen, falls irgendein neugieriger Bauer den Schuß gehört hat.«
      Die Transportmaschine Ju 52 war im Zweiten Weltkrieg das Arbeitspferd der deutschen Luftwaffe und wurde unzählige Male zur Beförderung von Truppen und Passagieren eingesetzt. Ihre drei Motoren verliehen ihr ein unverkennbares Äußeres, und die geriffelte Metallhaut hatte ihr den zärtlichen

Weitere Kostenlose Bücher