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Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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lehnte sich zurück und schloß die Augen.
      Sie schreckte plötzlich auf, als der Wagen scharf bremste. Sie hielten vor einem schmiedeeisernen Tor in einer hohen Mauer. Daneben stand ein Polizist mit geschultertem Karabiner, der sich langsam näherte, hinunterbeugte und mit dem Fahrer redete.
      Dieser drehte sich um: »Er fragt, was Sie hier wollen, Senhorita?«
    »Ich möchte den Herzog von Windsor sprechen.«
    »Ihre Papiere?«

      Sie holte ihren echten Paß aus der Tasche und reichte ihn durch das Fenster. Der Polizist nahm ihn und brachte ihn einem Wachtmeister hinter dem Tor, der aus der Pförtnerloge getreten war. Er studierte ihn ebenfalls, ging dann hinein. Nach einigen Minuten kam er wieder heraus und steckte den Paß durch das Gitter, und der erste Polizist kehrte damit zu Hanna zurück.
    »Kann ich jetzt hinein?« fragte sie aufgeregt.

      Der Polizist und der Fahrer wechselten wieder ein paar Worte auf portugiesisch, und dann übersetzte der Fahrer: »Leider nicht, Senhorita. Es gibt besondere Sicherheitsvorkehrungen für den Herzog. Alle Besucher brauchen eine Erlaubnis vorn Polizeipräsidium. Er hat eben anrufen lassen. Jetzt muß er auf eine Antwort warten.«
    »Ich verstehe.«
    »Soll ich hier bleiben, Senhorita?«

      »Nein, ich denke, das ist nicht nötig. Ich kann ein bißchen frische Luft gebrauchen.«

    Sie bezahlte, und er fuhr fort. Zwischen den Bäumen konnte sie die Lichter der Villa sehen, und sie hörte leise Musikfetzen. Sie machte ein paar Schritte die Straße hinauf, kehrte um und kam wieder zurück.
      Kurz nach Mitternacht begann es zu regnen, und der junge portugiesische Polizist holte ein Cape aus seinem Schilderhaus und legte es ihr wortlos um die Schultern.

      Es war kühl geworden, und sie ging die Straße ein Stück hinauf, um warm zu bleiben, hielt dann inne und blickte zurück zur Tejomündung, wo in der Ferne die Lichter von Lissabon leuchteten.
      Ein weiter Weg; nicht so weit wie Berlin oder Paris oder Madrid, aber jetzt war sie endlich hier, vor der rosa Stuckvilla in Estoril. Am Ziel ihrer Mission, und müder, als sie jemals in ihrem Leben gewesen war, wünschte sie plötzlich, daß alles vorbei sein möge.
      Sie ging zurück zu dem Polizisten am Tor. »Bitte«, sagte sie auf englisch. »Wie lange noch? Ich warte nun schon fast eine Stunde.« Es war töricht, weil er sie nicht verstand.
      Sie hörte das Motorengeräusch eines Autos, das den Hügel heraufkam, Scheinwerfer blitzten durch die Mimosenbüsche, und dann stoppte ein schwarzer Mercedes nur wenige Meter von ihr entfernt.
      Regen peitschte über den Tejo und klatschte an die Fenster von Joe Jacksons Wohnung, als er noch ein Scheit nachlegte.

      »Das ist wirklich eine tolle Geschichte. Würden Sie mich einen Moment entschuldigen? Schenken Sie sich nach.«

      Sie tat es, setzte sich wieder vor den Kamin, wärmte das Glas zwischen den Händen und starrte in die Flammen. Als er zurückkam, blickte sie auf. »Glauben Sie mir?«

    »Die Sache mit den Kerlen am Pier, Kleiber und Sindermann? Sagen wir, ich mag Sie, und ich mag die beiden nicht. Das ist als Ausgangspunkt so gut wie alles andere. Und der Herzog von Windsor wohnt in Santo e Silvas Villa oben in Estoril. Das ist eine Tatsache.«
      »Aber wir müssen irgendwie zu ihm, begreifen Sie das nicht?« sagte sie drängend. »Wir können nicht einfach warten und zusehen, wie die Nazis ihn in ihre Gewalt bekommen. Besonders Sie nicht. Sie haben doch in der Internationalen Brigade gegen sie gekämpft.«
      »Connie sollte Ihnen auch gesagt haben, daß ich neuerdings strikt neutral bin, mein Engel. Äthiopien, Spanien - die Kriege anderer. Ich hab die Nase voll, glauben Sie mir das. Im Augenblick habe ich eine nette kleine Bar, und das reicht mir.«
      »Einem Mann wie Ihnen? Das glaube ich nicht.« Sie stand auf. »Aber wenn Sie mir nicht helfen, gehe ich zur amerikanischen Botschaft, oder zur britischen.«
      »Um sich vor dem Eingang von der portugiesischen Polizei erwischen zu lassen? Sie hat jetzt ein Auslieferungsbegehren und sucht Sie wegen dreifachen Mordes, und die Regierung in Lissabon verfolgt im Augenblick eine Politik der freundlichen Zusammenarbeit mit den Deutschen. Vergessen Sie das nicht.«
      »Dann werde ich ihr meine Geschichte erzählen. Sie wird etwas unternehmen müssen.«
      »Warum sollte sie? Sie läßt die Villa schwer bewachen, und das, was Sie zu erzählen haben, klingt ziemlich weit hergeholt,

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