Königsjagd
Nützliches abgewinnen könnte. Nicht nützlich für mich, sondern für England, verstehst du?« Er drückte ihre Hände. »Mein Gott, Wallis, wäre es nicht fabelhaft, wenn ich diese Burschen mit ihren eigenen Waffen schlagen könnte?«
Sie hatte ihn seit Jahren nicht mehr so lebhaft gesehen. »Oh, David«, sagte sie. »Es könnte sehr gefährlich sein. Ich habe Angst.«
»Ich nicht. Ich will ganz ehrlich sein - die Sache fängt langsam an, mir Spaß zu machen. Ich muß sofort mit Oberst da Cunha sprechen. Gehen wir und suchen wir ihn.«
Fünf Minuten später eilte da Cunha nach einem dringenden Anruf im Pförtnerhaus zur Villa, wo die beiden ihn in der Bibliothek erwarteten. »Sie haben mich rufen lassen, Königliche Hoheit?«
»Ja. Heute mittag habe ich Sie gefragt, ob ich mich auf Sie verlassen könne. Sie waren so freundlich, ja zu sagen.«
»Wenn ich etwas für Sie tun kann, werde ich es tun, Sir.«
»Dann habe ich folgenden Wunsch. Suchen Sie bitte noch heute abend den deutschen Gesandten, Baron von KrotzingenBoerne, auf und richten Sie ihm aus, ich möchte mit Brigadeführer Schellenberg sprechen.« Da Cunha konnte seine Überraschung nicht verbergen. »Wann soll diese Unterredung stattfinden?«
»Nun, ich denke, eine kleine Reprise der Vorstellung, die er gestern abend im Garten gegeben hat, wäre ganz lustig - natürlich in abgewandelter Form. Sie haben ja gehört, was Mr. Jackson und Miss Winter über ihre Erlebnisse berichteten. Ich werde also im Gartenhaus meine gewohnte Zigarre rauchen. Sie könnten ihn zu mir bringen. Glauben Sie, daß er kommen wird?«
»Ich denke, daran ist kaum zu zweifeln, Sir.«
»Noch etwas. Ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn Sie zudem Mr. Jackson bewegen könnten, seine gestrige Rolle noch einmal zu spielen. Er scheint mir ein sehr tüchtiger Mann zu sein, und die Herzogin würde sich nicht so viele Sorgen machen, wenn sie wüßte, daß er ein Auge auf mich hält. Ob er das für mich tun würde?«
»Bestimmt, Sir. Soll ich auch anwesend sein?«
»Ja, aber es wäre vielleicht peinlich für Sie, wenn Sie unser Gespräch mitbekämen. Darf ich Sie also in Ihrem eigenen Interesse bitten, außer Hörweite zu bleiben?«
Da Cunha zögerte. »Sir, verzeihen Sie mir eine taktlose Frage. Bedeutet das, daß Sie sich doch noch entschlossen haben, nach Spanien zu gehen?«
»Wie denken denn Sie, Oberst?«
»Nun, Sir, ich meine nach wie vor, daß Sie übermorgen mit der Excalibur abreisen werden. Außerdem fürchte ich, daß Sie sich in eine große Gefahr begeben, wenn ich Ihnen das sagen darf, Hoheit. Ich hoffe nur, daß Sie sich bewußt sind, welche Folgen Ihr Schritt haben kann.« Der Herzog zündete sich eine Zigarette an und blies mit seinem unnachahmlichen Lächeln eine lange, gefiederte Rauchwolke in die Luft. »Schwierige Entschlüsse sind ein Privileg von Leuten wie ich, Oberst.«
Als Schellenberg in Boernes Büro trat, erblickte er außer dem Gesandten noch da Cunha, der am Fenster stand, und - die eigentliche Überraschung - Kleiber mit Armschlinge. Der Triumph in dessen bleichem Gesicht hätte ihn auf das Schlimmste gefaßt machen sollen. »Oberst da Cunha ist wegen des Herzogs von Windsor gekommen«, sagte Boerne. »Stimmt das?« fragte Schellenberg den Sicherheitschef erstaunt. »Seine Königliche Hoheit würde Sie heute abend gern sprechen. Inoffiziell und unter vier Augen. Er will auf keinen Fall, daß seine Leute etwas davon erfahren.«
»Was schlägt er vor?«
»In etwa das gleiche Arrangement wie gestern abend. Er wird um zehn zum Gartenhaus gehen und seine gewohnte Zigarre rauchen. Wenn Sie den Wagen unten am Hügel lassen und zu Fuß hinaufgehen, erwarte ich Sie an der Seitentür. Niemand braucht etwas davon zu merken.«
»Ich kann es nicht glauben. In diesem Stadium des Spiels. Warum?«
»Die Excalibur legt schon in sechsunddreißig Stunden ab.« Da Cunha zuckte die Achseln. »Vielleicht ist dies für ihn der Augenblick der Wahrheit. «
»In Ordnung«, sagte Schellenberg. »Ich werde dort sein.«
»Und ich werde mitkommen«, sagte Kleiber, dessen Stimme vor Aufregung bebte.
Es war eine Konfrontation, die Schellenberg nicht gewollt hatte, aber trotzdem sagte er nur: »Ich glaube, in Anbetracht Ihrer Nummer von heute morgen lassen wir das lieber.«
Boerne schaltete sich ein: »Tut mir leid, Brigadeführer, aber ich habe hier einen Funkspruch, der vor kaum einer Stunde von
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