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Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Stierspringen.«

    »Sie wollen mir doch nicht erzählen, daß diese Männer etwas Ähnliches beabsichtigen?«
      Die Männerreihe näherte sich dem Tier. José Borges forderte den Stier heraus, indem er sich stolz vor ihm aufbaute, den Kopf zurückwarf, die Hände in die Hüften stemmte und sich als Ziel darbot. Als der Stier angriff, schrie die Herzogin entsetzt auf, aber Borges hechtete im letzten Augenblick auf den Kopf des Tieres, packte es an den Hörnern, machte einen Handstand und sprang von seinem Rücken, während es unter ihm durchraste. Borges drehte sich um, stemmte wieder die Hände in die Hüften und verbeugte sich vor den königlichen Gästen. Zwei seiner Kameraden wiederholten das Kunststück, und dann war Borges noch einmal an der Reihe. Diesmal blieb er nach seinem Salto etwa zwanzig Sekunden auf dem Rücken des Stiers stehen und ließ sich von ihm einmal um die Arena tragen. Als er absprang, öffnete man wieder das Tor des touril und trieb den Stier hinein.

      »Was passiert jetzt mit ihm?« fragte die Herzogin ihren Gastgeber, de Oliveira, der wieder zu ihnen gekommen war.
      »Manchmal wird der Stier geschlachtet, aber wenn er besonders mutig war, kommt er wieder auf die Weide und wird zur Zucht benutzt. Ein Stier darf nie zweimal in die Arena. Er lernt nämlich aus Erfahrung, wenn ich mich so ausdrücken darf, und wird dann zu gefährlich.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«

      »Wenn ich Ihrer Königlichen Hoheit jetzt einige der toureiros vorstellen dürfte? Es dauert nur einen Augenblick. Es wäre eine große Ehre für sie.«
      »Selbstverständlich«, sagte der Herzog. »Ich möchte besonders den Kleinen mit der Augenbinde kennenlernen. Eine bemerkenswerte Leistung. Atemberaubend.«
    Das Mittagessen wurde auf der breiten Terrasse hinter dem Herrenhaus serviert, unter den weit ausladenden Ästen eines Eukalyptusbaums, der die Luft mit seinem Geruch erfüllte. De Oliveira hatte ganz bewußt eine Mahlzeit nach alter Art zubereiten lassen. Es gab kalten gaspacho, eine Suppe aus zerkleinertem rohem Gemüse mit Olivenöl und Essig, dazu Brot, Räucherwürstchen, knackige Salate und frischen Schafskäse. Die einzige Konzession an den festlichen Anlaß war der reiche Vorrat an Champagner - Dom Pérignon in schweren silbernen Sektkübeln mit dem getriebenen Wappen der de Oliveiras.
      Der Herzog lächelte seiner Frau zu. »Hat es dir gefallen, Wallis?«
      »O ja, David, der schönste Tag, den wir seit einer Ewigkeit gehabt haben.«
      »Das habe ich eben auch gedacht. Trotzdem wird es Zeit, daß wir zurückfahren. «

      Ramajo de Alvarez schien etwas sagen zu wollen, aber in diesem Moment kam Fernandes da Cunha über den Rasen zu ihnen. »Nun, startbereit, Oberst?« sagte der Herzog.
      Da Cunha salutierte. »Wenn Ihre Königliche Hoheit die Freundlichkeit hätten, mir eine Minute unter vier Augen zu schenken? Es geht um eine Frage der Sicherheit.«
      »Selbstverständlich.« Der Herzog lächelte den anderen zu. »Entschuldigt mich. Ich bin gleich wieder da.«
      Er entfernte sich, eine Zigarette rauchend, mit da Cunha. »Sehen Sie, Oberst«, sagte er nach einigen Schritten. »Ich weiß nicht, was für Gerüchte Ihnen zu Ohren gekommen sind, aber wenn wir hier in zehn Minuten abfahren, dann in Richtung Lissabon. Ganz gleich, was manche Leute zu denken scheinen - ich habe nicht die geringste Absicht, einen Abstecher zur spanischen Grenze zu machen.«

    »Heute morgen wären Sie beinahe in eine Situation geraten, die Ihnen keine andere Wahl gelassen hätte, Königliche Hoheit.« Sie waren über den Hof gegangen und hatten die kleine Kapelle des Gutes erreicht.
      Der Herzog blieb stehen und sagte: »Um Himmels willen, Oberst, was meinen Sie damit?«
      Oberst da Cunha öffnete die Tür der Kapelle und nahm seine Mütze ab. »Wenn Ihre Königliche Hoheit bitte eintreten würden? Drinnen wartet jemand auf Sie, der Ihnen die Lage weit besser erklären kann als ich.«
      Die Kapelle war winzig, hatte einen Steinfußboden und weiß gekalkte Wände. Auf der einen Seite stand eine Madonna, und vor dem schlichten Altar mit dem geschnitzten Kruzifix brannten einige Kerzen. Auf einer der roh zugehobelten Holzbänke saßen zwei Bauern, ein Mann und eine Frau. Beim Geräusch der Tür, die sich in den Angeln drehte, wandten sie sich um und standen auf, und der Herzog sah, daß die Frau mit dem schwarzen Kleid und dem Kopftuch jung und ausgesprochen hübsch war. Als sie anfing zu

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