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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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mir noch mehr solcher kleinen Späße. Denken
     Sie bitte noch mal nach.«
    »Ich bin mir nur nicht sicher, Madame, ob der letzte davon tatsächlich einer war oder ob dahinter nicht ein Sinn steckte.
     Als Ludwig am Tag darauf zum Ritter vom Heiligen Geist ernannt wurde und er nun die Ritter seines Ordens empfing – darunter
     auch meinen Vater –, küßten ihn alle nacheinander auf die Wangen. Als aber der Herzog von Bellegarde an die Reihe kam, faßte
     Ludwig ihn mit beiden Händen beim Bart und sagte lachend: ›Seht, der ist ein Ehrenmann!‹«
    »Und welche Absicht konnte hinter diesem kleinen Spaß stecken, Monsieur?«
    »Nun, erinnern Sie sich doch bitte, daß der Herzog auf Anweisung der Königin diesem läppischen Marquis von Ancre den Vortritt
     hatte lassen müssen. Ich meine, Ludwig wollte ihn für diese Demütigung rächen, indem er ihm, hinter einem Scherz verborgen,
     seine Wertschätzung bezeigte.«
    »Kommen wir auf die endlose Salbung zurück, Monsieur. Wann war sie nun zu Ende?«
    »Um Viertel nach zwei Uhr! Und nach der Müdigkeit zu urteilen, die ich in Füßen, Beinen und im Kreuz verspürte, stellte ich
     mir vor, wie erschöpft Ludwig sein mußte. Um halb drei endlich brachte man den kleinen König zurück in seine Gemächer im erzbischöflichen
     Palast.«
    »Und nun verraten Sie mir, Monsieur: was waren seine ersten |75| Worte, nachdem er gesalbt und gekrönt war? Sie lachen, Monsieur? Haben Sie die Stirn, sich über mich lustig zu machen?«
    »Oh, Madame! Nicht im Traum würde ich daran denken! Ich hoffe nur, daß Ihr Humor mehr der Seite von Madame de Guise zuneigt
     als der von Madame de Rambouillet.«
    »Sie reizen meine Neugier. Nun sprechen Sie schon.«
    »Also, Madame, sowie Ludwig in seinen Gemächern im erzbischöflichen Palast eintraf, eilte ihm Monsieur de Souvré trotz seiner
     Leibesfülle entgegen und sagte: ›Sire! Ihr müßt unendlich müde sein. Was wünscht Ihr? Essen?‹ – ›Nein, Monsieur de Souvré.‹
     – ›Schlafen, Sire?‹ – ›Nein, Monsieur de Souvré.‹ – ›Aber, Sire, wollt Ihr denn gar nichts?‹ – ›Nur pinkeln‹, sagte Ludwig.«

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    |76| DRITTES KAPITEL
    Am Tage darauf erhielt ich abermals ein Billett von Madame de Guise, ich solle sie um Schlag zehn Uhr im erzbischöflichen
     Palast besuchen: was besagen wollte, wie ich annahm, daß sie den Abgrund ihres ›Verfalls‹ überwunden hatte und wieder auf
     der Höhe ihrer herbstlichen Schönheit war.
    Ich fand sie im Bett, aber geschminkt, frisiert und in einem sehr kleidsamen hellblauen Morgengewand. Und unter der Decke
     neben ihr erblickte ich eine Schlafgefährtin, die mir den Rücken zuwandte.
    »Ich bin wieder ins Bett gekrochen«, sagte die Herzogin, »mir war kalt. Das Wetter ist so plötzlich umgeschlagen. Nun, Söhnchen,
     bleibt nicht da stehen. Kniet Euch hier zu mir. Perrette, bring ein Polster für den Chevalier! Aber daß du mir nicht wieder
     mit ihm äugelst, wie du es gerne machst, sonst schick ich dich zurück zu deinen Kühen.«
    »Madame«, sagte Perrette leicht entrüstet, »ich habe noch nie Kühe gehütet.«
    »Dann lernst du es. Anfangen muß jeder mal.«
    »Wer ist da?« fragte mit gedehnter Stimme die Schläferin, die uns den Rücken kehrte.
    »Der Chevalier de Siorac.«
    »Ach, bitte, Mama, gebt dem kleinen Cousin von mir einen
poutoune
. Er allein ist netter als meine vier Brüder zusammen.«
    Auch wenn die Schläferin nicht ›Mama‹ gesagt und von ihren Brüdern gesprochen hätte, ich hätte die Prinzessin Conti allein
     an ihrer spöttelnden, koketten Stimme erkannt.
    »Madame«, sagte ich, »für diese Ehre würde ich das Bett gern umrunden.«
    »Kleiner Cousin«, sagte sie, »ich habe Euch vorgestern zwei Küsse gegeben. Das reicht. Sonst gewöhnt Ihr Euch noch daran …
     Nur weil alle Männer mich anbeten, muß ich meine Gunst ja nicht verschwenden.«
    |77| »Nur dauert die Anbetung nicht ewig, leider!« sagte Madame de Guise, indem sie mit kläglicher Miene den Kopf schüttelte.
    »Nicht, wenn ich nach Euch gehe, Frau Mama«, sagte die Prinzessin, diesmal ohne ihren spöttelnden Ton, indem sie sich zu uns
     herumdrehte und ihrer Mutter mit dem Handrücken das Gesicht streichelte.
    »Mehr als einer am Hof«, setzte sie mit Wärme hinzu, »würde sich nur zu gerne in diesen blauen Augen spiegeln, wenn Ihr nicht
     so an einem bestimmten Herrn hinget.«
    »Ach, Tochter, Tochter!« sagte Madame de Guise. »Wäre ich doch an Eurer Stelle!«
    Da ich sah,

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