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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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lächelte sie halb ärgerlich, halb belustigt und folgte ihr mit gerührtem
     Blick, während die Prinzessin in lässigem Schritt, die Nase hoch, die Schultern sehr gerade, hinausging.
    »Wie grausam man ist, wenn man nicht liebt!« sagte Madame de Guise seufzend. »Der arme Prinz! Sicher ist er alt, häßlich,
     leidend, kann keine drei Worte nacheinander sagen! Und taub ist er, wozu soll man da mit ihm reden? Und wie soll er antworten,
     da er schwachköpfig ist? Von seinen anderen Schwächen ganz zu schweigen … Also, Ihr könnt Euch vorstellen, daß er mit der
     Prinzessin nicht mehr anfangen kann als sie anzuhimmeln, und selbst diese Freude gönnt sie ihm nicht oft. Aber zum Teufel
     mit meinem Gejammere! Kommen wir zu unseren Dingen. Ich habe genug mit meinen Söhnen zu tun, um mir auch noch Sorgen um meinen
     Schwiegersohn zu machen.«
    Hierauf betrachtete sie mich schweigend mit einer Ernsthaftigkeit, die ihr, wer weiß wieso, ein wundersam kindliches Aussehen
     gab.
    »Söhnchen«, sagte sie, »ich bin froh, daß wir jetzt unter vier Augen sprechen können. Was ich Euch zu sagen habe und was äußerst
     folgenreich für Euch und alle ist, die Euch lieben (dabei lächelte sie mich an), muß bei Strafe, die Sache zu verderben, vollkommen
     geheim bleiben. Ihr dürft Euch nur Eurem Vater eröffnen, denn letztlich hängt von ihm der Erfolg eines Unterfangens ab, das
     Eurem Fortkommen sehr dienlich sein könnte.«
    |80| Ich erbebte bei diesem Wort, denn als meine liebe Patin das letztemal für mein ›Fortkommen‹ hatte sorgen wollen, war ich zwölf
     Jahre alt. Damals wollte sie mich unbedingt zum Pagen des Königs machen: ein Vorschlag, der, wenn mein Vater ihn gutgeheißen
     hätte – aber er tobte vor Zorn! – mich gezwungen hätte, meine Studien fahren zu lassen, um mich – ich zitiere die väterlichen
     Worte – in die Schule der ›Tagedieberei und des Lasters‹ zu begeben. Da ich aber zunächst mit meinem Vater über das jetzt
     ins Auge gefaßte Vorhaben sprechen sollte, hatte ich, wie mir schien, nicht viel zu fürchten, denn mein Vater würde jede abwegige
     Idee im Keim ersticken.
    »Ihr blickt so grübelnd, Söhnchen..?«
    »Ich brenne vor Neugier, Madame.«
    »Ihr sollt zufriedengestellt sein. Kennt Ihr den Marquis de Saint-Régis?«
    »Nein.«
    »Er ist einer der vier Ersten Kammerherren des Königshauses.«
    »Was ihm, wette ich, sehr gute Einkünfte bringt.«
    »In der Tat, aber der Marquis de Saint-Régis ist über die Fünfzig, und weil er vom Hof und vom Pariser Gestank genug hat,
     will er sein Amt verkaufen und sich nach Joinville auf sein Landhaus zurückziehen, das er mit dem Erlös aus diesem Verkauf
     instand setzen will. Er hat mir seinen Plan unterm Siegel der Verschwiegenheit anvertraut.«
    »Und warum die Geheimhaltung?«
    »Der Marquis de Saint-Régis ist mit den Guises verwandt und würde sein Amt, wenn möglich, gerne an meinen Jüngsten, den Chevalier
     de Guise, verkaufen, der aber keinen blanken Sou besitzt.«
    »Und warum kauft Ihr es ihm nicht, Madame?«
    »Ihr macht wohl Witze, Söhnchen! Der Marquis de Saint-Régis verkauft sein Amt für hunderttausend Livres. Wo soll ich eine
     solche Summe hernehmen? Ich habe vierhunderttausend Livres Schulden und halte meinen Rang nur dank der Freigebigkeit der Königin.
     Aber die ist nicht grenzenlos. Trotzdem habe ich mich gehütet, Saint-Régis gleich abzuweisen. Zumal er in seiner Treue um
     jeden Preis wollte, daß sein Amt im Haus Guise bleibt. Denn ich dachte an Euch.«
    »An mich, Madame!« sagte ich verblüfft.
    |81| »An Euch«, sagte sie lächelnd. »Verbindet uns beide nicht auch ein Blutsband?«
    »Oh! Und wie teuer es mir ist! Aber hunderttausend Livres! Wo sollte ich die hernehmen?«
    »Euer Vater wird sie Euch geben.«
    »Mein Vater! Aber Ihr wißt doch wie ich, wir leben daheim glücklich, aber karg.«
    »Genau so wird man reich, mein Söhnchen. Viel einnehmen, wenig ausgeben.«
    »Mein Vater und reich? Ich traue meinen Ohren nicht!«
    »Er ist es! Auch wenn er als Edelmann bei seinen Geschäften nicht in Erscheinung tritt und Strohmänner benutzt, kennt Euer
     Vater, mein Kind, tausend und ein Mittel, einen Sou in einen Ecu zu verwandeln.«
    »Und er sollte hunderttausend Livres ausgeben, um mir dieses Amt zu verschaffen?«
    »Er liebt Euch, also wird er es tun, wenn er sieht, daß diese Stellung Euch nicht widerstrebt.«
    »Sie widerstrebt mir ganz und gar nicht!« rief ich.
    Und auf der Stelle küßte ich

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