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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Surie. »Ich habe kürzlich einen Wald für ein bißchen mehr als diese Summe verkauft. Sie gehört
     Euch. Ihr gebt sie mir wieder, wenn Ihr könnt.«
    »Dabei machst du aber Verlust, Miroul«, sagte mein Vater, sehr gerührt über dieses Angebot. »Du wolltest das Geld doch sicher
     deinem Juden anvertrauen, damit er es zu zwanzig verleiht.«
    »Mir gibt er sowieso nur zehn Prozent«, sagte La Surie. »Schließlich trägt er alle Risiken.«
    »Miroul«, sagte mein Vater, »dann zahle ich dir aber einen Zins.«
    »Pfui!« sagte La Surie erhaben, »wollen wir Edelleute auf einmal die Wucherer spielen? Warum soll ich nicht auch etwas zu
     Pierre-Emmanuels Fortkommen beisteuern dürfen? Also, abgemacht!«
    |90| »Hab großen Dank, Miroul«, sagte ich, indem ich ihn in meine Arme schloß.
    Ich dankte auch meinem Vater, wollte ihm aber meine ganze Dankbarkeit erst ausdrücken, wenn wir allein wären. Und mit einemmal,
     wie wir drei da vor dem Feuer standen, trat zwischen uns eine Art Beklommenheit, wenn auch eine freudige, wortlose, als ob
     das, was wir einander hätten sagen mögen, alle Worte überstiege. La Surie brach als erster den Bann, indem er die Scheite
     aufrührte, die dessen gar nicht bedurften, und mein Vater setzte sich in seinen angestammten Lehnstuhl und streckte die Füße
     vors Feuer.
    »Aber«, sagte ich, »sind wir nicht im Begriff, die Haut des Bären zu verkaufen?«
    »Durchaus nicht«, sagte mein Vater. »Eure Patin hat hundertmal recht. Meint Ihr, die Regentin wird nein sagen? Dafür fürchtet
     sie die Guises viel zu sehr. Und sofern Saint-Régis bei seinem Angebot bleibt, ist das Amt Euer, mein Sohn, ohne daß wir gezwungen
     sind, über die Marquise zu gehen und uns an ihren Nadeln zu stechen.«
    Wir lachten, dann ging La Surie, sei es, daß er tatsächlich etwas zu tun hatte, sei es, daß er uns allein lassen wollte, weil
     er ahnte, daß wir von jenen Nadeln bald auf die Gräfin von Lichtenberg kommen würden. Trotzdem verwunderte mich sein Fortgehen,
     denn für gewöhnlich tat er das nicht, weil er wußte, daß es in diesem Haus keine Geheimnisse vor ihm gab.
    »Mein Sohn«, sagte mein Vater, nachdem er mich aufgefordert hatte, mich zu setzen, »habe ich recht verstanden, daß Bassompierre
     in der Sache Frau von Lichtenbergs bei der Königin nicht zu sehr in Erscheinung treten will und daß er darum erst einmal Concini
     vorgeschickt hat und nun Euch drängt, mit der Marquise zu verhandeln?«
    »So ist es, Herr Vater.«
    »Wißt Ihr, warum er im Schatten bleiben will?«
    »Wahrscheinlich fürchtet er, da Frau von Lichtenberg Protestantin ist, man könnte ihm eines Tages vorwerfen, er habe einer
     Ketzerin Einlaß in Frankreich verschafft.«
    »Und denkt Ihr nicht, wenn Ihr Euch jetzt an die Marquise wendet, daß man Euch eines Tages denselben Vorwurf machen könnte?«
    »Das könnte tatsächlich sein.«
    |91| »Trotzdem wollt Ihr dieses nicht geringe Risiko eingehen, weil Frau von Lichtenberg Euch so sehr am Herzen liegt?«
    »So ist es.«
    »Wenn aber«, fuhr er fort, »Eure Fürsprache bei der Marquise der Regentin nun mißfiele, könnte sie Euch hernach nicht verbieten,
     dem Marquis de Saint-Régis sein Amt abzukaufen?«
    »Das wäre möglich, in der Tat«, sagte ich mit erstickter Stimme, denn in dem Moment erstarrte mein Herz zu Eis: ich war auf
     das Schlimmste gefaßt.
    »Wäret Ihr in dem Fall nicht gut beraten, zuerst das Amt zu kaufen und danach mit der Marquise über die Rückkehr unserer Freundin
     zu verhandeln?«
    »Wenn Ihr dies meint, Herr Vater, werde ich Euren Rat befolgen«, sagte ich unendlich erleichtert.
    Mein Vater nickte, wie um mir für meine Zustimmung zu danken, und begann wortlos, die Augen ins Feuer gerichtet, auf seine
     Stuhllehnen zu trommeln. Zuerst dachte ich, er wollte allein sein, aber als sein Schweigen anhielt, begriff ich, daß er noch
     etwas anderes auf dem Herzen hatte, aber nicht wußte, wie er es in Worte fassen sollte.
    »Mein Herr Sohn«, begann er schließlich mit einer Feierlichkeit, die bei ihm nicht die Regel war, denn für gewöhnlich gab
     er auch seinen ernsthaftesten Reden einen scherzenden Anflug, »ich finde Eure Gefühle für die Gräfin von Lichtenberg unendlich
     rührend. Gewiß ist sie doppelt so alt wie Ihr, aber was mich angeht, sehe ich in diesem Unterschied kein Verbrechen: Liebe
     fragt nicht, wo sie hinfällt, und geht über die kleinlichen Vorurteile der Menschen hinweg. Trotzdem wird dieser Unterschied
     für Euer

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