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Königskinder (German Edition)

Königskinder (German Edition)

Titel: Königskinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Fischer
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ein Telegramm schicken, wenn Du ankommst?
Deine Irka
    Mittlerweile wütet die Luftschlacht um England, das «Unternehmen Seelöwe». Täglich gibt es neue Schreckensmeldungen. Am neunzehnten Juli hat Hitler Großbritannien in einer Reichstagsrede ein «Friedensangebot» unterbreitet, in dem er an die Vernunft Englands appellierte und die britische Regierung aufforderte, weiteres Blutvergießen zu verhindern. Drei Tage darauf, am Tag dreizehn des Battle of Britain , lehnte Außenminister Halifax mit den Worten ab: «Deutschland wird den Frieden erhalten, wenn es die von ihm besetzten Gebiete geräumt, alle von ihm unterdrückten Freiheiten wiederhergestellt und Garantien für die Zukunft gegeben hat.»
    Irka atmet auf. Halifax, der bei seinen Bemühungen um die Verhinderung eines Krieges von Hitler mehr als einmal an der Nase herumgeführt worden war, hat endlich begriffen, was von den Versprechungen Nazi-Deutschlands zu halten ist. Er folgt den Vorgaben Churchills, der bei seinem Regierungsantritt von einem «Sieg um jeden Preis» sprach. Besteht dieser Preis in der sinnlosen Deportation von Leuten wie Erich?

[zur Inhaltsübersicht]
    14
    Während die Jungen Witze reißen und sich den Spaß am großen Abenteuer durch ein paar Hiebe nicht verderben lassen, verkriechen sich die Älteren und vor allem jene, die Konzentrationslager überlebt haben, ängstlich, sobald ein Uniformierter in der Nähe ist. Manche äußern Selbstmordgedanken. Wer bis zu seiner Internierung ein Leben in Sicherheit und Komfort geführt hat, kommt schwer zurecht mit dem täglichen Kampf um «Lebensraum», um ein Stück Brot, eine halb ausgerauchte Zigarette oder einen Platz auf einer Toilettenschüssel.
    Oberstleutnant Scott, der üblicherweise den Kontakt zu den Internierten meidet, lässt am neunzehnten Juli die Sprecher des Vorderdecks antreten und hält eine kurze Rede.
    «Ich muss mit Ihnen sprechen», bellt er, «verwahre mich jedoch gegen Fragen Ihrerseits. Ich habe vom Kriegsministerium genaue Anweisungen bezüglich Ihrer Behandlung. Die Sicherheit des Transports ist mein oberstes Anliegen. Diese Aufgabe muss ich erfüllen. Sie werden nach diesen Anweisungen behandelt. Was Ihr Eigentum betrifft, so werden Sie es zurückerhalten.»
    Am nächsten Tag hält er vor den Internierten des Hinterdecks eine erheblich längere Rede, die mit den Worten endet: «Meine Offiziere haben sich darüber beklagt, sie würden von Ihnen mit Forderungen, Anträgen und Beschwerden belästigt. Wenn das nicht aufhört, werde ich mir geeignete Maßnahmen überlegen müssen.»
    An seine Truppen wendet er sich als «alter Soldat»: «Ich weiß, dass britische Tommys eine derartige Gelegenheit nutzen, um sich an unbeaufsichtigten Kleinigkeiten zu bedienen. Als ich eure Kompanie kürzlich inspizierte, konnte ich nicht umhin, kleinere Gegenstände zu sehen, die ihr garantiert nicht mit an Bord gebracht habt, und mir ist zu Ohren gekommen, dass einige Kameraden damit begonnen haben, Koffer zu plündern. Das muss ein Ende haben, ich werde jedoch verdammt noch mal keinen Mann bestrafen, der es nicht wirklich verdient.»

    Während die Internierten auf hoher See sich die Seele aus dem Leib kotzten, hat ein junger britischer Soldat schon am Tag nach ihrer Einschiffung einen Brief nach Hause geschrieben, der erheblich mehr Staub aufwirbelte als alle aussichtslosen Beschwerden der Dunera -Passagiere. Merlin Scott, mit Oberstleutnant Scott nicht verwandt, sondern Sohn eines hohen Angestellten im britischen Außenministerium, hatte den Auftrag, die italienischen Überlebenden der Arandora Star in Birkenhead in der Grafschaft Cheshire zu bewachen und sie anschließend nach Liverpool zu begleiten, von wo aus sie, so sein Informationsstand, die Schiffsreise nach Kanada antreten würden.
    Der junge Mann zeigte sich geschockt: «Die italienischen Schiffbrüchigen wurden abscheulich behandelt – und jetzt sind sie erneut auf See, obwohl sie auf ihrer letzten Reise ihre Väter und Brüder verloren haben.» Er beschrieb, wie die Italiener die Gangway hinaufgetrieben und ihrer Habseligkeiten beraubt wurden, die dann vom Regen durchnässt auf einem ungeordneten Haufen landeten. Es seien viele Telegramme angekommen, schrieb er, in denen Familienangehörige der Überlebenden ihre Erleichterung zum Ausdruck brachten. Doch keiner der Adressaten hat die Telegramme zu Gesicht bekommen. «Jetzt, da das Schiff ausgelaufen ist, weiß ich, dass die Telegramme sie nie mehr erreichen werden.

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