Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
einen Namen trug, den jedermann kannte. Bevor er geheiratet und Kinder gehabt hatte, und bevor seine Frau und seine Kinder wieder zu Schlamm geworden waren. Die frohen Täler der Vergangenheit. In einem langen, kalten Atemzug zog er die Höhenluft ein und stieß sie wieder aus. »Man hat hier wirklich eine schöne Aussicht, aber eigentlich wollte ich wissen, ob wir schon irgendwas von unserem alten Freund entdeckt haben.«
    »Du meinst Bethod, den sehr königlichen König der Nordmänner? Nein, von ihm haben wir noch nichts zu sehen bekommen. Kein einziges Haar.«
    Tul schüttelte den großen Kopf. »Man sollte doch meinen, dass man allmählich mal ein Zeichen von ihm bemerken würde, wenn er im Anmarsch wäre.«
    Logen ließ einen Schluck Wasser durch seinen Mund strömen, spuckte ihn über die Turmbrüstung aus und sah zu, wie er auf die Felsen unter ihnen klatschte. »Vielleicht fällt er nicht drauf rein.« Er fand, dass es durchaus etwas für sich hätte, wenn Bethod nicht käme. Rache ist mit etwas Abstand eine hübsche Vorstellung, aber wenn sie tatsächlich heranrückt, ist sie dann doch nicht mehr so angenehm. Vor allem dann nicht, wenn man einer zehnfachen Übermacht entgegensieht und keine Fluchtmöglichkeit hat.
    »Vielleicht nicht, nein«, sagte der Hundsmann sehnsüchtig. »Wie steht’s bei der Mauer?«
    »Sieht ganz gut aus, solange sie nicht etwa ein paar Leitern mitbringen. Wie lange glaubst du, sollen wir warten, bevor wir ...«
    »Ha«, knurrte Grimm, und sein langer Finger deutete ins Tal.
    Dort unten entdeckte Logen ein kurzes Aufblinken, eine Bewegung. Und dann blitzte wieder etwas. Er schluckte. Ein paar Männer vielleicht, die zwischen den Felsbrocken dahinhuschten wie Käfer über Kies. Er merkte, dass die Leute um ihn herum nervös wurden, und hörte sie murmeln. »Scheiße«, zischte er. Er warf dem Hundsmann einen Seitenblick zu, den sein Häuptling erwiderte. »Sieht so aus, als sei Crummocks Plan aufgegangen.«
    »Ja, so ist es wohl. Jedenfalls insoweit, dass Bethod uns gefolgt ist.«
    »Joh. Und jetzt kommt das knifflige Stück.« Jenes Stück, bei dem sie höchstwahrscheinlich alle getötet werden würden, aber Logen wusste, dass sie alle so dachten, auch ohne dass er die Worte aussprach.
    »Wollen wir nur hoffen, dass die Union ihren Teil der Abmachung hält«, sagte Hundsmann.
    »Hoffen wir das.« Logen versuchte zu lächeln, aber es sah nicht wirklich überzeugend aus. Mit dem Hoffen hatte er bisher nicht allzu viel Glück gehabt.
     
    Nach dieser Entdeckung hatte sich das Tal vor Hundsmanns Augen recht schnell gefüllt. Ruhig und ordentlich, so wie es immer Bethods Art gewesen war. Zwischen den zwei Felswänden wurden die Standarten aufgepflanzt, in einer Entfernung, die dreimal der Reichweite eines durchschnittlichen Bogens entsprach, und die Carls und die Hörigen hatten sich dicht darum geschart und sahen zu der Mauer hinüber. Die Sonne stand inzwischen hoch am blauen Himmel, und nur ein paar kleine Wolkenfetzen sorgten gelegentlich für Schatten. Das ganze Gewicht des Stahls vor ihnen glitzerte und schimmerte wie das Meer unter dem Mond.
    All ihre Zeichen waren dort zu sehen, die jener Besten, die schon seit langer Zeit für Bethod kämpften – Schlohmähne, Goring, Schneebleich, Kleinknochen. Dann gab es noch andere – zackige, kantige Zeichen von der anderen Seite der Crinna. Wilde Männer, die einen dunklen und blutigen Pakt mit Bethod geschlossen hatten. Hundsmann konnte hören, wie sie triumphierend brüllten und einander etwas zuriefen, wilde Laute, wie Tiere im Wald sie ausstießen.
    Insgesamt war es eine beeindruckende Versammlung, und Hundsmann roch die Angst und den Zweifel, der dick wie Suppe über der Mauer hing. Die Männer befingerten ihre Waffen und kauten auf ihren Lippen. Er gab sein Bestes, um so hart und gelassen wie möglich auszusehen, so wie Dreibaum es getan hätte. So wie man es von einem Häuptling erwartete. Ganz egal, wie sehr ihm die eigenen Knie zitterten.
    »Wie viele sind es, was meinst du?«, fragte Logen. Hundsmann ließ den Blick über das Tal gleiten und überlegte. »Achttausend vielleicht, oder auch zehn?«
    Es folgte eine Pause. »So ist auch meine Rechnung.« »Sehr viel mehr als wir jedenfalls«, sagte Hundsmann möglichst leise.
    »Joh. Aber die Schlachten werden nicht immer von der Seite gewonnen, die zahlenmäßig überlegen ist.«
    »Natürlich nicht.« Hundsmann kaute auf seiner Lippe, während er all diese Männer betrachtete.

Weitere Kostenlose Bücher