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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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nicht schon zehn Mal brechen sehen? Da ist ja schon ein Schiss von mir mehr wert!«
    »Natürlich alles Lügen«, gluckste Crummock, »aber so ist es ja üblich, nicht wahr? Erst wird ein bisschen gelogen, dann fängt die harte Arbeit an. Man wäre ja auch beleidigt, wenn er es nicht wenigstens mal probieren würde. Jeder Mann also?«, rief er dann nach unten. »Was ist mit Crummock-i-Phail, kann auch er als freier Mann gehen, wenn er will? Was ist mit dem Blutigen Neuner?«
    Hansuls Gesicht erschlaffte, als er den Namen hörte. »Dann ist es also wahr? Der Blutige Neuner ist dort oben bei euch, ja?«
    Hundsmann merkte, wie Logen neben ihn trat und sich auf der Mauer zeigte. Weißauge wurde bleich, und er ließ die Schultern hängen. »Gut dann«, hörte Hundsmann ihn leise sagen, »damit ist das Blutvergießen also unvermeidlich.«
    Logen stützte sich lässig auf die Brustwehr und warf Hansul und seinen Carls einen Blick zu. Diesen hungrigen, leeren Blick, als ob er sich unter einer Herde Schafe dasjenige aussuchte, das er als Erstes schlachten wollte. »Du kannst Bethod sagen, wir werden herauskommen.« Er machte eine Pause. »Nachdem wir eure ganze Bande umgebracht haben.«
    Lachen erklang auf der Mauer, und die Männer grölten und stießen ihre Waffen in die Luft. Es waren keine besonders lustigen Worte, sondern vielmehr harte, aber genau die hatten sie auch hören wollen, nahm der Hundsmann an. Es war eine gute Art und Weise, um die Angst abzuschütteln, jedenfalls für einen Augenblick. Sogar er selbst hatte kurzzeitig fast gelächelt.
    Weißauge stand da, vor ihrem wackligen Tor, und er wartete, bis die Jungs wieder ruhig geworden waren. »Ich hab gehört, dass du jetzt der Häuptling von der Horde hier bist, Hundsmann. Also musst du von diesem blutrünstigen Schlächter keine Befehle mehr entgegennehmen. Ist das auch deine Antwort? Soll es so sein?«
    Hundsmann zuckte die Achseln. »Was meinst du denn, wie es sonst sein sollte? Wir sind nicht zum Reden hergekommen, Hansul. Du kannst dich jetzt wieder verpissen.«
    Wieder wurde gelacht und gegrölt, und ein Kerl weiter hinten an Espes Abschnitt zog sich die Hosen herunter und streckte seinen nackten Hintern über die Brustwehr. Damit waren die Verhandlungen beendet.
    Weißauge schüttelte den Kopf. »Nun gut. Ich sag’s ihm. Damit geht es für euch wohl zurück in den Schlamm, aber ihr verdient es auch nicht besser. Sagt den Toten, wenn ihr sie trefft, ich hätte mein Bestes versucht!« Er suchte sich einen Weg zurück ins Tal, und seine vier Carls folgten ihm.
    Ganz plötzlich beugte sich Logen vor. »Ich werde nach deinen Söhnen Ausschau halten, Hansul!«, schrie er. Spucke flog von seinem verzerrten, grinsenden Mund, und der Wind nahm die Tropfen mit. »Wenn es richtig losgeht! Du kannst Bethod sagen, ich warte! Ihnen allen kannst du ausrichten, dass ich warte!«
     
    Eine seltsame Ruhe breitete sich über die Mauer und die Männer, die auf ihr standen, sie breitete sich über das Tal und die Männer, die dort lagerten. Die Art von Ruhe, wie sie manchmal vor einer Schlacht in der Luft liegt, wenn beide Seiten wissen, was ihnen bevorsteht. Dieselbe Ruhe, die Logen in Carleon gefühlt hatte, bevor er sein Schwert gezogen und laut brüllend den Angriff eingeleitet hatte. Bevor er seinen Finger verloren hatte. Bevor er der Blutige Neuner geworden war. Vor langer Zeit, als die Dinge noch einfacher gewesen waren.
    Bethods Graben war dem König der Nordmänner offenbar tief genug, und die Hörigen hatten ihre Schaufeln beiseite gelegt und sich dahinter zurückgezogen. Der Hundsmann war wieder die Stufen zum Turm emporgestiegen, hatte an der Seite von Grimm und Tul seinen Bogen aufgenommen und wartete. Crummock lauerte hinter der Mauer bei seinen Bergmenschen, die wild und kampfbereit in Stellung gegangen waren. Dow war bei seinen Jungs auf der linken Seite, Rotkapp bei seinen Jungs auf der rechten. Espe war nicht weit von Logen entfernt; sie beide standen oben über dem Tor und warteten.
    Die Standarten im Tal flatterten und raschelten sanft im Wind. In der Festung hinter ihnen schlug ein Hammer, einmal, zweimal, dreimal. Ein Vogel zwitscherte hoch über ihren Köpfen. Ein Mann flüsterte irgendwo, dann war er still. Logen schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken; er fühlte die heiße Sonne und die kühle Brise der Hohen Höhen auf seiner Haut. Um ihn herum war es so still, als ob er ganz allein sei und es keine zehntausend Männer in seiner Nähe

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