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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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gab, die darauf brannten, einander umzubringen. So still, so ruhig, er lächelte beinahe. Wäre so vielleicht sein Leben gewesen, wenn er nie eine Klinge zur Hand genommen hätte?
    Für einen Zeitraum von etwa drei Atemzügen war Neunfinger-Logen ein Mann des Friedens.
    Dann hörte er, dass sich etwas bewegte, und er öffnete die Augen. Bethods Carls rückten auf die Seiten des Tals zu, eine Reihe hinter der anderen, und dabei knirschten ihre Schritte, und ihre Waffen und Rüstungen klapperten. In ihrer Mitte blieb eine steinige Gasse frei, eine offene Fläche. Und aus dieser Lücke drangen schwarze Gestalten, die wie zornige Ameisen aus einem zerstörten Bau über den Graben wimmelten und als formlose Masse aus verdrehten Gliedern den Hang hinaufwaberten, mit fauchenden Mäulern und krallenden Klauen.
    Schanka. Selbst Logen hatte bisher noch nicht einmal halb so viele je an einem Ort gesehen. Das Tal wimmelte vor Schanka – eine geifernde, rasselnde, kreischende Heimsuchung.
    »Bei den verdammten Toten«, flüsterte jemand.
    Logen fragte sich, ob er den Männern, die um ihn herum auf der Mauer standen, etwas zurufen sollte. »Ruhig bleiben!« vielleicht, oder: »Standhalten!« Irgendetwas, das den Jungs ein bisschen Mut eingeflößt hätte, so wie ein großer Anführer das eben tat. Aber was hätte es genützt? Jeder von ihnen hatte schon einmal gekämpft und verstand sein Geschäft. Jeder von ihnen wusste, dass es kämpfen oder sterben hieß, und besser konnte man den Mut eines Mannes nicht stärken.
    Daher biss Logen die Zähne zusammen und legte die Finger fest um den kalten Griff von Kanedias’ Schwert. Er zog das matt glänzende Metall aus seiner vernarbten Scheide, und er sah die Plattköpfe herankommen. Die ersten waren vielleicht noch hundert Schritt entfernt, und sie kamen schnell näher.
    »Bogen bereit machen!«, brüllte Logen.
    »Bogen!«, wiederholte Espe.
    »Pfeile!«, ertönte Dows rauer Schrei von links, und Rotkapp rief dasselbe auf der anderen Seite. Um Logen herum knarrten die Bogen, als sie gespannt wurden, die Männer zielten, die Zähne zusammengebissen, die Gesichter grimmig und voller Schmutz. Die Plattköpfe drängten unaufhaltsam weiter voran, mit blitzenden Zähnen, heraushängenden Zungen und bitteren Augen, in denen der Hass funkelte. Nun war es gleich so weit, nur noch ein kurzer Moment. Logen ließ den Griff seines Schwerts in einer Hand kreisen.
    »Gleich«, flüsterte er.
     
    »Dann fangt verdammt noch mal an zu schießen!« Und Hundsmann ließ den Pfeil in die Menge der Schanka hinabschnellen. Überall um ihn her surrten die Bogensehnen, als die erste Salve abgeschossen wurde. Pfeile verfehlten ihr Ziel, prallten gegen Felsen und flogen zur Seite, Pfeile fanden ihr Ziel und ließen die Plattköpfe mit verdrehten schwarzen Gliedern kreischend niederstürzen. Männer griffen nach weiteren Pfeilen, ganz ruhig und gelassen. Sie waren die besten Bogenschützen der ganzen Truppe und wussten das.
    Bogen sangen und Pfeile surrten, und Schanka starben unten im Tal, und die Bogenschützen zielten erneut, locker und gelassen, ließen die Pfeile davonfliegen und nahmen die nächsten zur Hand. Hundsmann hörte den Befehl von weiter unten, und er sah weitere Pfeile von den Mauern herabkommen. Noch mehr Plattköpfe stürzten zu Boden, zappelten und zuckten im Dreck.
    »Das ist ja so leicht, als ob man Ameisen in einer Schüssel zerquetscht!«, rief jemand.
    »Klar«, knurrte der Hundsmann, »wenn man davon absieht, dass Ameisen nicht aus der Schüssel herauskriechen, um dir den verdammten Kopf abzuschlagen! Quatscht nicht, schießt lieber!« Er beobachtete, wie die ersten Schanka bis zu dem frisch ausgehobenen Graben vordrangen, darin herumzappelten und die Pfähle herauszureißen versuchten, bevor sie dann unten an der Mauer herumwimmelten.
    Tul hob einen riesigen Stein über den Kopf, beugte sich vor und schleuderte ihn mit lautem Gebrüll nach unten. Hundsmann sah, wie er hinter dem Graben einen Schanka erwischte und ihm das Gehirn zu allen Seiten herausspritzen ließ, das die Steine rot färbte, bevor der Brocken weiterrollte und noch ein paar andere erwischte. Die Schanka drängten sich an den Wall, verteilten sich auf seiner ganzen Länge, und ein paar von ihnen schickten Speere zu den Männern an der Brustwehr hoch oder schossen ungeschickt Pfeile ab.
    Nun begannen sie zu klettern. Ihre Klauen gruben sich in den zernarbten Stein, und so zogen sie sich an der Wand hinauf. An den meisten

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