Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
noch immer an der Mauer, und Logen deutete gerade auf das Geschöpf, als ein Pfeil vom Turm es im Rücken traf. Es stürzte in den Graben und blieb auf einem Pfahl hängen. Diejenigen, die das Tor hatten erstürmen wollen, waren alle erledigt, von Steinen zermalmt oder mit abgebrochenen Pfeilen gespickt. So sah es in der Mitte aus, und auf Rotkapps Seite war bereits ebenfalls alles klar. Links hingen noch einige an der Mauer, aber Dows Jungs waren schon fast mit ihnen fertig. Noch während Logen zusah, flogen ein paar Schanka blutüberströmt in den Graben.
    Im Tal begannen sie zu wanken, sie wichen zurück, kreischend und schnatternd, und immer noch hagelten die Pfeile von Hundsmanns Bogenschützen auf sie herab. Offenbar hatten die Schanka allmählich genug. Sie fingen an zu rennen und verschanzten sich wieder hinter Bethods Graben.
    »Wir haben sie erledigt!«, bellte jemand, und dann jubelten und schrien sie alle. Der Junge mit dem Bogen schwenkte die Waffe über dem Kopf und grinste, als hätte er Bethod ganz allein besiegt.
    Logen war nicht nach Feiern zumute. Er sah mit gerunzelter Stirn zu dem großen Heer von Carls hinter dem Graben, über denen die Banner von Bethods Truppe im Wind flatterten. Das hier war jetzt kurz und blutig gewesen, aber wenn sie das nächste Mal anrückten, würde es weniger kurz sein und viel blutiger. Er zwang sich, den schmerzenden Griff um das Schwert des Schöpfers zu lockern, lehnte sich gegen die Brüstung und umfasste eine Hand mit der anderen, damit sie nicht so zitterte. Dann holte er tief Luft.
    »Noch am Leben«, flüsterte er.
     
    Logen schärfte seine Messer, und der Feuerschein glänzte auf den Klingen, während er sie mal in diese, mal in die andere Richtung drehte und sie mit dem Wetzstein streichelte, zwischendurch die Fingerspitze mit der Zunge benetzte, einen Fleck wegrieb und sie ordentlich und sauber machte. Man konnte nie zu viele Messer haben, das war einfach so. Er grinste, als er sich an die Antwort erinnerte, die Ferro ihm darauf einmal gegeben hatte. Es sei denn, du fällst in einen Fluss und ertrinkst, weil dich das ganze Eisen auf den Grund zieht. Er fragte sich kurz, ob er sie wohl je wiedersehen würde, aber das war kaum wahrscheinlich. Man musste immerhin realistisch sein, und im Augenblick war es bereits Herausforderung genug, den nächsten Tag zu überleben.
    Grimm saß ihm gegenüber und glättete ein paar gerade Äste, um Pfeilschäfte daraus zu machen. Als sie sich gemeinsam am Feuer niedergelassen hatten, war am Himmel noch der letzte Schimmer der Abenddämmerung zu sehen gewesen, aber jetzt war es stockfinster, vom Leuchten der verhangenen Sterne abgesehen, und keiner von ihnen hatte die ganze Zeit über auch nur ein Wort gesagt. So war Harding Grimm nun mal, und Logen passte das sehr gut. Ein angenehmes Schweigen zog er allemal einem ungemütlichen Gespräch vor, aber nichts dauert ewig.
    Aus der Dunkelheit erklang das Geräusch zorniger Schritte, und der Schwarze Dow kam auf das Feuer zu, gefolgt von Tul und Crummock. Dow machte ein so finsteres Gesicht, wie es seinem Namen entsprach, und er trug zudem einen schmutzigen Verband um den Unterarm, den eine lange Spur getrockneten Blutes zierte.
    »Hast du dir eine Schramme eingefangen?«, fragte Logen.
    »Pah!« Dow ließ sich neben dem Feuer fallen. »Nur ein Kratzer. Scheiß-Plattköpfe! Die zünd ich alle an!«
    »Was ist mit euch anderen?«
    Tul grinste. »Meine Handflächen sind fürchterlich rau vom Steineschleppen, aber ich bin ein harter Hund. Das übersteh ich schon.«
    »Und ich habe noch immer entsetzlich wenig zu tun gehabt«, sagte Crummock, »wo sich doch meine Kindchen um die Waffen kümmern und die Pfeile aus den Toten schneiden. Das ist gute Arbeit für Kinder, da lernen sie, keine Scheu vor Leichen zu haben. Der Mond will mich kämpfen sehen, o ja, und ich will es auch.«
    Logen saugte an seinen Zähnen. »Du wirst schon noch dazu kommen, Crummock, deswegen würde ich mir keine Sorgen machen. Bethod hat für uns alle genug zu tun, denk ich mal.«
    »Ich habe die Plattköpfe noch nie so angreifen sehen«, überlegte Dow. »Dass sie so gegen eine gut verteidigte Mauer stürmen, ohne Leitern, ohne Waffen. Die sind ja nicht besonders schlau, diese Plattköpfe, aber sie sind auch nicht blöd. Sie mögen Hinterhalte. Sie bleiben gern in Deckung, verstecken sich und schleichen sich an. Sie können schon irrsinnig furchtlos sein, wenn es nicht anders geht, aber dass sie so angreifen,

Weitere Kostenlose Bücher