Königsklingen (First Law - Band 3)
aus freien Stücken? Das ist nicht natürlich.«
Crummock gluckste rau und tief. »Dass Schanka für eine Gruppe von Menschen gegen eine andere kämpfen, ist auch nicht natürlich. Wir leben in unnatürlichen Zeiten. Vielleicht hat Bethods Hexe sich einen Zauber ausgedacht, um sie derart aufzustacheln. Vielleicht hat sie diesen Viechern mit Zaubergesang und irgendwelchen Ritualen unglaublich viel Hass auf uns eingegeben.«
»Die ist bestimmt nackt um ein grünes Feuer herumgetanzt mit allem, was dazugehört, da bin ich mir sicher«, sagte Tul.
»Der Mond wird uns zum Sieg verhelfen, macht euch darüber keine Sorgen!« Crummock rasselte mit den Knochen, die um seinen Hals hingen. »Der Mond liebt uns alle, und wir können nicht sterben, solange er ...«
»Erzähl das mal denen, die heute wieder zu Schlamm geworden sind.« Logen deutete mit dem Kopf zu den frischen Gräbern im hinteren Bereich der Festung hinüber. Man konnte sie im Dunkeln nicht sehen, aber sie waren da. Etwa zwanzig Stellen mit aufgeworfener und wieder festgetretener Erde.
Aber der dicke Bergmensch lächelte nur. »Ich würde sagen, sie sind die Glücklichen, meint ihr nicht? Sie haben immerhin jeder ein eigenes Bett bekommen! Wir werden von Glück sagen können, wenn wir eine Grube mit einem Dutzend anderer kriegen, sobald es hoch hergeht. Sonst haben die Lebenden keinen Platz mehr zum Schlafen. Eine Grube für zwanzig Mann! Sagt mir nicht, ihr hättet das nicht schon erlebt oder solche Löcher mit euren eigenen hübschen Händchen gebuddelt.«
Logen stand auf. »Kann schon sein, aber gefallen hat es mir nicht.«
»Natürlich hat es das!«, brüllte ihm Crummock hinterher. »Nun tu mal nicht so, Blutiger Neuner!«
Logen sah sich nicht um. An der Mauer steckten Fackeln, etwa alle zehn Schritt eine, und leuchteten als helle Flammen in der Dunkelheit, um die Insekten wie weiße Pünktchen kreisten. Männer standen in diesem Licht, auf ihre Speere gestützt, die Bogen fest in den verkrampften Händen und die Schwerter gezogen, und sie sahen in die Nacht hinaus, immer auf der Hut vor Überraschungen. Bethod liebte Überraschungen, und Logen ging davon aus, dass sie noch die eine oder andere erleben würden, bevor die ganze Sache erledigt war.
Er stieg auf den Wehrgang, schob die Hände auf den klammen Stein und sah mit gerunzelter Stirn zu den Feuern hinüber, die in der Schwärze des Tales glommen. Bethods Feuer, weit entfernt in der Dunkelheit, und ihre eigenen, die Feuerstöße, die sie direkt vor der Mauer errichtet und angezündet hatten, um irgendwelche schlauen Jungs daran zu hindern, sich heranzuschleichen. Sie warfen flackernde helle Kreise über die schattenhaften Felsen, hier und da vom verdrehten Leichnam eines Plattkopfs unterbrochen, der von der Mauer gestochen oder geworfen oder von Pfeilen durchbohrt worden war.
Logen fühlte, dass jemand hinter ihn trat, und sein Rücken prickelte; seine Augen glitten von einer Seite zur anderen. Espe vielleicht, der endlich ihre alte Rechnung begleichen und ihn einfach von der Mauer stürzen wollte. Espe oder einer der hundert anderen, die einen Groll gegen Logen hegten, dessen Grund sie zwar längst vergessen hatten, den sie jedoch stets in Erinnerung behalten würden. Er versicherte sich, dass er eine Klinge in Griffweite hatte, bleckte die Zähne und machte sich bereit, herumzuwirbeln und zuzuschlagen.
»Wir haben uns heute gut gehalten, oder?«, sagte der Hundsmann. »Wir haben nicht mehr als zwanzig Mann verloren.«
Logens Atem ging wieder ruhiger, und er ließ die Hand sinken. »Wir haben uns gut gewehrt. Aber Bethod fängt gerade erst an. Er stochert ein bisschen herum, um unsere größte Schwachstelle zu finden und um uns müde zu machen. Er weiß, dass die Zeit der Schlüssel ist. In einem Krieg gibt es nichts Wertvolleres als die Zeit. Ein Tag oder zwei ist ihm mehr wert als ein Haufen Plattköpfe. Wenn er uns schnell aufreiben kann, dann nimmt er den Verlust in Kauf, vermute ich.«
»Dann halten wir wohl am besten die Stellung, was?«
In der Dunkelheit konnte Logen weit entfernt und hallend hören, dass Schmiede und Zimmerleute klappernd und dröhnend zu Werke gingen. »Sie arbeiten da unten. Sie bauen das ganze Zeug, das sie brauchen, um unsere Mauer zu erstürmen und den Graben zu füllen. Jede Menge Leitern und all den anderen Kram. Bethod wird versuchen, uns schnell kleinzukriegen, aber wenn er muss, wird er sich dafür auch Zeit nehmen.«
Hundsmann nickte. »Nun, wie ich
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